Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
Feuerpfeilen, und außerdem hatten sie eine Reihe zusätzlicher Wasserschläuche mitgebracht, denn es sah nicht so aus, als würden sie in den Glutlanden viel trinkbares Nass finden. Iegi und die anderen Vogelmenschen zückten sofort ihre Messer, als sie die widerstandsfähigen Kleidungsstücke in Empfang nahmen, um hohe Schlitze für ihre Flügel in die Rückseiten zu schneiden. Doch der Nondurier hielt sie zurück. »Lasst eure Federn unter den Mänteln, auch wenn es unbequem ist. Glühende Asche in den Schwingen ist sicher keine Erfahrung, die ihr machen wollt.«
Tarean zog seinen eigenen Mantel über und merkte sofort, wie schwer und fest die Brullhaut war. Sie würde ihnen einen guten Schutz gegen den feurigen Atem der Glutlande bieten. Aber sie würden darunter auch schwitzen wie in einem nondurischen Dampfbad.
Am Abend überraschte ihn Auril, indem sie plötzlich von ihrer Vision zu erzählen anfing. Ohne in Einzelheiten zu gehen, die nicht für die Ohren Shariiks und seiner Soldaten gedacht waren, schilderte sie die Bilder, die sie gesehen hatte und auf welche Weise sie Wirklichkeit geworden waren. Zuletzt berichtete sie stockend von dem Schicksal, das Bromm und Haffta drohen mochte. Doch obwohl die beiden die Nachricht von ihrem möglichen Tod mit finsteren Mienen aufnahmen, wollte keiner von ihnen zurückbleiben. Also einigten sie sich darauf, die Augen offen zu halten und jederzeit für einen Angriff gewappnet zu sein.
Das also war es, was Auril immer versucht hat zu verhindern, dachte der Junge etwas später, nachdem die Gefährten ihren Kriegsrat beendet hatten. Er wünschte sich, die Albin hätte ihm früher davon erzählt. Einiger Streit wäre ihnen erspart geblieben. Auch wenn das jetzt ohnehin keine Bedeutung mehr hat. Unauffällig musterte er die Albin und seinen Zwilling. Sie saßen dicht beieinander, und die Blicke, die sie sich zuwarfen, ließen den starken Verdacht aufkommen, dass Tarean und Auril nach Wochen endlich zusammengefunden hatten. Bei dem Gedanken, dass es ihn dafür erst buchstäblich hatte entzweireißen müssen, verspürte er einen leichten Stich im Herzen. Ich frage mich, ob irgendjemand – das Wasser des Sehens, Calvas, Kesrondaia – das vorhergesehen hat.
Sie gönnten sich nur eine kurze Nachtruhe. Fast eineinhalb Tage hatten Tarean, Moosbeere, Bromm, Haffta und die vier Vogelmenschen auf dem Pass am Rand der Glutlande festgesessen, und der Junge brannte geradezu darauf, sich der letzten und zweifelsohne größten Herausforderung ihrer Reise zu stellen. Kesrondaias Zeit lief ab, und so sehr sein Verstand die Notwendigkeit eines bedachten Vorgehens einsah, so sehr schrie sein Herz mittlerweile danach, einfach loszustürmen, alle Schrecken, die ihnen der Herr der Tiefe entgegenwerfen mochte, hinwegzufegen und diesen elenden Sternkristall in das verdammte Siegel zu stoßen, das den Kerker der Kristalldrachen verschloss.
Shariik ließ Hauptmann Iagiss zwei seiner Männer auswählen, um die Pferde und Greifen zu bewachen, und dann machten sie sich zum Aufbruch bereit. Tarean packte seine Tasche, schnürte sein Bündel, wickelte um beides den Tarnumhang und warf sich schließlich den Brullmantel über. Den Tarnumhang hatte ihm sein Zwilling augenzwinkernd in die Hand gedrückt und gemeint, es könne ganz nützlich sein, vor Calvas und seinem Gebieter geheim zu halten, dass solch mächtige Artefakte wie der Sternkristall, ein zweiter Drachenstab und die Schwesterklinge von Esdurial auf dem Weg zu ihnen waren. Tarean hatte dem nicht widersprechen können.
Er ging zu Ro’ik hinüber und streichelte dem treuen Greifen über den gebogenen Schnabel. »Pass auf dich auf. In ein paar Tagen sehen wir uns hoffentlich wieder«, verabschiedete er sich von ihm. Doch als er sich abwandte, schüttelte das Vogelpferd nur das gefiederte Haupt und trabte ihm nach.
Tarean blieb stehen. »Ro’ik, du kannst nicht mitkommen. Du musst bei den anderen Tieren bleiben. In den Glutlanden ist es zu gefährlich für dich.«
Der Greif gab einen unwilligen Laut von sich und blickte den Jungen tadelnd an. Wir sind gemeinsam von Airianis losgeritten. Und jetzt, wo der ganze Spaß beginnt, willst du mich zurücklassen?, schien er zu sagen.
»Du brauchst mich gar nicht so anzuschauen. Du bleibst hier.«
Der Junge erntete ein weiteres Kopfschütteln. Dann schlug der Greif kurz mit den Schwingen, setzte mit einem eleganten Sprung über ihre gesamte Gemeinschaft hinweg und begann in aller Seelenruhe den Pfad
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