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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ungefähr.«
    »Magst du dein Fleisch roh und blutig?«, erkundigte sie sich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Also warum sollte es bei uns anders sein?«
    Darauf wusste Tarean keine schlaue Antwort.
    Die Mahlzeit nahmen sie unter weitgehendem Schweigen ein. Haffta sprach ohnehin nicht viel, was allerdings nicht an ihrer mangelnden Beherrschung der Gemeinsprache liegen konnte, in der sie sich zwar auf seltsam abgehackte Art und Weise, aber dennoch fehlerfrei zu verständigen wusste. Iegi schien noch immer leicht unglücklich über ihre neue Reisegefährtin zu sein. Und Tarean verspürte keine Lust, unablässig als Mittler wirken zu müssen. Also verzehrten sie einfach nur die gebratene Ziege, die durch Hafftas Gewürze zwar ziemlich scharf, aber erstaunlich gut schmeckte, und legten sich danach zur Ruhe, wobei Iegi darauf bestand, abwechselnd Wache zu halten. In den früheren Nächten hatten sie es meist Moosbeere überlassen, über die wenigen Stunden ihres Schlafes zu wachen. Nach dem Wolflingangriff hielt es der junge Vogelmensch jedoch für angebracht, dass ein Bewaffneter wach blieb. Dass die Grawlfrau in ihrer Mitte der eigentliche Grund seiner Sorge war, musste er nicht laut sagen; Tarean wusste es auch so. Und Haffta mochte dies ebenfalls ahnen, denn der Tonfall, mit dem sie den beiden Jungen eine gute Nacht wünschte, bevor sie sich selbst völlig unbekümmert zur Ruhe legte, hatte etwas spürbar Belustigtes an sich.
    Am nächsten Morgen setzten sie ihre Reise nach Süden fort. Die beiden Jungen ritten auf ihren Ponys, und Haffta trabte neben ihnen her, wobei die Grawlfrau eine Ausdauer bewies, die Tarean in Erstaunen versetzte. Darauf angesprochen, meinte Haffta nur: »Unser Land im Osten ist wild und weit. Und da es bei uns kaum Tiere gibt, die sich zum Reiten eignen, haben wir uns daran gewöhnt zu laufen – wenn es sein muss, tagelang.«
    Und das war gut so, denn die nächsten sechs Tage erwiesen sich als kräftezehrender Gewaltmarsch. Tarean hatte festgestellt, dass sie langsamer vorangekommen waren, als ursprünglich gedacht, und mit dem Gefühl der verrinnenden Stunden im Nacken, die gleichbedeutend mit Kesrondaias verbleibender Lebenszeit waren, trieb er seine Gefährten zu noch größerer Eile an.
    Am zweiten Tag überquerten sie die große Handelsstraße, die aus den Grauen Bergen kam, wo sie vor den Toren von Bergspitze, der Hauptstadt Settlands, ihren Anfang nahm, um von Osten nach Westen in Richtung Astria zu verlaufen und danach über den Drakenskal weiter auf Tareans Heimat zu. Der Zufall wollte es, dass sie nicht weit von einem Gasthaus herausgekommen waren, von denen es entlang der Handelsstraße vielleicht alle zwanzig Meilen eines gab. Tarean und Iegi nutzten die Gelegenheit, ihre Vorräte etwas aufzustocken, bevor es weiter querfeldein durch die Wildnis ging.
    Am Vormittag ihres sechsten Reisetages brachte Iegi von einem seiner regelmäßigen Erkundungsflüge gute Neuigkeiten mit. Hinter einer bewaldeten Hügelkette hatte er Rauch aufsteigen sehen, und aus größerer Höhe war es ihm auch gelungen, die spitzgiebeligen Dächer von Steilklipp an der oberen Kante des Bruchs auszumachen. »Wenn wir uns sputen, sollten wir noch heute dort eintreffen«, verkündete er. Mit dieser Aussicht vor Augen trieben die beiden Jungen ihre Ponys zu noch größerer Eile an, um die letzten Meilen, die zwischen ihnen und dem Ende ihrer Reise durch Undur lagen, möglichst rasch hinter sich zu bringen.
    Bereits gegen Mittag näherten sie sich der von dem Taijirinprinzen erspähten Hügelkette und tauchten in einen lichten Laubwald ein, der diese vollständig bedeckte. Zwei Stunden kletterten ihre Ponys bergan, dann hatten sie die Hügelkuppe erreicht. Dahinter fiel das Land etwa eine Meile sanft ab, bis es urplötzlich einfach endete. Und am Rand dieses jähen Felssturzes lag eine Stadt.
    Steilklipp besaß weder die Ehrfurcht gebietende Größe und Pracht Agialons noch die ungewöhnliche, von ihrer Lage am Berg geprägte Bauweise von Airianis. Das hieß jedoch nicht, dass die Stadt deswegen einen weniger staunenswerten Anblick geboten hätte. Denn bei allem Prunk und aller Fremdartigkeit, die Agialon und Airianis zu eigen waren, wirkten jene Städte doch wie ein gewachsenes Ganzes. Steilklipp hingegen erweckte den Eindruck, als habe ein Kind sein Spielzeug zertreten und danach falsch wieder zusammengesetzt.
    Die Grundform vieler Häuser war durchaus noch erkennbar – es handelte sich überwiegend um die

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