Target 5
Eisfragmente schossen im Lichtstrahl herab und versanken in der von Eisschollen übersäten See. Mindestens sieben Meter von der Spitze des Eisberges waren zerfallen. Schmidt erteilte rasch Befehl, den Kurs um einige Grad nach Backbord zu ändern, fort von dem Monolithen.
»Es war zwar kein Hohleisberg, aber ein explodierender Eisberg«, sagte Grayson. »Ich hoffe, wir begegnen nicht noch mehr von der Sorte.«
Quinns Sikorsky kam in Sicht und war jetzt nahe genug, daß man die vom Mondlicht umspülten Drehflügel erkennen konnte. Er war weniger als fünfhundert Meter entfernt und stieg allmählich auf siebzig Meter herab mit dem Ziel auf die Elroy. Sein Kurs führte ihn über die Spitze des riesigen Eisberges. Schmidt gab Befehl, für die Landung Quinns die Motoren zu drosseln. Die Nebelschwaden um die Mitte des Eisberges waren fortgetrieben, so daß die immense Größe des riesigen Eisblocks deutlich wurde, der steil aus dem Nebel an der Wasseroberfläche in die Höhe ragte.
»Hoffentlich hat er die Revolution gefunden«, sagte Langer.
Der Eisberg explodierte, als Quinn ihn überflog. Er detonierte wie eine gigantische Bombe, die dem Druck im Innern nicht länger widerstehen konnte. Aber diesmal verschwand nicht nur die Spitze, sondern der ganze Eisberg. Er detonierte mit einem donnernden Getöse, das weit über den Ozean rollte und die Männer an Deck unter der Brücke taub machte. Selbst die Brücke vibrierte von der Stoßwelle. Das Zifferblatt des Kompasses an der Wand zersplitterte, und Glassplitter hagelten auf den Schiffsführer herunter. Schmidt packte das Steuerrad, um den Kurs beizubehalten.
Das Tosen prallte von Eisberg zu Eisberg und erreichte das Schiff immer wieder als ohrenbetäubendes Echo. An der Stelle, wo der Eisberg gewesen war, schossen Gischt und Dampf fast zweihundert Meter hoch in die Nacht, wie ein Geysir. Als die Dampfsäule auf die Wasseroberfläche zurückfiel, war nichts zu sehen außer brodelndem Wasser. Der Eisberg war fort und mit ihm – die Sikorsky und Quinn.
Beaumont ging zu Schmidt, der das Steuerrad dem Schiffsführer wieder überlassen hatte und jetzt am Fenster stand. Er starrte auf die schäumende See. »Er war direkt über dem Gipfel, als er explodierte…«
»Weiß ich«, antwortete Schmidt leise. »Mein Gott…Quinn.« Er richtet sich auf und sprach die Worte, ohne den Mann neben ihm anzublicken. »Wenn Sie noch weitere brillante Ideen haben, Beaumont, wissen Sie ja, was Sie damit anstellen können.«
Es waren nicht so sehr die Worte als vielmehr die Ruhe, mit der er sprach, die seine Bitterkeit zum Ausdruck brachte. Beaumont entfernte sich von der Brücke und nickte Grayson und Langer zu, die ihm folgten. Er war über Quinns Tod entsetzt, aber noch entsetzter, falls das möglich war, über den Verlust des Hubschraubers. Das Radar war verloren, die Funkstörung machte es unmöglich, jegliches Signal zu senden oder zu empfangen, und jetzt war ihnen ihre allerletzte Verbindung mit der Außenwelt genommen worden. Papanin, der sie weiter südlich erwartete, machte die Isolation vollkommen. Eine Stunde später lief die Elroy auf einen Eisberg auf.
Freitag, 25. Februar
»Fünfzig Kilogramm Sprengstoff, Zeitzünder und einige hundert Meter Kabel…«
»Wo wird es aufbewahrt, Horst?«
»Du wirst es kaum glauben – in einer kleinen Kabine auf dem Hauptdeck.« Langer grinste Beaumont an. »Völlig gegen die Vorschriften, sagte Da Silva; aber er sagt auch, daß er, wenn er schadhaftes Zeug über Bord werfen muß, es nicht den ganzen langen Weg von der Sprengstoffkammer hinauftragen möchte.«
»Da Silva hat schon recht«, sagte Grayson. »Die Leute in Washington, die sich die Vorschriften ausdenken, brauchen nie mit dem Zeug umzugehen.«
Die drei Männer in Beaumonts Kabine aßen ihr Mittagessen, das aus Fischsuppe und Zimtkuchen bestand. Daß ihnen die Mahlzeit in die Kabine gebracht worden war, ließ erkennen, daß ihre Popularität an Bord schon wieder im Schwinden war. »Wir sind wohl in Ungnade gefallen«, meinte Grayson, während er die Kaffeetasse hinstellte. »Als ob du Quinn extra raufgeschickt hättest, damit er von dem Eisberg in die Luft gejagt würde…«
»Schmidt ist besorgter, als er zugeben möchte«, erwiderte Beaumont. »Er tut so, als würde er sich ganz auf die Navigation konzentrieren, aber meiner Meinung nach macht er sich wegen all der russischen Schiffe genauso viele Sorgen wie wir. Es ist hauptsächlich die Revolution, die mir
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