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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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vermochte.
    Grayson hätte die Szene lieber vom Beobachtungsposten am Heck aus verfolgt. Jetzt platzte er, jede Form vergessend, in die Brücke hinein. Noch respektloser als sein Verhalten war sein Befehl gegenüber einem Mann, dessen Wort auf seinem Schiff Leben oder Tod bedeuten konnte. »Sie müssen noch etwas warten! Draußen ist irgend etwas – gerade im Nebel versteckt!«
    »Was?«
    Dies eine Wort aus Schmidts Mund explodierte im Raum und verriet etwas von der inneren Spannung, unter der er litt. Er starrte Grayson mit einem Blick an, den die Crew kannte und fürchtete.
    »Ich weiß es nicht – irgend etwas…«
    »Ich kann es jetzt auch sehen«, sagte Beaumont düster. »Sie setzen dieses Schiff besser nicht in Bewegung, Schmidt.«
    »Mein Gott, es ist die Revolution …«, murmelte Da Silva.
    Aber die Revolution war es nicht, dafür war es zu groß, selbst für ein 16000-Tonnen-Schiff entschieden zu groß. Es kam durch den Nebel langsam auf den Ausgang der Bucht zu. Es ragte wie ein bewegliches, zehnstöckiges Gebäude steil in die Höhe. Seine unsichtbare Spitze steckte im Nebel und war weit höher als die Mastspitze der Elroy. Die Beobachtungsposten am Heck riefen jetzt, so laut sie konnten, während Schmidt das Fenster öffnete und sich in die Nacht hinauslehnte. Die eiskalte Luft von draußen fühlten sie kaum, während sie nach vorn starrten, von der drohenden Gefahr hypnotisiert. Es sah jetzt aus wie eine hochragende Landzunge aus Eis, die den Nebel zur Seite schob, während sie immer näher kam, direkt auf die Bucht zu. Sogar von dieser Seite der Bucht aus schien er direkt über ihnen zu hängen, ein Mammuteisberg, der auf den Riesen zusteuerte, auf dem sie gestrandet waren.
    Schmidt reagierte sehr schnell und gab eine Warnung ab. Er schien sich kaum zu bewegen, sprach dann doch in das Bordfunksystem, das jede Ecke des Schiffes erreichen würde. »Festhalten! Festhalten! Kollisionsgefahr!«
    Da Silva packte Beaumont am Arm. »Sehen Sie, dort in der Bucht!«
    »Ein Ausläufer des Eisberges!«
    Aus dem riesigen Eisberg ragte ein Eisspier hervor, der gut zwanzig Meter im Durchmesser sein konnte. Der Ausläufer glitt durch die Bucht, nachdem er durch den Eingang geschlüpft war. Er brachte Unruhe in das Wasser, das im bleichen, nebligen Mondlicht lag. Dem ›Bein‹ des Eisberges folgte der ›Körper‹. Die Männer auf der Brücke klammerten sich an die Reling und bereiteten sich auf die bevorstehende Kollision vor. Unter ihnen auf dem Deck hielten sich die Wachposten an der Reling fest, die noch intakt war. Beaumont sah zu, wie irgendein Brocken aus dem Nebel fiel ein Brocken, größer als ein Wohnhaus. Er stürzte von dem Gipfel des Eisberges, noch bevor dieser auf den gegenüberliegenden Eisberg stieß.
    Der riesige Eisblock schlug direkt hinter der Bucht, ins Wasser und schleuderte eine riesige Wasserfontäne hoch.
    »Mein Gott!« stieß Langer hervor. »Ein Hohleisberg…«
    Das bedeutete, daß das gesamte Gebäude aus Millionen Tonnen Eis im Augenblick der Kollision zusammenfallen und eine Lawine über die Bucht und das Schiff einbrechen könnte, die sie verschütten würde. Sie standen da wie Wachsfiguren, während sie den Zusammenstoß erwarteten. Im letzten Augenblick gab Schmidt den Befehl, die Motoren abzuschalten. Der Koloß trieb aus dem Nebel hervor und zeigte sich ihnen in seiner ganzen Größe. Der Ausläufer erreichte den Strand der Bucht, und die Eisberge trafen aufeinander.
    Ein unglaubliches Krachen und Donnern brach über sie herein, als ob sich der Weltuntergang ankündigte. Der tosende Zusammenprall ließ den getroffenen Eisberg und die Elroy erbeben, daß der Rumpf vibrierte, die Beplankung klapperte und Nieten auf das Eis geschleudert wurden. Da Silva wurde von der Wucht des Aufpralls auf die andere Seite der Brücke geschleudert. Ein Mann im Maschinenraum wurde von einer Laufplanke sieben Meter tief in den Tod geschleudert. Geschirr und Armbanduhren zerklirrten, das noch intakte Glas auf den Meßgeräten im Maschinenraum zersplitterte, die Kompaßnadeln kreisten wie wild. Plötzlich war es still, unheimlich still.
    Niemand wagte ein Wort zu sagen, und einige Minuten lang rührte sich niemand. Sie alle starrten auf den Ausgang der Bucht, der nicht mehr existierte. Der Eisfelsen blockierte die Lücke. Es steckte in der Öffnung wie ein Korken in einer Flasche. Aus der Bucht war eine Lagune geworden, ein See ohne Zulauf. Sie waren in ihrem großen Transporter gefangen, in einem

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