Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
Raum zu zerren.
»Spar dir deinen Atem, Tarean«, flüsterte Iegi. »Ich würde es wohl auch nicht glauben, wenn ich nicht dabei gewesen wäre.«
Schweigend und mit steinerner Miene führte der General die beiden Jungen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Als die Wachen die Kammer, in der Iegis und Tareans Gefährten warteten, aufschlossen und Anstalten machten, die Freunde ins Innere zu stoßen, hielt Jaular sie jedoch mit einer Geste zurück. »Nur den Vogelmenschen. Diesen Jungen hier brauche ich noch. Ich will ihn für seine dreisten Geschichten züchtigen.« Seine Lefzen verzogen sich zu einem böswilligen Grinsen, und in seinen Augen funkelte die Vorfreude.
»Was? Nein!«, rief Iegi. »Bromm, tu etwas.«
Der Werbär sprang sofort vom Boden auf und walzte auf den offenen Ausgang zu. Auch Auril und Haffta setzten sich in Bewegung. Doch die Wachen stießen ihnen Iegi in die Arme und schlugen dann mit Wucht die Tür ins Schloss. Sie hatten kaum den Riegel vorgelegt und den Schlüssel umgedreht, als von innen ein dumpfer Schlag zu hören war und die Holztür in ihren Angeln ächzte.
»Los, komm, Bursche!«, befahl der General, packte Tarean grob am Arm und zog ihn zu einer Tür direkt neben dem Ausgang des Kerkers.
»Nein, lasst mich!« Der Junge versuchte sich mit Tritten und Schlägen zu wehren, doch der Griff des Nonduriers war stahlhart.
Als zwei der Wachen Jaular zu Hilfe eilen wollten, wehrte er sie mit einem gebellten Befehl ab. »Zurück! Ich übernehme das alleine. Achtet lieber darauf, dass die anderen Gefangenen nicht ausbrechen.« Wie zur Bekräftigung seiner Worte erzitterte die Zellentür erneut unter Bromms wütendem Ansturm.
Der General öffnete die Tür, vor der sie standen, und warf den Jungen in den Raum dahinter. Dann folgte er ihm, zog die Tür hinter sich wieder zu und verriegelte sie von innen.
Tarean schlug hart auf dem Steinboden auf, wirbelte aber sofort herum, sprang auf und blickte sich gehetzt um. Sie schienen sich in der Wachstube zu befinden, zumindest legten das ein grober Holztisch, ein paar Stühle und ein – bedauerlicherweise leerer – Waffenständer nahe. Auf der Tischplatte standen noch ein paar Essensreste und ein tönerner Krug, der nach Wein roch. »Kommt mir bloß nicht zu nahe!«, rief der Junge zornig.
»Schscht!«, zischte der General vom Eingang her. »Halt den Mund und hör mir zu. Nein, besser noch: Schrei.«
»Was?«
»Lass sie hören, wie ich dich züchtige.« Jaular schlug hart gegen ein Fass, das gleich neben der Tür stand, und erzeugte dadurch ein dumpfes Geräusch. »Los doch«, fauchte er ungeduldig. Er traktierte das Fass erneut.
Der Junge blinzelte verwirrt, dann stieß er einen halbherzigen Schmerzensschrei aus.
»Gut so.« Der Nondurier ging zum Tisch hinüber und hämmerte mit der Faust auf die Tischplatte, dass die Schalen nur so klapperten. »Noch einmal.«
Tarean gehorchte.
»Und jetzt verrate mir«, fuhr Jaular leise fort, »ob dein Name wirklich Tarean ist?«
Tarean nickte stumm.
»Schwörst du es?«
»Beim wiederhergestellten Namen meines Vaters.«
»Das soll dich lehren, den Padeschdah zu belügen«, schrie der General und warf einen Stuhl um. Er gab Tarean ein Zeichen, und der steuerte ein schmerzerfülltes Aufheulen hinzu. »Hast du ihn belogen?«, fuhr Jaular im Flüsterton fort.
»Nein. Ich dachte, ich hätte den Hexer vor einem halben Jahr gemeinsam mit dem Grimmwolf getötet, aber das stimmte nicht. Sein Geist lebt noch, und er bedient sich fremder Körper, um nach Süden zu gelangen, wo auch wir hinwollen.«
»Was ist mit dem Flugschiff?« Jaular warf den Weinkrug an die Wand, wo er krachend zerschellte.
Tarean gab ein angsterfülltes Wimmern von sich. »Es gehörte einem einäugigen albischen Schmuggler namens Ardo, der uns in Steilklipp auf Calvas’ Geheiß hin überfallen hat. Doch wir konnten ihn zurückschlagen und sein Schiff stehlen. Seitdem jagt er uns.«
»Und du willst mir erzählen, dass ihr keine gemeinen Schmuggler seid, auf dem Weg in dieses elende Piratennest Nonuada?«, tönte der General laut und verpasste dem Fass zwei Hiebe, die dem Jungen allein beim Anblick Schmerzen in der Magengegend verursachten. Die Worte mochten den Wachen vor der Tür gegolten haben, doch der fragende Blick war echt.
»Ich schwöre es!«, jammerte Tarean theatralisch. Dann senkte er die Stimme. »Aber ich habe Euch schon genug verraten. Wer sagt mir, dass ich Euch trauen kann?«
Jaular stieß ein grimmiges Lachen
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