Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
spätestens in den Nachmittagsstunden des übernächsten Tages erreichen würden.
    Zur Mittagszeit legten sie eine kurze Rast auf einer saftigen Bergwiese ein. Tarean musste sich regelrecht zwingen, nicht rücklings ins Gras zu fallen, die Beine auszustrecken und die Arme hinter dem Kopf zu verschränken, um Schäfchenwolken zu beobachten. Denn hätte er es getan, wäre er vermutlich nicht mehr aufgestanden, sondern früher oder später der Verlockung eines gemütlichen Nickerchens erlegen – zumal auch Moosbeere keine Ablenkung mehr bot, seit sie sich nach dem Abebben ihrer anfänglichen Begeisterung in seine Gepäcktasche zum Tagesschlaf verkrochen hatte. Tarean allerdings wollte sich nicht mehr Rast als nötig gönnen. Ein unbestimmtes Drängen zog ihn ostwärts.
    Mit Einbruch der Dämmerung suchten sie sich einen geschützten Rastplatz für die Nacht. Sie fanden einen kleinen Hain an einer für wilde Tiere kaum zugänglichen Stelle etwa vierzig Schritt oberhalb einer schmalen Klamm, an deren Grund ein eiskalter Gebirgsbach plätschernd und gurgelnd über moosige Felsen hinwegsetzte. Nachdem er mit Ro’iks Hilfe dort unten seinen Trinkschlauch gefüllt und sich etwas Wasser zum Kochen geholt hatte, entzündete Tarean am Rand des Hains ein kleines Lagerfeuer aus trockenen Ästen und bereitete sich aus einem Teil seiner Vorräte eine Art Eintopf zu. »Möchte jemand?«, fragte er höflich in die Runde, als er den Kessel vom Feuer nahm und mit einem Holzlöffel umrührte.
    Ro’ik, der etwas abseits des Feuers saß und sein Gefieder putzte, bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, so als könne der Greif nicht glauben, dass der Mensch es wagte, ihm solch einen Fraß anzubieten.
    Moosbeere huschte etwas näher, beugte sich prüfend über die bräunliche Masse und rümpfte dann die winzige Nase. »Riecht scheußlich«, beschied sie.
    Tarean zuckte mit den Achseln. »Selbst schuld«, meinte er und machte sich über den Eintopf her. Es war zugegeben kein Mahl, das man seinen Freunden anbieten sollte – aber zumindest wärmte es von innen und sättigte.
    Der Junge war noch mit Essen beschäftigt, als sich Ro’ik erhob und an ihm vorbei zum Rand ihres Lagers schritt.
    »Wohin willst du?«, fragte Tarean.
    Der Greif wandte sich zu ihm um und deutete mit dem Schnabel auf den Topf in seinem Schoß.
    »Ah, verstehe. Dann gute Jagd.«
    Ro’ik ließ ein leises Krächzen hören, schwang sich flügelschlagend in die Luft und entschwand in der Dunkelheit.
    Nachdem er den Eintopf verspeist und den kleinen Kessel notdürftig gesäubert hatte, hüllte sich der Junge in seine Decke und setzte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm nahe dem Feuer. Die Arme auf die angewinkelten Knie gelegt, lehnte er den Kopf gegen die borkige Rinde und lauschte hinaus in die Nacht.
    Es war sehr still in den Bergen. Kein Schrei eines kreisenden Raubvogels und kein Blöken wilder Bergziegen störte die nächtliche Ruhe. Nur ein paar Steingrillen zirpten, in windgeschützten Felsspalten oberhalb ihres Lagers sitzend, ihr leises Locklied. Ein kaum wahrnehmbarer Lufthauch ließ die Blätter der Bäume rascheln. Das Feuer knisterte und knackte. Und aus der nahen Klamm drang das unablässige, einförmige Plätschern des Baches herauf.
    Moosbeere hatte den Lichtkreis des Lagerfeuers verlassen, und Tarean sah, dass sie scheinbar ziellos zwischen den Baumstämmen des kleinen Hains umherschwebte – ob aus Wissbegier, Langeweile oder schlicht weil sie ein Irrlicht war, vermochte er nicht zu sagen. Eine Weile folgte der Junge mit den Augen Moosbeeres Nachtspaziergang, dann schürzte er nachdenklich die Lippen. Vielleicht war jetzt, da sie völlig allein waren, der richtige Zeitpunkt gekommen, ein paar Fragen zu stellen. »Moosbeere?«
    »Ja?«, zwitscherte das Irrlicht und glitt neugierig näher. Ihr goldenes Licht spiegelte sich auf den silbernen Beschlägen der beiden Schwertscheiden, in denen Esdurial und Wilferts Klinge steckten und die Tarean neben sich gelegt hatte. Für einen kurzen, verwirrenden Moment glaubte er erneut die seltsamen Farbwechsel wahrzunehmen, die er bereits in der Nacht der Sturmweihe als schwache Spuren von Moosbeeres zeitweiliger Verwandlung in der Aura des Irrlichts mehr erahnt als gesehen hatte. Doch auch hier war das Phänomen so rasch wieder verschwunden, dass sich der Junge unsicher war, ob ihn schlicht seine Augen getrogen hatten.
    Tarean holte tief Luft. Dann fragte er: »Moosbeere, was ist letzte Nacht mit dir

Weitere Kostenlose Bücher