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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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niedrigen, fast trutzig wirkenden Steinhäuser mit ihren kleinen Fenstern, dicken Eichentüren und hohen, spitzen Giebeln, die in Settland das Landschaftsbild prägten. Der überwiegende Teil war eingeschossig, manche wiesen aber auch zwei Stockwerke auf, und an einige Gebäude schlossen sich dicke, runde Türme an, die allerdings höchstens ein bis zwei Manneslängen über die Dächer der Stadt hinausragten. Das eigentlich Außergewöhnliche waren jedoch die zahllosen Aufbauten, die aus jedem zweiten Haus herauswuchsen und Steinwände und Giebel überwucherten wie Schwammpilze die Stämme der Bäume im Alten Wald. Auf die Entfernung waren noch keine Einzelheiten zu erkennen, doch Tarean sah hölzerne Plattformen, die einige Dächer wie übergroße Vogelhorste zierten, und viele weitere Häuser wurden von windmühlenartigen Konstruktionen unterschiedlicher Größe gekrönt.
    Den größten Blickfang Steilklipps – und dies im doppelten Wortsinne – stellten zweifellos die beiden ebenso gewaltigen wie abenteuerlich wirkenden Holzkräne dar, die etwas südlich der Stadt über die Kante des Bruchs hingen. Anscheinend dienten sie dazu, Reisende und Güter auf hölzernen Plattformen an Seilen ins Tiefland hinab- und von dort hinaufzubefördern – angesichts des immensen Höhenunterschieds eine geradezu atemberaubende Meisterleistung settischer Ingenieurskunst. Umso erstaunlicher war es, dass sich dort trotz der frühen Nachmittagsstunde keine einzige Seele aufhielt. Man konnte den Eindruck bekommen, die riesigen Radkonstruktionen seien außer Betrieb.
    Den Grund dafür erkannten sie, als sie sich wieder in Bewegung setzten und dabei Steilklipp entlang des Hügelkamms in nördlicher Richtung halb umrundeten. Eine Art Hafenanlage wurde dort sichtbar, wie sie Tarean etwa am Ufer des Riva in Agialon gesehen hatte. Allerdings waren diese Docks deutlich kleiner. Außerdem befanden sie sich direkt am Klippenrand, und an den hölzernen Pieren ankerten keine Flusskähne, sondern …
    »Flugschiffe?« Tarean zügelte sein Pony und riss verblüfft die Augen auf, als er ein gutes Dutzend der ungewöhnlichen Transportmittel erblickte, die dort im Schein der Nachmittagssonne schwebten. An den mal flachen, mal bauchigen Holzrümpfen waren die vertrauten, schwarzen Metallkästen mit den Lamellen zu erkennen, aus deren Innerem der sanft violette Schein der schwebenden Kyrilliankristalle drang. Und wo die Segel und seitlichen Fächerkonstruktionen aufgespannt waren, überraschten sie durch eine Farbenpracht, die den Schiffen – über ihr Schweben hinaus – ein höchst exotisches Aussehen verlieh. Die farbigen Segelstoffe erinnerten Tarean an irgendetwas, aber der Gedanke entglitt ihm, bevor er ihn richtig fassen konnte.
    »Was sind das für absonderliche Gefährte?«, wollte Iegi wissen, der das Flugschiff des verstorbenen settischen Erfinders Karnodrim nie kennengelernt hatte, mit dem Tarean, Auril, Bromm und Moosbeere seinerzeit von Astria nach Undur geflogen waren – vor dem Kampf gegen den Glutlanddrachen und dem fatalen Absturz unweit der Wolkenberge.
    Tarean erklärte dem Vogelmenschen, wie die natürliche Kraft der Kyrilliankristalle, schwebend nach oben zu streben, mittels geschickt ausgerichteter Lamellenkonstruktionen, die über Seilzüge von einem Steuerstand in der Mitte des Flugschiffes bedient wurden, so zielgerichtet genutzt werden konnte, dass dadurch der schiffsähnliche Rumpf der Fluggefährte nicht nur in die Luft gehoben, sondern auch gleich einem Schiff im Wasser durch selbige fortbewegt werden konnte. »Ich dachte immer, Karnodrims Flugschiff sei das Einzige seiner Art gewesen, die wunderbare Schöpfung eines begnadeten Tüftlers«, schloss er seinen kurzen Vortrag ab. »Offenbar habe ich mich geirrt.«
    »Wieso haben wir bei uns in den Wolkenbergen noch niemals von so etwas gehört?«, wunderte sich der Taijirinprinz.
    »In Breganorien sind Flugschiffe ebenfalls vollkommen unbekannt«, bemerkte Tarean. »Andererseits gab es zu Calvas’ Zeiten auch nicht unbedingt viel Handel zwischen Settland und meiner Heimat. Karnodrim war der erste Sette überhaupt, den ich kennenlernen durfte.«
    »Diese Schiffe gehören nicht den Setten, sie gehören den Nonduriern«, mischte sich Haffta ungefragt ein.
    »Woher weißt du das?«, fragte Tarean.
    »Es gab Gerüchte unter den Sippen, mit denen ich kämpfte. Calvas soll am Ende seines Kriegszuges gegen die westlichen Reiche versucht haben, Nondur anzugreifen. Doch alle

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