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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zu erringen, wenn wir wüssten, dass all seine Soldaten im Süden gebunden sind.«
    »Was sollte ihn glauben lassen, dass wir ein Interesse daran hätten, Nondurs nördliche Grenzen anzugreifen?«, fragte Jeorhel.
    Sinjhen zuckte mit den Schultern. »Die Beziehungen zwischen Albernia und Nondur waren schon immer ein wenig angespannt, wie Ihr wisst.«
    Die beiden Männer erreichten den oberen Treppenabsatz und traten durch eine Tür in die weitläufigen Keller von Cayvallon. Während sie durch die Gänge schritten, um in den bewohnten Teil der Burg zu gelangen, nahm Sinjhen das Gespräch wieder auf. »Was werden wir tun, mein König?«
    Jeorhels Miene blieb unergründlich, reglos wie das in Stein gemeißelte Antlitz einer Statue. Doch seine Gedanken rasten, während er versuchte, alles Wissen, das er um die Geschehnisse in Nondur in den letzten Tagen erhalten hatte, gegeneinander abzuwägen. »Wir haben gerade erst einen Kriegszug gegen Calvas hinter uns«, sagte er bedächtig. »Viele sind gestorben, und das Volk wünscht sich Zeit, um auszuruhen. Dazu kommt, dass Nondur sich vor uns verschließt. Es wäre ein Leichtes, daraus den Schluss zu ziehen, einfach nichts zu tun und den Dingen ihren Lauf zu lassen.«
    »Aber wir können die Anzeichen von Gefahr nicht einfach in den Wind schlagen, oder?«, gab Sinjhen zu bedenken. »Das Wasser des Sehens hat uns in den letzten Wochen mehrfach von einer Erschütterung der Alten Macht gekündet, einer Dunkelheit, von der selbst Calvas’ Krieg in den Schatten gestellt wird.«
    Der Hochkönig der Alben nickte. »Ja, ich weiß, Sinjhen. Daher werden wir den leichten Weg auch nicht beschreiten.« Er blieb stehen und wandte sich seinem Getreuen zu. Jetzt, da er eine Entscheidung gefällt hatte, fielen die Befehle leicht. »Ich werde unsere Spione in Bristaja und Durai anweisen, die Augen offen zu halten und jede Entwicklung zu melden. Außerdem möchte ich, dass Ihr nach Agialon reist, Sinjhen, und um eine Unterredung mit dem Althan ersucht. Es gilt auszuloten, ob wir auf die Hilfe Breganoriens zählen können, sollten wir uns zu einem Eingreifen entschließen. In Fuencarral soll das Volk über die Vorgänge in Nondur unterrichtet und zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen werden. Lasst diese Nachricht auch unserem Volk in Anfurt und Bristaja zukommen. Wenn irgendetwas den Abidhar nach Norden überquert, will ich binnen fünf Tagen mit einem Heer vom Almental aus abmarschieren können. Und eine Woche später mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften an der Grenze zu Nondur stehen!«
    »Jawohl, mein König.«

 
    10
    IN DEN GRAUEN BERGEN
    Die Gefährten sahen den Dunkelgeist nicht wieder, weder am Tag danach noch an denen, die darauf folgten. Gegen Mittag des sechsten Tages seit ihrem Aufbruch vom Drakenskal erreichten sie die Grauen Berge, und Tarean war froh, dass ihnen die Greifen zur Verfügung standen, denn die Handelsstraße fing an, sich in abenteuerlichen Kehren durch die Berge zu schlängeln. Sie hätten mit Sicherheit die doppelte Reisezeit benötigt, wenn sie gezwungen gewesen wären, der Straße entlang der steilen Bergflanken bis nach Bergspitze zu folgen. Bergspitze war die Hauptstadt von Settland und somit ein naheliegendes Ziel, um mit der Suche nach Halfbadur und seinen Getreuen zu beginnen.
    Tarean hatte bereits Steilklipp kennengelernt, eine Stadt, deren Bevölkerung zu einem großen Teil aus Setten bestand. Daher glaubte er, ungefähr darüber im Bilde zu sein, wie eine Stadt voller Alchemisten, Handwerker und Tüftler aussah. Doch er hatte sich geirrt, wie er feststellen musste, als sie mit ihren Greifen um eine Bergflanke herumsegelten und Bergspitze endlich in Sicht kam.
    Iegi stieß einen verblüfften Pfiff aus. »Bei den Lichtgefiederten!«
    Tarean konnte ihm diesen Ausruf nicht verdenken.
    Wie ihr Name schon andeutete, war die Stadt Bergspitze rund um den Gipfel eines eindrucksvollen Felsmassivs errichtet worden. Erweckte Airianis mit seinen vielen kleinen, übereinander an der Steilwand hängenden Behausungen von ferne den Eindruck, als habe eine Kolonie Schwalben am Fels gemeinsam ihre Nester gebaut, so fühlte man sich im Falle von Bergspitze eher an einen fleckigen alten Hut erinnert, den jemand über die verhältnismäßig sanft ansteigende Kuppe des Berges gestülpt hatte. Hunderte und Aberhunderte von Häusern standen dicht an dicht beisammen und bildeten einen Farbteppich aus Grau, Braun und Schwarz. Sie reihten sich entlang der gemauerten,

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