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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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gebrachten Geschosse in das Heck einschlugen, warf das Flugschiff herum und gegen den Turm, der ihm hatte Schutz bieten sollen. Zähflüssige blaue Flammen spritzten über die Holzwandung, während das Schiff von dem Gebäude abprallte und einmal um die eigene Achse wirbelte.
    Tarean schrie auf und ergriff das nächstbeste Tau, um sich festzuhalten. Das Deck unter ihm bockte wie ein vom Wahnsinn befallener Brull. Iegi, Auril, Haffta und Bromm fielen schreiend übereinander, und jeder packte, was er zu fassen bekam.
    Brennend und eine schwarzblaue Rauchspur hinter sich herziehend, wurde das Flugschiff auf ein Hausdach geschleudert. Es machte einen Satz, als die Kyrilliane es unvermittelt in die Luft hoben, schoss über die Dachkante hinaus und kollidierte mit einem weiteren Gebäude.
    »Wir müssen landen!«, brüllte Tarean aus Leibeskräften über das Durcheinander hinweg.
    »Ich versuche es ja!«, schrie Auril, wobei sie an allen Steuertauen gleichzeitig zu ziehen schien.
    Das Flugschiff sackte zwei Schritt in die Tiefe und schlug auf dem schrägen Schindeldach eines dreistöckigen Wohnhauses auf. Es hüpfte darüber hinweg wie ein flacher Stein über eine glatte Teichoberfläche. Dann schoss es in abenteuerlicher Schräglage über eine Straße und durch ein hohes Steintor hindurch, an dessen linker Säule zwei der an Backbord angebrachten Kyrilliankästen abgerissen wurden. Schleudernd und schlingernd rauschte das qualmende Geschoss quer durch eine hohe, überdachte Halle, in der mindestens hundert Nondurier in stiller Andacht versammelt waren, brach durch ein rückwärtiges Fenster – wobei ein weiterer Kyrilliankasten verloren ging – und landete nach einem schier endlosen Höllenritt mit einem letzten Knirschen auf dem staubigen Boden eines gut besuchten Marktplatzes. Einige Dutzend Schritt noch rutschte das wracke Gefährt an Ständen und Buden vorbei, deren Kunden und Verkäufer es mit großen Augen anstarrten. Schließlich kam es eine Handbreit vor einem Stand mit Töpferwaren knirschend zum Halt, dessen Besitzer in Erwartung des nahenden Unheils schon entsetzt die Hände vors Gesicht geschlagen hatte. Doch der Bug berührte nur eine einzelne, bauchige Urne, die daraufhin umkippte und harmlos unter eine der Auslagen rollte. Sonst geschah nichts.
    Und dann war Stille.
    Stöhnend und mit einem Gefühl im Leib, als befände sich kein Knochen mehr an der Stelle, wo er hingehörte, zog sich Tarean an der Backbordwand hoch und riskierte einen vorsichtigen Blick über die Reling. Eine Spur der Verwüstung bezeugte eindrucksvoll den Weg ihrer spektakulären Bruchlandung. Und nach der ersten Überraschung begann sich nun auch eine ziemlich finster dreinblickende Menge rothäutiger, hundegesichtiger Einwohner Durais um das Flugschiff zu versammeln. »Oha«, murmelte er leise.
    »Was ist?«, fragte Iegi kraftlos.
    »Wir stecken in Schwierigkeiten.«
    Der Prinz hustete trocken. »Jetzt erst?«
    Über den Türmen von Durai zogen die beiden Flugschiffe mit den blutroten Segeln am Himmel entlang und verschwanden lautlos außer Sicht.

 
    16
    DER PADESCHDAH
    Unter den wenigen, die in diesen Tagen von sich sagen konnten, beide Städte zu kennen, galt Durai als das »Agialon des Südens«. Nicht nur in der Ausdehnung ihrer Stadtgrenzen und der Bevölkerungszahl glichen sich die Hauptstadt von Nondur und die Metropole am Ufer des Riva. Auch der Niedergang ihrer einstigen Pracht war ihnen ironischerweise gemein. Während in Agialon die sechzehnjährige Herrschaft der Grawls Spuren hinterlassen hatte, die auch ein halbes Jahr später noch nicht einmal im Ansatz getilgt waren, hatte das seit beinahe sechshundert Jahren bestehende nondurische Reich schlicht den Zenit seiner Macht vor gut eineinhalb Jahrhunderten überschritten – auch die kürzliche Entdeckung des Kyrillians und die sich daraus entwickelnde Luftschifffahrt konnten daran nichts ändern. Im Gegenteil: Beides beschleunigte den Zerfall der bestehenden Machtverhältnisse sogar noch, denn unvermittelt sahen sich alteingesessene Händlersippen vor die Herausforderung gestellt, zum Himmel strebende Emporkömmlinge in ihre gesellschaftlichen Schranken zu verweisen.
    Dazu kam, dass Durais Reichtum auch unter den Angriffen von Calvas’ Wolflingen an der nördlichen Grenze Nondurs gelitten hatte. Wertvolle Flugschiffe waren zerstört worden und gute Männer gestorben. Und dann waren da noch die Kazzach, die sich mehr oder minder dauerhaft in der Mitte des

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