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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dem Steppenboden entgegen.
    Kesrondaia stieß ein entsetztes Brüllen aus, und der Lichtstrahl, der aus ihrer Brust gedrungen war, erlosch für einen Herzschlag – einen Herzschlag zu lange. Wie eine unaufhaltsame, jedes Stauwehr brechende Flut stürzten die Schatten den Kristalldrachen entgegen, und um Gongathar herum wurde es Nacht.
    » KÄMPFT , MEINE KINDER ! KÄMPFT UM UNSER ALLER LEBEN !«
    General Jaular saß in seinem Zelt und grübelte. Er versuchte sich einzureden, dass es notwendig – wenn schon nicht richtig – war, Yschtaff und die Siedlungen im Süden aufzugeben, um die Küstenstädte besser schützen zu können. Doch so ganz hatte sein Verstand sein Herz noch nicht überzeugen können. Über seinem Kopf trommelten Regentropfen in unablässiger Gleichförmigkeit aufs Zeltdach. Bereits seit Tagen war die Sonne nicht mehr zum Vorschein gekommen. Das Wetter passte zu Jaulars Stimmung.
    Mit einem Räuspern trat Belhuir ins Innere des Zeltes.
    »Was hört man so, Belhuir?«, fragte Jaular.
    »Nichts als den Regen, Herr«, antwortete sein Gefolgsmann.
    Der General knurrte leise. »Keine Nachrichten von unseren Verbündeten?«
    »Keine neuen. Die Gildesöldner sind in Ankwar gelandet und auf dem Weg hierher. Außerdem hat Jeorhels Heer Durai vor sechs Tagen passiert. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Alben …«
    Ein hektisches Trompeten drang von draußen ins Zelt hinein. Im nächsten Moment war das Rufen von Männern zu hören, das sich binnen kürzester Zeit zu einem regelrechten Tumult ausweitete.
    »Schon wieder ein Angriff?« Der General fluchte und sprang von seinem Stuhl auf.
    Belhuir hatte unterdessen die Plane am Eingang zur Seite geschlagen und blickte hinaus. Er sog erschrocken die Luft ein, und seine Ohren legten sich flach an den Kopf. »General!«, rief er.
    »Bin schon da.« Jaular umrundete den Tisch mit der Abbildung der Steppe und den vielen Einheitsabzeichen und eilte zu dem Soldaten.
    »Schaut nur.« Belhuir deutete zum südlichen Himmel. Es gelang ihm nicht, die Angst aus seiner Stimme zu verbannen.
    Jaular spürte, wie sich seine Eingeweide schmerzhaft zusammenzogen, als er das unheimliche Schauspiel erblickte. Der gesamte südliche Himmel wurde in rasender Geschwindigkeit pechschwarz. Es war, als hätte ein göttlicher Gelehrter versehentlich ein riesiges Tintenfass ausgekippt, und der Ozean aus Tinte, der sich daraus ergoss, wurde nun von der dichten grauen Wolkendecke aufgesaugt und in alle vier Himmelsrichtungen ausgebreitet. Das Zentrum der Finsternis lag über dem noch immer von fein verästelten Lichtstrahlen umgebenen Gongathar.
    Jaular riss seinen settischen Weitseher aus dem Gürtel und richtete ihn auf die uralte Turmstadt. Er musste all seine soldatische Disziplin aufbringen, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Denn in der Vergrößerung des Weitsehers erkannte er, dass der Strahlenkranz, den die Kristalldrachen auf Gongathar gerichtet hatten, beschädigt war. Noch immer harrten zahlreiche der machterfüllten Riesen tapfer am Himmel aus und jagten gleißende Lichtspeere in die brodelnde Finsternis zwischen den Türmen der unheiligen Metropole. Doch zwischen ihnen klafften schmerzliche Lücken, denn die Kristalldrachen waren in einen tödlichen Kampf gegen massige, fliegende Ungetüme verwickelt, die sie Feuer speiend umkreisten. Aus dem Zentrum der Stadt aber toste die Dunkelheit in einer pulsierenden Säule in den Himmel hinein und verdunkelte, ja verdarb ihn mit ihrer Fäulnis. Gewaltige Schatten drängten mit peitschenden Armen zwischen den Gebäuden hervor.
    »Vorväter unserer Vorväter, steht uns bei«, murmelte Jaular tonlos. »Das ist das Ende.«
    »Herr, seht, ein Kristalldrache!«, rief Belhuir neben ihm und rüttelte ihn an der Schulter.
    Der General setzte den Weitseher ab und sah eines der majestätischen Geschöpfe näher eilen. Die kristallenen Schwingen entfesselten einen Sturmwind, als der Drache direkt über dem Lager der Nondurier herunterkam und schließlich vor Jaulars Zelt aufsetzte.
    »Was ist das?«, schrie Jaular ihm entgegen. »Was geht da vor?«
    » HELFT UNS ! KÄMPFT GEGEN DIE GLUTLANDDRACHEN «, dröhnte die Stimme des Kristalldrachen mit einer Macht in Jaulars Geist, als habe die Hauptglocke des Großen Bethauses von Durai in seinem Schädel zur Mittagsstunde geschlagen.
    Neben ihm ging Belhuir winselnd zu Boden, die Hände auf die Ohren gepresst.
    Helft uns … helft uns … helft … , hallten die Worte des Drachen in

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