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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Nondurier gehörte, die lieber zuerst zuschlug und dann Fragen stellte, bei seiner Arbeit stets ausgezeichnet. Er griff schnell und früh an und ließ dem Gegner so meist keine Möglichkeit, eine hinreichende Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Immer den Feind in die Ecke drängen und dort am besten zu Boden drücken – das war für Wuffzak das Geheimnis seines Erfolges.
    Und auch in diesem Fall würde es nicht anders verlaufen. Am gestrigen Nachmittag hatten die Brüder die Mannschaften vom Landurlaub zurückberufen und den Befehl ausgegeben, sofort aufzubrechen und – wenn nötig – auch die Nacht durchzufliegen, um ein flüchtiges Flugschiff aufzuspüren und zu erobern. Ihr Auftraggeber war Ardo Sturmgänger, ein albischer Glücksritter von zweifelhaftem Ruf, dem das Schiff, wenn Wuffzak das richtig verstanden hatte, gestohlen worden war – was den Alb zu einem noch größeren Dilettanten machte, als er es in den Augen des nondurischen Söldners ohnehin schon gewesen war. Wer um alles in der Welt ließ sich ein Flugschiff klauen?
    Es hatte Wuffzak überrascht, dass es Ardo gelungen war, die Brüder für seine Sache zu gewinnen. Normalerweise waren beträchtliche Geldmittel oder aber ein Ruf, der für sich sprach, von Nöten, um die nondurischen Söldnerzwillinge, die den Goldenen Klingen vorstanden, zur Übernahme eines Auftrags zu bewegen – Wuffzaks Meinung nach, besaß der Alb weder das eine noch das andere.
    Allerdings hatte ihn dieser unheimliche Sette begleitet, der auf den ersten Blick wie ein Schankwirt oder etwas Ähnliches aussah. Doch nicht nur der stechende Blick seiner strahlend violetten Augen hatte Wuffzak frösteln lassen, wann immer der bleichhäutige Fremde mit dem ausgeprägten Gesichtshaar und dem beachtlichen Leibesumfang ihm zu nahe kam. Der Fremde strahlte zudem eine Aura der Verderbnis aus, die den im Grunde nicht sehr abergläubischen Wuffzak dazu brachte, die drei Abwehrzeichen gegen das Böse auf seine Brust zu schlagen. Zum Glück hatte er ihm nicht mehr über den Weg laufen müssen, seit er an Bord der Nechtar gegangen war.
    Wuffzak blickte auf und spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Der Jagdtrieb war jedem Nondurier in die Wiege gelegt. Aber nur der wahre Krieger wusste ihn sich über die Jahre hinweg zu erhalten, statt zu verweichlichen, wie etwa die Bewohner von Durai. Wuffzak war solch ein Krieger, und sein Jagdtrieb drängte ihn dazu, seine Beute zu schlagen. Er befahl die Harpuniere in den Bug und ließ die Fächer einholen, um der Luft weniger Widerstand zu bieten. Dann zwang er die Nechtar in einen halsbrecherischen Sturzflug, dem gestohlenen Flugschiff von Ardo Sturmgänger entgegen, der gemeinsam mit seinem unheimlichen settischen Begleiter und einem der Brüder auf der Hachtir , dem rechten der beiden bauchigen Kriegsschiffe, verblieben war.
    Einer seiner Männer – Wuffzak vermochte nicht zu sagen, welcher – wurde vom Eifer übermannt und schleuderte seine Harpune, bevor sie nah genug herangekommen waren. »Warten!«, bellte Wuffzak über das Deck hinweg. »Erst angreifen, wenn ich es sage!«
    Der feindliche Steuermann war eine Frau mit langen, schwarzen Haaren, wenn Wuffzak das recht erkannte. Sie fing an, hastige Ausweichmanöver zu fliegen. Der Nondurier grinste siegessicher. Es war, als würde ein fußlahmer Steppenhase versuchen, einem Windhund zu entkommen. »Macht euch bereit, Männer«, rief er, von fiebriger Begeisterung erfüllt.
    In diesem Augenblick vollführte das graue Schiff unvermittelt eine waghalsige Wende und wurde regelrecht in der Luft herumgeschleudert. »Eindrucksvoll«, gestand Wuffzak seiner Gegnerin zu, »aber was …« Er verstummte, als er das Armbrustgeschütz am Bug erkannte, das von einem Jungen und einem … Bären? … bemannt war. Auf der Sehne lag ein armlanger Pfeil, und an dessen Spitze …
    »Magisches Geschoss!«, schrie einer der Männer am Bug panisch, als die Armbrustsehne singend nach vorne schnellte und den Pfeil mit der hell gleißenden Spitze auf sie abfeuerte.
    Verdammt! Fluchend riss Wuffzak an den Steuertauen. Die Nechtar kippte zur Seite weg, um dem heranzuckenden Unheil zu entgehen. Der Nondurier war sich ziemlich sicher, dass der Pfeil fehlgehen würde. Er war viel zu überhastet abgeschossen worden. Entsprechend entsetzt riss er die Augen auf, als er sah, wie sich die gleißende Spitze vom Schaft löste und mit einem Kreischen, das Wuffzak durch Mark und Bein ging, zielsicher in ihrem

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