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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Kopfzerbrechen macht – mit ihren sechzehntausend Tonnen. Die Trawler könnte die Elroy einfach beiseite schieben. Was ist das, Horst?« Der Deutsche zeigte ihm mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck einen Schlüssel in seiner Hand.
    »Der Schlüssel zu der Sprengstoffkabine. Da Silva und Schmidt sind nicht so ganz ein Herz und eine Seele, jedenfalls nicht, was diese Einstellung ›wir sind auf hoher See, und deswegen kann uns nichts passieren‹ betrifft. Und irgendwie sind die fünfzig Kilo Sprengstoff in ein paar Rucksäcke geraten – nur für den Fall…«
    Die Kabine bebte plötzlich bei einem schweren Zusammenstoß und erzitterte, als ob die Schotten zusammenbrechen würden. Die Kabinenwände kippten nach Backbord, zurück nach Steuerbord, dann standen sie wieder aufrecht. Ein furchtbares Malmen kam vom Schiffsrumpf, als ob der Kiel herausgerissen würde. Das malmende Geräusch schien nicht aufhören zu wollen. »Um Gottes willen…« Grayson riß die Kabinentür auf. Sie hörten Rufe, das Poltern rennender Matrosen und ein furchtbares Krachen hinter der Backbordschotte. Plötzlich stand das Schiff still, während die Motoren im Leerlauf weiterdröhnten. Das Licht flackerte und drohte ganz zu verlöschen, dann nahm es zögernd die ursprüngliche Leistung wieder auf.
    »Wir sind aufgelaufen«, rief Horst.
    »Oder die Revolution hat uns gerammt…«, meinte Grayson.
    »Das hörte sich eher nach Eisberg an!« Beaumont warf sich in seinen Parka. »Los, auf die Brücke!«
    Beaumont rannte den verlassenen Niedergang entlang und blieb an der untersten Stufe stehen, um seinen Parka zuzuknöpfen und seine Fäustlinge und Handschuhe überzustreifen. Vom Deck über ihnen hörte er Männerstimmen, die von Panik erfaßt waren. Er eilte die Treppe hinauf und öffnete die Tür. Sofort traf ihn der Nebel, kalter, feuchter Nebel, in dem Schatten durcheinanderrannten. Es war unmöglich zu sehen, was passiert war, was hinter der Backbordreling los war. Beaumont konnte noch nicht einmal die Backbordreling ausmachen, während er sich zur Leiter vortastete, die auf die Brücke hinaufführte. Eine große, stämmige Gestalt kam ihm entgegen und rempelte ihn an. Borzoli.
    »Wir sind aufgelaufen!« keuchte er heiser.
    »Sinken wir?« fragte Beaumont, während er nach dem Bohrkern in seiner Parkatasche tastete.
    »Wer weiß…«
    Beaumont stieg die Leiter zur Brücke hoch und hatte die oberste Sprosse fast erreicht, als er durch den wehenden Nebel vor dem Bug etwas wie einen Berg auftauchen und verschwinden sah, nur wenige Meter entfernt. Er ging zögernd auf die Brücke. Grayson und Langer kamen hinter ihm die Leiter hoch. Schmidt stand vorn auf der Brücke an einem offenen Fenster. Die eiskalte Luft verjagte die Wärme in wenigen Minuten. Der Schiffsführer umklammerte das Rad noch, obwohl das Schiff festsaß. Der Boden war nach Steuerbord geneigt, und die Motoren standen still. Schmidt warf einen Blick über die Schulter und bemerkte Beaumont.
    »Kommen Sie einen Augenblick hierher, Beaumont«, rief er ihm zu. Sein Ton war wieder neutral, die wütende Stimmung verflogen. »So was Verrücktes – wir sind auf einen Eisberg aufgelaufen.«
    Es dauerte eine Stunde, bis sie ihre Lage eingeschätzt hatten – eine höchst außergewöhnliche Lage. Die Elroy war sehr langsam durch den dichten Nebel gefahren und dabei in eine kleine Bucht innerhalb eines riesigen Eisberges geraten. In weniger als einer Minute hatte sie die Bucht durchquert. Der Bug war in einen breiten Gully aus Eis gefahren, der aus der Seite des Eisberges ausgewaschen worden war und eine große, natürliche Rampe bildete, die sich schräg nach oben aus dem Wasser heraushob. Beim ersten malmenden Knirschen hatte Schmidt reagiert, aber bis dahin waren der Bug und das ganze Vorderteil des Schiffes wie von einem Trockendock herausgehoben worden, während am Heck die Schraube noch tief im Wasser steckte.
    Schmidt hatte die Maschinen gestoppt. Das 6500-Tonnen-Schiff war festgefahren. Der Bug und ein Drittel des Rumpfes lagen auf dem Eisschacht, während die restlichen zwei Drittel des Schiffes und das Heck noch im Wasser lagen. Am Ende der Rampe ragte die Wand des Eisberges steil in den Nebel hinauf – im Strahl des Scheinwerfers grünlich und massiv wie ein Felsen. Für Schmidt war die Situation unfaßbar, für Beaumont nur ein seltener Zufall: Vor einem Jahr hatte ein britischer Trawler ein ähnliches Erlebnis vor Spitzbergen durchgestanden. Er hatte seinen Bug tief in

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