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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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beiden Wehrmauern entlang, den sie auch am Vormittag genommen hatten. In einem der Durchgänge unter den Wachtürmen blieb er stehen. Eines der Fallgatter, die tagsüber hochgezogen gewesen waren, versperrte ihnen den Weg.
    »Was jetzt?«, fragte Auril. »Wir können unmöglich unbemerkt mit so einer großen Gruppe über die Mauer klettern.«
    »Das müssen wir auch nicht«, versicherte ihr Fenrir. »Tâch’thurt.«
    Der Steinerne trat vor, und ein Grinsen stahl sich auf Tareans Züge, als er sah, wie der Hüne seine Hände auf das Mauerwerk legte und diese im nächsten Moment darin versanken, als wäre der Stein nichts weiter als zähflüssiger Morast.
    Haffta japste an Tareans Seite leise. »Wie macht er das?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Steinmenschenmagie.«
    Mit einer kraftvollen Bewegung riss Tâch’thurt den immer dünnflüssiger werdenden Stein zu Boden und legte dadurch binnen weniger Augenblicke eine mannshohe Öffnung in der Festungsmauer frei, die dort bereits auf sie gewartet hatte – nur durch eine Handbreit Stein verborgen. »Ihr habt vorgesorgt«, stellte Tarean mit anerkennendem Nicken fest.
    »Natürlich«, bestätigte Fenrir lächelnd.
    Der Steinerne drängte sich ins Innere des Hohlraums in der fast zwei Schritt dicken Wehrmauer und wiederholte den Vorgang an der Außenseite, dann trat er zurück und ließ die Flüchtigen passieren. Tarean hätte es nicht für möglich gehalten, aber auf Tâch’thurts grauem Antlitz lag dabei ein unübersehbarer Ausdruck der Zufriedenheit.
    An die Außenmauer gepresst warteten sie, bis das zähflüssige Mauerwerk durch den Unterirdischen, der offenbar fern von Tiefgestein eine Heimat gefunden hatte, wieder zusammengezogen und glatt gestrichen worden war. Ein aufmerksamer Beobachter würde natürlich merken, dass irgendetwas mit dem Gestein an dieser Stelle des Wehrs nicht stimmte. Allerdings war es höchst unwahrscheinlich, dass sich irgendein Bewohner der Feste zu erklären vermochte, weshalb die Mauer auf einer Fläche von etwa zwei mal zwei Schritt den Eindruck erweckte, als sei sie unter der Einwirkung enormer Hitze zerlaufen. Sollen sie doch glauben, ein Zauberer habe uns zur Flucht verholfen, dachte Tarean innerlich feixend.
    Sie hatten Glück, dass um diese nachtschlafende Stunde so gut wie keine Seele mehr in diesem Teil von Durai unterwegs war. So fiel ihr buchstäbliches Ausbrechen aus der Wachfeste niemandem auf – zumindest niemandem, der es für nötig gehalten hätte, die Wachsoldaten davon in Kenntnis zu setzen, dass sie gerade einer ganzen Reihe Gefangener verlustig gingen. Und so hatten sich die Gefährten mehr als eine halbe Meile von der Burg entfernt und befanden sich bereits im tiefsten Gassengewirr der Altstadt von Durai, als der Padeschdah und die Seinen von dem Alarmgong eines Gardisten, der den bewusstlosen Kerkermeister und die aus den Angeln gebrochene Tür gefunden hatte, aus dem Schlaf gerissen wurden.
    »Danke für alles – und dankt auch Eurem Bruder.« Tarean bot dem Nondurier Fenrir den Arm zum Abschied.
    Sie standen am Ostrand von Durai, und der Morgen war nicht mehr fern. Um die beiden herum hatten sich Tareans Gefährten versammelt.
    Der Steinerne Tâch’thurt war nicht mehr bei ihnen. Er war im Laufe ihrer Flucht irgendwann mit einem knappen Gruß in eine Taverne am Straßenrand abgebogen, und auf Tareans fragenden Blick hin hatte ihm Fenrir versichert, dass das schon in Ordnung sei. Tâch’thurt mochte ein behäbiger, riesiger, kaum zu übersehender Steinklotz sein, aber er lebte schon so lange in Durai, dass er mehr Schlupfwinkel kannte und mehr Freunde hatte, die ihm im Zweifelsfall zur Seite standen, als dass ihm irgendeine Gefahr vonseiten des Padeschdahs gedroht hätte – mal ganz abgesehen davon, dass dieser keinen Anlass hatte, den Steinernen der Mithilfe an der Flucht seiner Gefangenen zu verdächtigen.
    Stattdessen hatte sich eine kleine Gruppe Nondurier zu ihnen gesellt, die Fenrir im Laufe der Stunde nach ihrem Entkommen zusammengetrommelt hatte. Das Wort Untergrundbewegung wurde nicht offen ausgesprochen. Aber Tarean konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass der einstige Gefährte Endhréan Falkenauges auch in seiner Heimatstadt das tat, was er offenbar am besten konnte: sich gegen die Willkür und Unterdrückung durch die Obrigkeit zu wehren.
    Diesen Freunden Fenrirs war es irgendwie gelungen, fünf Reittiere für sie zu beschaffen – keine Ponys, wie sie Tarean und Iegi durch Undur hatten

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