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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Begeisterungsschrei aus und ließ ihr Pferd vom Zügel. Mit weit ausgreifenden Schritten brach das dunkelgraue Tier aus der Formation aus und jagte im gestreckten Galopp los. Iegi und Tarean blickten sich an, der Taijirinprinz stieß einen schrillen Jagdschrei aus, und dann nahmen die beiden Jungen die Verfolgung auf. Moosbeere schoss wirbelnd neben ihnen her, wie ein glitzernder nondurischer Feuerwerkskörper, bereit, in tausend Farben zu explodieren.
    »Lasst die Kinder rennen«, brummte Bromm, während er den dreien mit Haffta und Fenrir nachfolgte. »Auch sie werden noch lernen, dass man nicht durch Schnelligkeit ans Ziel kommt, sondern durch Beharrlichkeit.«
    Um die Mittagsstunde lenkte Tarean sein Reittier neben das von Fenrir, und der Junge befragte den Nondurier, was aus der Gruppe Geächteter geworden war, bei denen sie im letzten Jahr eine Nacht hatten Gäste sein dürfen.
    »Es war etwa drei Wochen nachdem ihr uns verlassen hattet«, erzählte der hundeköpfige Krieger, »als wir erfuhren, dass der Hexer und sein Dämon besiegt seien. Einen knappen Mondlauf blieben wir noch zusammen, doch es zeigte sich, dass die Wolflinge keine Gefahr mehr darstellten. Das Heer unter dem albischen Hochkönig hatte den Drakenskal genommen und Anfurt zurückerobert. Thal war wieder frei. Und so zerfiel unsere Gemeinschaft, denn unsere Aufgabe war erfüllt.«
    »Aber ihr wart doch Freunde. Warum seid ihr nicht zusammengeblieben?«, wollte der Junge wissen.
    Der Nondurier lächelte milde. »Wir waren Kameraden in Kriegszeiten. Vielleicht hegten wir sogar freundschaftliche Gefühle füreinander. Doch vergiss nicht, wer wir waren: ein albischer Schurke, ein Gelehrter aus Agialon, ein Mönch, ein paar Bauern und ich, ein ehemaliger Soldat, dem Endhréan einst das Leben gerettet hatte, sodass ich ihm geschworen hatte, an seiner Seite zu kämpfen, bis der Krieg vorüber sei. Wie hätten wir zusammen eine Zukunft haben sollen?«
    »Was ist also geschehen?«
    »Magister Dinriol ging als Erster. Es zog ihn nach Agialon zurück. Bruder Lanfert beschloss, ihn zu begleiten. Die Bauern Alwyn und Jormun wollten zu ihren Höfen zurückkehren und sich ein neues Leben aufbauen. Shivonne brach kurz darauf nach Altengrund auf. Schließlich waren wir nur noch zu viert, und als der Winter begann, lockte es auch mich zurück in die Heimat. Ich weiß nicht, was aus Endhréan, Rodrik und seiner Schwester geworden ist. Sie hat es sicher am schwersten getroffen. Für sie war diese Höhle, in der wir uns versteckten, ein Zuhause und die Gemeinschaft, die wir bildeten, eine Familie.« Der Nondurier warf Tarean einen kurzen, nachdenklichen Blick zu, dann wandte er sich ab und starrte über den Rücken seines gehörnten Pferdes in die Ferne.
    Vergiss nicht, wer wir waren … Unwillkürlich musste Tarean an ihre eigene Gemeinschaft denken: ein Vogelmenschenprinz, eine ehemalige albische Schmugglerin und ihr Werbären-Kompagnon, ein wahrscheinlich jahrhundertealtes Irrlicht, eine sippenlose Wolflingfrau, allein im Feindesland, dazu nun auch noch ein nondurischer Krieger und zu guter Letzt er, ein Junge vom Lande, der ein schweres Erbe angetreten hatte und der genau genommen der einzige Grund war, weswegen solch unterschiedliche Wesen, die unter anderen Umständen vielleicht sogar Feinde gewesen wären, Seite an Seite reisten und kämpften. Wird es für uns genauso enden? Retten wir die Kristalldrachen und besiegen wir Calvas – so es die Dreigötter wollen –, nur um dann auseinanderzugehen und jeder ein eigenes Leben zu führen?
    Die letzten sechs Monde, in denen Auril und Bromm von ihnen getrennt gewesen waren, hatten ihm bereits einen Vorgeschmack dieser möglichen Zukunft gegeben. Tarean wollte nicht, dass es so kam. Er wollte nicht nach Hause , wo immer dieses Zuhause liegen mochte, um dort ein Leben als Bauer, Ritter oder vielleicht irgendwann sogar als Than zu führen. Er wünschte sich, mit seinen Freunden zusammen zu sein, auch wenn er sie noch vor zwei Tagen am liebsten alle fortgeschickt hätte. Ich mache mir zu viele Gedanken über Dinge, die im Augenblick ohne Belang sind, ermahnte er sich. Ich sollte meine Aufmerksamkeit lieber auf die Aufgabe richten, die vor mir liegt.
    Am frühen Nachmittag zogen sich die Grauen Berge, deren Ausläufer sie bis dahin in einem Abstand von ungefähr dreißig Meilen zur Linken begleitet hatten, nach Osten zurück und schrumpften zu einer dunstigen Masse am Horizont. Und als der Abend hereinbrach, gab es um

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