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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Also schwieg sie und nickte nur. »Was ist mit Nieldir? Wenn wir ihn alleine lassen, ist er völlig hilflos.«
    Die Gefährten sahen sich wortlos an. Vor allem Iegi machte ein nachdenkliches Gesicht. Schließlich richtete sich der Prinz auf und drückte die Schultern durch, als habe er sich zu einer Entscheidung durchgerungen. »Ich bleibe hier«, verkündete er.
    Tareans Zwilling hob überrascht die Brauen. »Was?«
    Der Vogelmensch nickte bekräftigend. »Ich bleibe bei ihm. Es ist meine Pflicht. Ich bin noch immer der Prinz der Taijirin von Airianis, auch wenn ich dieses Erbe in den letzten Wochen oft genug verleugnet habe. Und Nieldir ist mein Gefolgsmann. Wenn er meinen Schutz braucht, so darf ich ihm diesen nicht verweigern.« Er zuckte mit den Achseln. »Und seien wir doch ehrlich: Was immer dort in den Dunkelreichen wartet, wird im Kampf nicht zu bezwingen sein, sondern nur mit List. Für eine List aber braucht ihr mich nicht. Ich mag ein Abenteuer verpassen, aber ich sollte allmählich lernen, dass die Pflicht manchmal wichtiger ist als das Vergnügen. Und ich mag meine Möglichkeit auf Rache preisgeben, doch ich bin sicher, dass Haffta den Hexenmeister von mir grüßen wird, bevor sie ihm den Kopf abreißt.« Er schaute die Grawlfrau an, und diese fletschte beifällig die Zähne.
    In diesem Moment vernahmen sie ein Krächzen, und mit einem Flügelrauschen landete Ro’ik genau in ihrer Mitte. Der Greif wirkte ein wenig zerrupft, schien seine Flucht vor dem Glutlanddrachen ansonsten aber gut überstanden zu haben.
    »Ro’ik!«, begrüßte Tareans Zwilling das Vogelpferd erfreut. »Du hast es auch geschafft!«
    »Noch ein Grund mehr für mich, hierzubleiben«, sagte Iegi. »Denn Ro’ik könnten wir unmöglich mit in die Dunkelreiche nehmen.«
    »Also gut«, sagte Tarean. »Dann machen wir es so. Und nun sollten wir uns eilen. Es würde mich wundern, wenn unser Kampf gegen den Drachen unbemerkt geblieben wäre.«
    Sie fanden eine kleine Höhle unweit der Stelle, an der sie Shariiks Leichnam versteckt hatten, und betteten Nieldir auf zwei Brullmäntel, damit er es halbwegs bequem hatte. Der Gardist protestierte, als er von Iegis Plan hörte, bei ihm zu bleiben. Aber sein Widerstand war halbherzig, und die Erleichterung in seinen Augen, nicht alleine mit einem Greifen und einem Toten in den Glutlanden zurückgelassen zu werden, strafte seine Worte Lügen.
    Tarean bot seinem Freund zum Abschied den Arm. »Pass auf dich auf, Iegi. Wir kommen zurück, so schnell wir können.«
    »Bringt ein paar Kristalldrachen mit, auf denen wir reiten können. Ich habe keine Lust, den ganzen Weg durch die Glutlande zurücklaufen zu müssen.« Iegi grinste, aber Tarean spürte, dass dem jungen Vogelmenschen in Wirklichkeit nicht mehr so sehr zum Lachen zumute war wie noch zwei Tage zuvor.
    Zu siebt brachen sie zur letzten Etappe ihres Weges auf: Tarean und sein Zwilling, Moosbeere, Bromm und Auril und schließlich Fenrir und Haffta. Sie passierten den Einschnitt zwischen den beiden steil aufragenden Felsmassiven und überquerten dann die dahinter liegende Ebene. Kein weiterer Bewohner der Glutlande zeigte sich. Es schien, als hätten die Gefährten mit der erfolgreichen Flucht vor den Lavasteinernen und dem Sieg über den Drachen den Eifer des lebensfeindlichen Ödlandes, seine unwillkommenen Besucher in die Knie zu zwingen, erschöpft.
    Grollend hießen die Vulkane zur Linken und zur Rechten ihre kleine Schar willkommen und spien Feuer und Asche zu ihrem Gruß in den grau verhangenen Himmel. Der schwarze Berg aber hockte nur dumpf brütend da, so als sehe er der Ankunft der Gefährten mit einer Mischung aus Neugierde und Argwohn entgegen, bereit, sie zu verschlingen, wenn sie mutig genug waren, diesen letzten Schritt zu vollziehen.
    »Ich frage mich, was uns dort erwartet«, murmelte Tarean, der wieder den Tarnumhang um sich geschlungen und einen der Brullmäntel übergeworfen hatte, um das Herz Kesrondaias zu verbergen.
    Niemand antwortete ihm, nicht einmal sein Zwilling. Keiner von ihnen vermochte zu sagen, was auf sie zukommen würde. Und keiner war in der Stimmung, darüber Vermutungen anzustellen.
    Langsam, aber stetig näherten sie sich im Verlauf des Tages dem Ziel, das ihnen der Wegfinder gewiesen hatte. Die Kristallkugel der Steinernen, in deren Inneren ein wenig des brennenden Blutes der Erde eingeschlossen war, glühte nun in hellem Licht, wann immer Tarean sie hervorholte, um sich der genauen Richtung zu versichern.

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