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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dieser Stätte, die für viele gleichbedeutend mit dem dunkelsten Kapitel der jüngeren Geschichte der westlichen Reiche war, aufbrechen – um ein Stück Vergangenheit zu heilen und ein Stück Zukunft zu schaffen.
    Zu ihrer Überraschung erwartete sie Iegi bereits. Dem Anschein nach war der auf einem Greifen angereiste Taijirinprinz schon seit einigen Tagen da, denn sie trafen ihn vor der alten Hütte Janosthins am Rand des riesigen, von Kristalldrachenmagie geschlagenen Trichters an, wo er sich geradezu häuslich eingerichtet hatte. Janosthin Tiefenerz, der settische Wächter, der hier das letzte halbe Jahr über gelebt hatte, um die Ruine von At Arthanoc für die Steinernen im Auge zu behalten, hatte die Behausung aufgegeben, als er sich auf den Weg zu seiner neuen alten Anstellung als Behüter des Kristalldrachensteins von Tiefgestein gemacht hatte, jener uralten Kultstätte, an der sich die Unterirdischen und ihre geflügelten Herren jahrhundertelang begegnet waren und die nun, nach der Rückkehr der Drachen, wieder an Bedeutung gewonnen hatte.
    Iegi saß auf der Bank vor der aus verschmolzenen Felsblöcken errichteten Bleibe und ließ sich behaglich die Nachmittagssonne ins Gesicht scheinen, als die Gefährten die Hochebene von At Arthanoc erreichten. Als er Tarean und die anderen erblickte, sprang er auf, schwang sich mit einem kraftvollen Sprung in die Luft und flog ihnen entgegen.
    »Iegi!«, rief Tarean dem Freund zu und winkte.
    Im Nu war der Taijirinprinz bei ihnen, und sie begrüßten sich herzlich. »Ihr seid spät dran«, stellte Iegi mit gespielt vorwurfsvoller Miene fest. »Ich sitze schon eine Woche hier herum und zähle die Federn an meinen Flügeln.« Ro’ik stieß ihn übermütig mit seinem Schnabel an, und der Vogelmensch lachte, während er dem königlichen Greifen auf den Hals klopfte. »Schön, dich zu sehen, mein Alter«, wandte er sich an das Vogelpferd. »Ich habe eine Überraschung für dich. Deine Freundin Ishilrin wartet bei der Hütte auf dich.«
    »Eine Woche?«, wiederholte Tarean derweil erstaunt. »Ich würde eher sagen, du bist früh dran. Was hat dich dazu bewogen?«
    Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht seines Freundes. »Der Tod Shariiks.« Er seufzte. »Ihr wisst ja, dass sein Vater Shiraik schon immer ein Gegner meines Vaters war. Aber in der Vergangenheit war sein Einfluss auf ihn begrenzt gewesen. Doch dann kehrte ich heim, und ich hatte mich nicht nur der direkten Anordnung meines Vaters widersetzt, umgehend nach Airianis zurückzukommen, meine Sturköpfigkeit hatte zudem zur Folge gehabt, dass Shariik starb. So zumindest stellte sich die Lage für Shiraik dar, als ich ihm seinen toten Sohn übergab.« Iegi seufzte, bevor er leise fortfuhr: »Ihr könnt euch sicher vorstellen, was für einen Aufruhr das erzeugt hat. Wäre ich auf einem Kristalldrachen in Airianis eingeritten, so wäre vielleicht alles noch anders ausgegangen. Aber ich kam mit einem Toten – und dann auch noch dem Sohn des einstigen Himmelsmarschalls.«
    »Aber es war doch nicht deine Schuld, dass Shariik von dem Glutlanddrachen getötet wurde«, protestierte Tarean. »Hast du Shiraik nicht von dem heldenhaften Kampf seines Sohnes erzählt?«
    »Ich habe es versucht, aber er wollte nicht zuhören.« Sein Freund zuckte missmutig mit den Schultern. »Vielleicht hätte ich es an seiner Stelle auch nicht gewollt. Immerhin vermochte ich meinem Vater das Ganze so zu erklären, wie es sich zugetragen hatte. Und auch Nieldir – der Soldat, der beim Kampf gegen den Drachen verwundet worden war und an dessen Seite ich zurückblieb, als ihr in die Dunkelreiche hinabgestiegen seid – sprach sich für mich aus. Nicht, dass die Stimme eines einfachen Kriegers viel Gewicht gehabt hätte …«
    »Was ist also geschehen?«, fragte Auril sichtlich erschüttert.
    Iegi hob den Kopf und sah sie mit einem schiefen Grinsen an. »Ich wurde aus Airianis verbannt.«
    »Was?«, entfuhr es Tarean und Auril gleichzeitig.
    Der Vogelmensch hob beschwichtigend die Hand. »Nun, es ist nicht ganz so schlimm. Genau genommen hat mich mein Vater für fünf Jahre ins Exil geschickt. Damit kam er Shiraik entgegen, der sich eigentlich für meine dauerhafte Verbannung aus der Heimat stark machte, damit ich nicht noch mehr Schaden anrichten könne. Natürlich hätte er das niemals durchsetzen können, schließlich ist er nur ein Bürger und mein Vater der König. Aber er hätte in seiner Trauer und seinem Zorn viel Unheil anrichten können,

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