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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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die Gefährten herum praktisch nichts mehr als das hüfthohe Gras der Steppe, ganz gleich, in welche Himmelsrichtung sie auch blickten. Flache Senken und die Buckel niedriger Hügelketten verstärkten dabei noch den Eindruck, als wate man durch ein gewaltiges braunes Meer, dessen mal grüne, mal gelbliche Wellenkämme und -täler mitten in der Bewegung eingefroren waren.
    In einer dieser Senken, im Schutze einiger struppiger Sträucher, schlugen sie ihr Nachtlager auf. Für ein Feuer gab es nicht genug Holz in der Umgebung, also mussten sie sich damit begnügen, Brot, Dörrfleisch und ein paar der pflaumenartigen Früchte, die sie mittags im Vorüberreiten von einem Baum gepflückt hatten und die Fenrir Kefrus nannte, zu verzehren.
    Nach dem Essen stand Auril auf und machte Anstalten, das Lager zu verlassen und die niedrige Anhöhe zu erklimmen, die ein paar Schritt hinter den Sträuchern begann.
    »Wohin willst du?«, fragte Tarean, der neben Iegi saß und auf einer letzten Kefru herumkaute.
    »Ich möchte mich nur ein wenig umsehen«, erwiderte die Albin und lächelte.
    Schon den ganzen Tag über hatte Tarean den Eindruck gewonnen, als sei Auril mit ihrer Flucht aus Durai eine große Last vom Herzen genommen worden. Sie wirkte ausgelassener als in den Tagen zuvor, lachte häufiger, und mehr als einmal hatte er das Gefühl gehabt, als werfe sie ihm neckische Blicke zu, die besagten, dass sie bereit sei, den Zwist der letzten Tage hinter sich zu lassen und mit ihm gemeinsam nach vorne zu blicken. Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihr zu reden, dachte der Junge bei sich. Über das Wasser des Sehens und die Dinge, die sonst noch zwischen uns unausgesprochen sind.
    Doch in diesem Moment sagte Iegi: »Ich komme mit.« Dann rappelte er sich auf.
    »Was ist mit dir, Tarean?«, fragte Auril.
    Ich komme auch mit, dachte Tarean, doch er sprach die Worte nicht laut aus, denn im Grund verspürte er keine Lust darauf, mit Auril und Iegi gemeinsam durchs Abendrot zu spazieren. Er hatte gehofft, Zeit mit Auril verbringen zu können, ohne dass sie jemand dabei störte. Aber ich kann Iegi schlecht sagen, er soll gefälligst hierbleiben … Also räusperte er sich und versuchte sich möglichst unbefangen zu geben, während er den Kopf schüttelte: »Ich bin erschöpft von dem langen Ritt heute. Ich bleibe lieber im Lager.«
    In den Augen der Albin schien für einen kurzen Moment so etwas wie Enttäuschung aufzublitzen, doch dann wandte sie sich Iegi zu und nickte ihm aufmunternd zu. »Also los.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Tarean, dass Bromm ihn anschaute, und als er den Kopf zur Seite drehte, schnaufte der Werbär leise. Der Junge machte ein missmutiges Gesicht. Was hätte ich denn tun sollen? Er erhob sich ruckartig, entfernte sich ein paar Schritte vom Lager und setzte sich dann ins hohe Gras. Er war irgendwie wütend auf Iegi, vor allem aber auf sich selbst. Mit verdrossener Miene starrte er auf die Spitzen der bräunlichen Halme, die in einer leichten Brise hin- und herwogten.
    In seiner Tasche regte sich etwas, und im nächsten Moment kam Moosbeere herausgekrabbelt. Das Irrlicht erhob sich schwerelos in die Luft, reckte und streckte sich ausgiebig und ungeniert direkt vor den Augen des Jungen, gähnte dann aber hinter sittsam vorgehaltener Hand.
    »Hallo, Moosbeere«, begrüßte Tarean seine mit der Dämmerung munter werdende Gefährtin.
    »Warum bist du nicht mit ihnen gegangen?«, fragte sie ihn ohne Vorrede.
    Er lernte langsam, mit Moosbeeres Direktheit umzugehen und ihre Kenntnis von Dingen, die sie eigentlich gar nicht wissen konnte oder sollte, nicht mehr jedes Mal aufs Neue zu hinterfragen. »Weil ich mich wie das dritte Rad am Karren gefühlt hätte«, erwiderte er daher unumwunden. Es war seltsam, aber Moosbeere gegenüber sprach sich die Wahrheit viel leichter aus, als gegenüber sonst irgendeinem seiner Gefährten – vielleicht, weil sie ihm zugleich näher und ferner war als jeder andere.
    Moosbeere gab einen Laut der Entrüstung von sich. »Du bist nicht das dritte Rad, Tarean Keinriese«, stellte das Irrlicht klar. »Du bist das erste und einzige Rad am Karren! Merk dir das!«
    Die Verwendung seines Kosenamens entlockte dem Jungen ein Lächeln. »Ich glaube, das Sprichwort geht davon aus, dass der Karren zwei Räder hat. Ein Karren mit nur einem Rad würde nicht sonderlich weit kommen, oder?«
    Moosbeere machte eine Pirouette und zeigte ihm dann die kalte Schulter. »Mach dich nur über mich

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