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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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blickte nicht noch einmal zurück. Er wollte nicht, dass irgendjemandem auffiel, wem sein Interesse galt. Denn Scheich Hassans Verhalten gegenüber Tarek, hatte ihn vorsichtig werden lassen. Welcher Scheich bot eine seiner Töchter als Konkubine an und erniedrigte sie damit vor Fremden so schmählich?
    Nicht zurückzublicken war auch Zaaras Bestreben. Weder auf die Menschen, noch auf die Jahre, die hier ihr Zuhause und ihre Familie war. Zwar keine liebevolle Familie, wie die Worte ihres Vaters erneut bewiesen, aber dennoch eine Familie, zu der sie gehört hatte.
    Dass ihre Mutter versucht hatte von hier zu entfliehen war nicht verwunderlich, wenn die Menschen damals auch schon so gehässig waren. Aber ihre Schuld, all die Jahre auf sie zu übertragen, die nicht einmal etwas davon wusste, verstand Zaara nicht. Jetzt waren ihr zumindest die Beweggründe klar, warum man dachte, man müsse sie permanent bestrafen.
    Vielleicht konnte sie bei ihrer neuen Familie ja ein anderes Leben führen. Tarek jedenfalls hatte versprochen, sie nie zu schlagen. Aber galt das jetzt noch, wo er wusste, was ihre Mutter getan hatte? Würde sich diese Schuld darauf auswirken, wie man mit ihr in ihrem neuen Heim umging?
    Ein Blick auf den Mann, dem sie jetzt gehörte, sagte nicht viel aus. Er wirkte erneut grimmig und unzugänglich, so wie in der Nacht zuvor. Sein Zorn machte Zaara immer noch Angst, auch wenn diese Angst unbegründet schien. Er hatte sie nicht grob behandelt, nur seine Worte wirkten meist roh.
    Dass er mit der Vermutung, man würde sie über ihre gemeinsame Nacht befragen, recht gehabt hatte, hatte sie dennoch schockiert. Hätte Tarek sie nicht vorgewarnt, hätte sie sicher die falschen Antworten gegeben. Aber so spann sie einfach aus Tareks Anweisungen, dem was sie in all den Jahren von den Frauen aufgeschnappt hatte und ihrer eigenen Phantasie einen Ablauf, der die Fragenden zufriedenstellte. Wobei sie allerdings bemerkte, dass der Bericht glaubhafter wirkte, je mehr sie ihn mit ein paar unangenehmen Aspekten spickte.
    Tareks Augen standen natürlich erneut auf Sturm, da er sich ganz offensichtlich einer ähnlichen Prozedur hatte unterziehen müssen. Dass er danach nur noch an Aufbruch dachte, konnte ihm Zaara nicht verübeln.
    Sie hätte gerne gewusst, wohin die Reise ging und was sie dort erwartete. Aber sie wagte nicht zu fragen. Zum einen, weil Tarek so unzugänglich wirkte, zum anderen, weil sie von seinem Bruder und einer fünfköpfigen Eskorte grimmiger Wüstenmänner umgeben waren.
    Dass den ganzen Tag über kaum jemand ein Wort sprach, war nicht verwunderlich, da die Gruppe außer ihr, nur aus Männern bestand. Aber das machte Zaara nicht viel aus. Sie hatte sowieso nicht erwartet, dass irgendjemand mit ihr sprach. Selbst im Zeltlager hatten sich die Gespräche nie auf sie selbst ausgeweitet. Sie war eher eine Zuhörerin, die unbemerkt am Rande stand und nicht mit einbezogen wurde.
    Hier jedoch schienen sich die Reisenden nur zu deutlich ihrer Anwesenheit bewusst zu sein, weshalb ganz eindeutig kaum ein Wort fiel. Schade. Zaara konnte also nicht einmal das Informationsmittel Zuhören für sich nutzen, um etwas darüber zu erfahren, wo sie künftig leben sollte.
    Am Abend, als man mitten in der Wüste anhielt, um die Nacht an der geschützten Seite einer Sanddüne zu verbringen, war es Tarek, der sie von ihrem Kamel hob. Eine Pflicht, die ihm zum Glück noch rechtzeitig eingefallen war, ehe die mangelnde Aufmerksamkeit, die er ihr widmete, auffallen konnte.
    Für Tarek kam jetzt der Teil der Reise, der für ihn am schwierigsten war. Er musste sich um Zaara kümmern. Aber nicht darum, weil sie sich nicht zu helfen gewusst hätte, sondern weil Tarek darauf bedacht war nur das zu offenbaren, was für ihn von Vorteil war, wenn sein Vater die Eskorte befragte. Und das würde Scheich Amir tun, wenn er dadurch erfuhr, wie sein Sohn zu der Frau stand, die er hatte nehmen müssen.
    Auch wenn es unglaubwürdig gewirkt hätte, den vor Liebe entbrannten zu spielen, wusste Tarek doch, dass er es nicht dulden durfte, wenn einer der Männer Zaara auch nur eine Sekunde zu lange anstarrte. Das gehörte zu den Dingen, die kein Wüstenmann seiner Frau gegenüber zulassen würde. Und darum musste er sich gleich einmal um etwas kümmern, das er bisher versäumt hatte.
    „Warum bist du nicht verschleiert?“
    Die Frage verwirrte Zaara. Schleier waren unter den Frauen ihres Clans nicht üblich. Und es befand sich auch unter den wenigen

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