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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Es stand außer Frage, dass sie sich der Pforte zu den Dunkelreichen bis auf wenige Meilen genähert hatten.
    Vor ihnen wuchs die bedrohliche Masse des schwarzen Berges immer mehr in die Höhe. Seine Hänge erwiesen sich als zerklüftet und voll von scharfgratigem, abgesplittertem Fels. Dunkle Nebelschwaden sickerten, ölig schwarzem Rauch gleich, aus Rissen und Spalten in den Flanken des Berges. Doch im Gegensatz zu Rauch stiegen sie nicht in den immer finsterer werdenden Himmel auf, sondern rollten träge talwärts und sammelten sich wie Brackwasser in Senken und an vorspringenden Felsnasen.
    Ein schmaler Pfad schlängelte sich zwischen dem schroffen Gestein an der Bergwand empor. Tarean fragte sich, wer diesem Weg normalerweise folgte. Möglicherweise galt der Berg den Lavasteinernen als eine Art Heiligtum, und sie pilgerten regelmäßig zu seinem aufgerissenen, in Dunst gehüllten Gipfel. Jetzt allerdings lag der Pfad verlassen da, und sosehr sie es vorgezogen hätten, auf einem verborgeneren Weg den Berg zu erklimmen, sosehr sahen sie ein, dass eine Kletterpartie die steil abfallenden Hänge hinauf im vorherrschenden Zwielicht und mit ungeübten Kletterern wie Fenrir und Haffta an ihrer Seite ein zu großes Wagnis gewesen wäre. Also begnügten sie sich damit, im Schutze ihrer steingrauen Ledermäntel verstohlen bergauf zu eilen und darauf zu hoffen, dass es keine heimlichen Wächter gab, die den Pfad mit ruhelosen Augen aufmerksam beobachteten.
    Sie hatten ungefähr zwei Drittel des Weges zurückgelegt, als sie um einen Felsvorsprung bogen und dahinter eine überraschende Entdeckung machten. Am Abhang, etwas unterhalb ihrer Position, lag das graue Flugschiff mit den schwarzen Segeln, das Aurils ehemaligem Schmugglerfreund gehörte. Im ersten Moment duckten sich die Gefährten rasch außer Sicht. Bei genauerem Hinsehen allerdings wurde deutlich, dass diese Vorsichtsmaßnahme nicht nötig gewesen wäre.
    Das Flugschiff war ein Wrack. Der schlanke Rumpf lag zertrümmert auf dem schwarzen Gestein, die Seitenfächer waren abgerissen und der Hauptmast umgestürzt. Das brünierte Metall der Kyrilliankästen war, soweit Tarean und die anderen das erkennen konnten, verbogen, und kein noch so geringer Schimmer drang mehr aus ihrem Inneren hervor. Doch das war noch nicht alles.
    Überall an Bord lagen die leblosen Körper der Menschen und Alben, die Ardos Mannschaft gebildet hatten. Auch einige Kazzach befanden sich darunter. Bei manchen wirkten Köpfe und Gliedmaßen unnatürlich verdreht. Anderen musste der schreckliche Absturz, der hier offenbar stattgefunden hatte, schlicht alle Knochen im Leib zertrümmert haben. Im Steuerstand des Schiffes, von einer abgesplitterten Holzplanke regelrecht durchbohrt, hing die vertraute Gestalt des einäugigen Alben und starrte mit erloschenem Blick in die Aschewolken über ihren Köpfen. Einzig der Kazzachpriester, in dessen Körper ihnen Calvas in den Ruinen von Gongathar gegenübergetreten war, fehlte.
    »So hat es also auch Ardo erwischt«, murmelte Auril mit düsterer Miene. »Ich hätte es ihm vorher sagen können. Niemand, der sich mit einem Hexenmeister einlässt, kann auf ein gutes Ende hoffen.«
    Tareans Zwilling legte der Albin die Hand auf die Schulter. »Gehen wir weiter«, sagte er leise. »Hier können wir ohnehin nichts mehr ausrichten, selbst wenn wir es wollten.«
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort.
    Am Himmel über den Bergen am westlichen Horizont hing eine blutrote, vom Dunst verhangene Sonne, und sie sandte ihnen einige tröstende Strahlen durch die Decke aus Aschewolken, als die Gefährten endlich den Gipfel erreichten. Sie kletterten über den schräg abfallenden Rand, und dann standen sie auf der Krone eines gewaltigen Kraters, dessen Wände jäh vor ihren Füßen in die Tiefe stürzten. Doch vom Grund des Kraters war nichts zu sehen. Ob er hundert Schritt tief war oder tausend oder aber direkt ins glühende Herz der Erde führte, vermochten sie nicht zu sagen.
    Denn keine zwei Manneslängen unter ihnen endete die Welt in dunstiger Schwärze. Die finsteren Schwaden, die überall an den Berghängen aus Ritzen und Spalten ausgetreten waren, wie zähflüssiger Brei aus einem lecken Gefäß, schienen hier ihren Ursprung zu haben. Eine See aus schwarzem Nebel wallte träge inmitten des kreisrunden Schlundes, und an Stellen, an denen der zerklüftete Kraterrand Einschnitte aufwies, sickerte sie lautlos darüber hinweg. Unwillkürlich fühlte sich Tarean an den

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