Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
reiten müssen, sondern prachtvolle gehörnte Pferde mit einem Fell von der Farbe brünierten Eisens und einem Körperbau, der nahelegte, dass diese Tiere auch lange Strecken bewältigen konnten, ohne zu ermüden. Während Auril auf der Stelle leuchtende Augen bekommen hatte, hatten Haffta und Bromm sofort verkündet, dass sie lieber zu Fuß durch die Steppe laufen würden, als sich auf den Rücken eines dieser Ungetüme zu setzen. Der Nondurier hatte die Ablehnung mit einem Achselzucken zur Kenntnis genommen.
Auch Tarean war nicht vollends glücklich mit der Wahl ihres Fortbewegungsmittels. Obschon er zugeben musste, dass die gehörnten Pferde ein eindrucksvolles Bild abgaben, wäre es ihm insgeheim natürlich noch lieber gewesen, wenn ihnen Fenrir zu einem neuen Flugschiff verholfen hätte. Doch zaghaft darauf angesprochen, hatte der Nondurier ihm nur mit ernster Miene erklärt, dass eine Reise am Himmel viel zu auffällig sei, solange sie die Goldenen Klingen – und nun vielleicht noch den Padeschdah von Durai – im Nacken hatten. »Lass dich von den Fähigkeiten dieser Pferde überraschen«, hatte er abschließend mit mildem Lächeln orakelt.
Und so standen sie nun im Schatten des Lagerhauses irgendeines nondurischen Händlers beisammen, und es hieß Abschied nehmen. Fenrir ergriff den von Tarean dargebotenen Arm und drückte ihn mit einem Nicken. »Du brauchst mir nicht zu danken. Es ist mir eine Ehre, dem Jäger von Calvas und Streiter der Kristalldrachen zu helfen. Und lass doch diese Förmlichkeiten. Unter Kampfgefährten sind sie nicht nötig, will ich meinen.« Er streckte lächelnd einen Arm aus und ließ sich von einem der anderen Nondurier ein verschnürtes Bündel reichen, zu dem auch ein Jagdbogen und ein Köcher mit Pfeilen gehörten.
»Warte mal. Du kommst mit uns?« Tarean stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben.
Der Nondurier nickte. »Mein Bruder sagte mir, ihr wollt in die Glutlande. Ihr werdet jemanden brauchen, der euch durch die Steppe führt.«
Der Junge warf einen raschen Blick zu seinen Gefährten. Auril machte eine zustimmende Geste. »Das ist wahr. Südlich von Durai enden meine Kenntnisse von Nondur. Ein ortskundiger Führer wäre eine unschätzbare Hilfe.« Auch Bromm und Iegi schienen diese Meinung zu teilen. Haffta wirkte nicht ganz so glücklich über die Aussicht, mit einem der roten Teufel reisen zu müssen, aber sie schwieg. »Dann ist es beschlossene Sache«, sagte Tarean und drückte noch einmal zur Bekräftigung Fenrirs Arm.
Der Nondurier reckte die Hundeschnauze in die Luft und schien zu wittern. »Wir sollten aufbrechen«, sagte er. »Der neue Tag beginnt, und sobald es hell ist, werden unsere Feinde in den Straßen von Durai nach uns Ausschau halten. Dann sollten wir nicht mehr hier sein.«
Und so bestiegen Tarean, Auril, Iegi und Fenrir ihre Pferde, winkten den Freunden des Nonduriers noch einmal zu und ritten dann los.
Solange sie noch auf den Straßen von Durai unterwegs waren, ließen sie ihre Pferde nur im Schritt gehen, um in der frühen Morgenstunde nicht zu viel Tumult zu erzeugen, an den sich zufällige Beobachter bei einer Befragung durch die Soldaten des Padeschdahs erinnern würden. Doch nachdem sie die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten, verwandelte sich Bromm von einem Menschen zurück in seine wahre Bärengestalt, und dann gaben Tarean und die anderen ihren Pferden die Sporen und preschten los, begleitet von Bromm, Haffta und Moosbeere, die an ihrer Seite dahineilten.
Sie wandten sich zunächst nach Osten, den Grauen Bergen zu, um etwaige Verfolger abzuschütteln, die sie zweifellos zuerst in südlicher Richtung suchen würden. Nach einigen Meilen erreichten sie einen Fluss, der von den Bergen herab gen Südwesten strömte und der Fenrir zufolge Abidhar hieß. Sie ritten etwa zwei Meilen stromaufwärts, bis sie eine Furt erreichten, an der sie das ungefähr zwei Dutzend Schritt breite Gewässer überqueren konnten, ohne dass Bromm und Haffta gezwungen waren zu schwimmen – wofür zumindest die Wolfsfrau sehr dankbar zu sein schien.
Nachdem sie den Fluss hinter sich gelassen hatten, schwenkten sie nach Süden und donnerten, die aufgehende Sonne zu ihrer Linken, über die weite Steppe von Nondur. Es dauerte nicht lange, und auch die letzten Felder und Weiden, die rund um Durai zu finden waren, endeten. Vor ihnen lag nichts mehr als ein schier endloses grünbraunes Meer wogenden Grases. Auril erhob sich aus dem Sattel, stieß einen
Weitere Kostenlose Bücher