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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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war unmissverständlich. Er ballte die Hände zu Fäusten und sein ganzer Körper verkrampfte sich so sehr, dass die Muskelstränge an seinen nackten Armen und seinem Oberkörper hervortraten.
    Angetan! Er hatte sie benutzt, für seine Zwecke missbraucht, ohne auch nur einen Gedanken an ihre Gefühle zu verschwenden. Er hatte sich schlimmer benommen, als die Männer, die er dafür verachtete, ihre Haremsdamen gegeneinander auszuspielen. Diese Frauen wussten wenigstens was sie erwartete, wenn sie mit so einem Mann eine Verbindung eingingen. Zaara hatte das nicht gewusst. Sie war einfach nur seinen Anweisungen gefolgt, einzig in der Hoffnung, er würde sie nicht körperlich bestrafen.
    Er hatte das Recht, mit ihr zu tun, was immer er wollt. Und genau das hatte er getan. Er hatte sich genauso über ihre Wünsche hinweggesetzt, wie es sein Vater mit ihm gemacht hatte. Er war kein Deut besser als er.
    Er hatte die Striemen auf ihrem Rücken gesehen und gedacht, dass er ihr nie so etwas antun würde. Und das hatte er auch nicht, er hatte etwas viel Schlimmeres getan. Er hatte Striemen auf ihrer Seele hinterlassen, die vielleicht nicht so deutlich zu sehen waren, die aber viel mehr Schaden anrichteten.
    „Ich habe sie verletzt“, ließ Tarek die Schultern hängen.
    Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Eine Frau, die man schlug, verlor einen Teil ihrer Seele. Es zerstörte das Vertrauen, es zerstörte den Glauben an das Leben.
    „Lieber Himmel, Tarek. Du hast Zaara verletzt, bist hierhergekommen und hast dich nicht einmal darum gekümmert, dass ihre Wunden versorgt werden?“
    Diss konnte es nicht glauben, dass sein Bruder so eine gewalttätige Ader hatte. Nicht gegen Frauen, nicht gegen seine Frau!
    Tarek sah durch Diss hindurch. „Wie versorgt man eine verletzte Seele?“, fragte er ohne eine Antwort zu erwarten. Er richtete seinen Blick direkt auf seinen Bruder und formulierte seine Frage anders. „Wie soll ich mich darum bemühen, dass sie sich nicht wie ein Mittel zum Zweck fühlt? Wie soll ich ihr erklären, dass ich nicht ihr Herr oder ihr Gebieter bin? Wie soll ich ihr zeigen, dass das Einzige was ich von ihr will, eine ehrliche Reaktion ist?“
    Das hörte sich nach einer verzwickten Situation an. Und da Diss keine falschen Vermutungen anstellen wollte, fragte er lieber noch einmal genauer nach. „Hast du Zaara geschlagen?“
    Tarek schüttelte den Kopf. „Man kann einem Menschen viel mehr wehtun, ohne zuzuschlagen. Worte und Taten verletzen mehr als Fäuste.“
    „Was hast du zu ihr gesagt?“
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wenn ich heute Abend nach Hause komme, werde ich damit beginnen, alles richtigzumachen“, erklärte Tarek fest.
    Das klang ziemlich überzeugt. Und Diss war sehr gespannt darauf, was sein Bruder mit alles richtigmachen meinte. Darum heftete er sich an seine Fersen, als Tarek bei Einbruch der Dunkelheit den Palast betrat. Sein Ziel waren seine Gemächer und das hieß, dass Diss nicht Zeuge davon werden konnte, wenn Tarek vor seiner Frau zu Kreuze kroch. Schade! Er hätte sicher etwas dabei lernen können.
    Aber Tareks Absicht wurde bereits auf der Hälfte seines Weges vereitelt. Sein Vater hatte auf ihn gewartet und fing ihn direkt im Eingangsbereich ab. Und er war nicht gerade bester Laune.
    „Du hast versucht, mich zu hintergehen, Junge!“, warf Scheich Amir seinem Sohn vor. Er war so aufgebracht, dass er es nicht einmal für nötig hielt, sich für diese Auseinandersetzung eine ruhige abgeschiedene Ecke zu suchen. Nur Diss sah er scharf an, da er ihn nicht bei diesem Streit dabeihaben wollte.
    „Geh Diss! Was ich mit Tarek zu besprechen habe, geht dich nichts an!“
    Diss verzichtete darauf zu protestieren. Ihm wurde ständig gesagt, dass ihn die Dinge nichts angingen, die andere zu bereden hatten. Aber das hielt ihn nicht davon ab, dennoch zuzuhören. Ganz einfach darum, weil die Lautstärke bei einem Streit ganz erheblich zunahm. Man musste nur in der Nähe bleiben, um alles mitzubekommen. Und genau das machte Diss jetzt auch. Er entfernte sich aus der Sichtweite seines Vaters und seines Bruders, nicht aber aus ihrer Hörweite.
    „Wie lange hast du gedacht, dass du mich hinters Licht führen kannst? Ich bin noch nicht so senil, dass ich nicht erkennen könnte, wenn jemand ein Spiel mit mir spielt!“, ging Amir mit Worten auf seinen Sohn los, kaum dass sie alleine waren.
    „Ein Spiel?“, gab Tarek den Vorwurf zurück. „Wer spielt hier ein Spiel, Vater. Du oder

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