Tareks Versprechen
Dingen, die sie mit sich führte nichts, was sie für diesen Zweck benutzen konnte.
„Ich besitze keinen Schleier. In unserem Clan verschleiert man sich nicht“, klang Zaara unsicher.
„Im Palast wirst du immer einen Schleier tragen müssen, außer wenn du mit mir alleine bist“, erklärte Tarek finster und überlegte, wie er Zaaras mangelnde Gewandung beheben konnte.
„Ich habe eine Stoffbahn bei mir, aus der wir für deine Frau einen Turban mit Schleier machen können“, bot Diss an, der versuchte, sich halbherzig aus seinen eigenen deprimierenden Gedanken zu reißen.
Allerdings hatte sein gut gemeinter Vorschlag einen Haken. Tarek konnte ihn nicht annehmen, ohne vor den anderen und vor Zaara als unfähig angesehen zu werden, sich um die Bedürfnisse seiner Braut zu kümmern. Denn er merkte deutlich, wie aufmerksam die Männer der Eskorte alle seine Handlungen beobachteten. Darum kam es nicht in Frage, Diss Vorschlag zu akzeptieren.
„Meine Frau erhält von mir alles, was sie braucht“, erklärte Tarek eisig. Er nahm seinen eigenen Turban ab, ohne den er nun nicht mehr gar so düster wirkte und wickelte die Stoffbahn geschickt um die verblüffte Zaara. In wenigen Augenblicken war von ihrem Gesicht nur noch der schmale Streifen ihrer Augenpartie zu sehen.
Doch das Ergebnis war nicht so, wie Tarek es sich vorgestellt hatte. Aus dem Mädchen, dessen Gesicht viel zu rund war, um schön zu wirken und dessen Nase nichts Klassisches an sich hatte, waren nur die verwirrend großen Augen übrig geblieben, die einen Stein zum Weinen bringen konnten. Das war nicht gut. Sie sollte nicht so aussehen, dass man jedes böse Wort von ihr fernhalten wollte.
Tarek ärgerte sich und das war auch gut so. Wenn sie ihn durch ihre bloße Anwesenheit ständig in schlechte Laune versetzte, war es ein Leichtes, in ihr nur ein lästiges Anhängsel zu sehen. Und um dieses Anhängsel musste er sich jetzt so kümmern, wie es von ihm erwartet wurde.
Die kommenden Nächte musste er sich in Zaaras unmittelbarer Nähe aufhalten, um seinen Anspruch und seine Stellung als Beschützer deutlich zu machen. Aber bevor es so weit war, musste Tarek dem Mädchen mit ein paar deutlichen Worten sagen, wie sie sich zu verhalten hatte.
Ein schwieriges Unterfangen, wenn man von mehreren aufmerksamen Augenpaaren beobachtet wurde. Aber dem konnte Tarek für einige Minuten Abhilfe schaffen. Zwar gab es weit und breit nur Sand, aber auch eine Düne konnte vor neugierigen Blicken schützen.
Wie ganz richtig vermutet, nahmen seine Männer seinen Abgang mit dem Mädchen mit blitzenden Augen zur Kenntnis. Dass ein Mann, der sich eben erst eine Frau genommen hatte, die Nacht nicht im Kreise seiner Gefährten verbringen wollte, war nur allzu klar.
Nur Zaara, die Tarek am Arm gepackt hatte und hinter sich herzog, war ahnungslos, wie das auf die anderen wirken musste. Sie verstand die schnell wechselnden Stimmungen ihres Ehemannes nicht. War er böse? Zaara war sich nicht sicher, da seine Miene permanent grimmig war. Aber da sie nichts angestellt hatte, versuchte sie ruhig zu bleiben.
Tarek hatte ein ganz anderes Problem. Er war alles andere als ruhig. Er musste sich überlegen, wie er das Mädchen dazu brachte, seinen Befehlen zu folgen. Und zwar so zu folgen, dass keiner merkte, dass ihre Verbindung nicht das war, was sie sein sollte.
Vor neugierigen Blicken hinter einer Sanddüne verborgen und außer Hörweite, ließ Tarek Zaaras Arm los und stellte sich vor sie hin.
„Hör zu, Mädchen. Diese Männer, die uns begleiten, erhalten ihre Befehle alleine von meinem Vater. Das heißt, sie werden ihm alles berichten, was du oder ich tun.“
Zaara hörte aufmerksam zu und nickte, da Tarek sie ansah, als erwarte er eine Reaktion.
„Du musst also auch ihnen vorspielen, dass gestern Nacht deine Hochzeitsnacht war. Mit allem, was dazu gehört.“
Das war eine viel nettere Art, die Sache zu beschreiben, als beim erste Mal. Tarek hatte das Gefühl, das Ganze genauer erklären zu müssen, da sich Zaara unschlüssig auf die Lippen biss.
„Wenn jemand denkt, ich weise dich zurück, wird man dir bestenfalls das Leben zur Hölle machen. Wenn jemand denkt, du weist mich zurück, schickt man dich dorthin zurück, von wo wir eben gekommen sind.“
Tarek hoffte, er musste nicht noch deutlicher werden. Aber Zaara hatte trotzdem eine Frage zu seinen Ausführungen.
„Wenn Ihr mich nicht zurückweist, und ich Euch auch nicht zurückweise, was machen wir
Weitere Kostenlose Bücher