Tareks Versprechen
hatten, wäre er selbst nie darauf gekommen, dass ungebetener Besuch nach ihnen gesehen hatte. Dennoch wartete er ein paar weitere Minuten ab, verhielt sich ruhig und lauschte.
Alles was er nun vernahm waren Geräusche, die weit genug entfernt waren oder einer normalen Nacht angehörten. Er schob das Mädchen von seiner Seite, setzte sich auf und kehrte dann an den Platz zurück, den er schon am Anfang der Nacht eingenommen hatte.
Neugierige Augen folgten seinen Bewegungen im Halbdunklen. Zaara wollte fragen, was das zu bedeuten hatte, doch sie wusste nicht, wie die Frage nach Informationen aufgenommen würde. Darum blieb sie lieber stumm.
„Warum fragst du nicht? Ich weiß, dass du dich wunderst.“
Tarek hätte das eben, auch von sich aus kommentieren können. Doch er wollte sehen, wie sich dieses Mädchen verhielt, wenn sie nicht gerade vor Angst schlotterte. Er musste ihr zeigen, dass er sie nicht für etwas bestrafen würde, was sie wissen wollte.
Ein kurzes Zögern noch und ein weiterer vorsichtiger Blick. Dann tat sie das, wozu er sie aufgefordert hatte und was sie selbst wollte.
„War wirklich jemand hier, um uns zu beobachten?“
„Ja!“
„Warum? Was wollte man sehen?“
Die erstaunte Frage beantwortete Tarek erst einmal mit einem ironischen Lächeln. „Sie wollten sehen, ob es eine Möglichkeit für einen von uns beiden gibt, das Heiratsabkommen zu brechen.“
Ratlosigkeit stand in Zaaras Gesicht geschrieben. Was sollte das für einen Sinn haben? Diese stumme Frage konnte sie sich ohne große Überlegung selbst beantworten. Sie war nicht schön und dieser fremde Sohn eines Scheichs hätte sagen können, er bringe es nicht über sich, sie zu berühren. Aber wenn das so war, dann hatte er sich eben selbst diesen Ausweg verbaut.
Aus welchem Grund? War es so wichtig, sich mit dem Clan ihres Vaters zu verbinden? So musste es wohl sein, denn sie war kein Preis, den ein Mann erringen wollte. Darum musste es alleine um die Zugehörigkeit zu ihrem Clan gehen.
Zaara waren die Gründe egal. Sie wusste, dass sie keinen Wert für einen Mann hatte. Wem auch immer sie sonst gegeben worden wäre, hätte sie auch nur als Mittel zum Zweck benutzt. Sie hoffte nur, dass die Herrschaft eines Mannes nicht schlimmer war, als die der ersten Frau des Scheichs.
„Werdet Ihr mich denn jetzt schlagen?“, kam Zaara der Gedanke, dass er nur deshalb seine Wut nicht gleich an ihr ausgelassen hatte, weil er nicht riskieren wollte, dass sich jemand daran störte, sie verletzt zu sehen.
Tarek runzelte die Stirn und Gewitterwolken verdunkelten seine Augen so sehr, dass sie schwarz wirkten. Sein Kiefer mahlte, da er die Zähne fest zusammenbiss. Und Zaara verfluchte sich, ihn auf etwas hingewiesen zu haben, was ihr Schmerzen bringen würde.
„Ich werde dich niemals schlagen“, knurrte er sie wie ein tollwütiger Hund an. „Hast du gehört, ich werde dich niemals schlagen!“
Bei so viel Zorn fragte sich Zaara, was dann ihre Strafe sein würde, wenn er sie nicht schlagen wollte. Konnte er mit so vernichtenden Gefühlen umgehen, ohne jemanden zu verletzten? Ohne sie zu verletzen? Zaara konnte es sich fast nicht vorstellen, aber um Tarek nicht noch mehr in Wut zu bringen, murmelte sie eine Zustimmung.
„Ja, Herr.“
„Tarek“, presste er durch seinen verkrampften Kiefer. „Nur Tarek, kein Herr, kein Gebieter und kein unpersönliches Sie. Merk dir das! Und wenn wir morgen aus diesem Zelt gehen, dann wirst du jedem, der danach fragt versichern, dass unsere Ehe rechtskräftig ist!“
Zaara verstand nicht, was er damit sagen wollte. „Rechtskräftig?“
Tarek fehlte die Geduld, Zaara die Tatsachen in neutralen Worten zu erklären. Darum klang es in ihren Ohren ein kleines bisschen roh, was er sagte. „Dass die Ehe vollzogen wurde, dass wir miteinander geschlafen haben, dass du bereits meinen Samen austragen könntest!“
Das war mehr als deutlich. Auch wenn Zaara unschuldig war, war sie noch lange nicht naiv. Wenn man in der Gesellschaft eines Harems aufwuchs, blieben einem gewisse Dinge zwischen Mann und Frau nicht verborgen. Und wie ein Kind gezeugt wurde, war ein Thema, über das viel und ausführlich zwischen den Frauen gesprochen wurde.
Zaara nickte darum nur beschämt und war sich der Tatsache bewusst, dass sie nicht den Anforderungen entsprach, die ein Mann an die Mutter seiner Kinder stellen würde. Es war ganz klar, er wollte mit ihr keine Kinder zeugen, ließ ihr jedoch ihren Stolz, das nicht
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