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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einen Schneesturm zum Flughafen. Als er das Flugzeug bestieg, das ihn erwartete, schüttelten die beiden Piloten ihm die Hand. Sie forderten ihn freundlich auf, im Cockpit mitzufliegen, und boten ihm einen Sitz hinter dem Kopiloten an. Der Alptraum begann in dem Moment, als sich das Flugzeug von der Startbahn abhob.
    Beim Start wäre es fast abgestürzt. Noch am Boden, steuerten sie direkt auf den Kontrollturm zu, und der Kopilot brüllte: »Du schaffst es nie!« Er riß einen Arm hoch, als wollte er damit eine Kollision abwehren. Dann zog der Pilot die Maschine hoch und verpaßte den Turm um Haaresbreite – so jedenfalls kam es dem vor Angst erstarrten Gorow vor.
    Aber das war nur der Anfang. Als das Flugzeug Höhe gewann und ostwärts von der vereisten Ostsee abdrehte, brachen die Piloten einen wütenden, endlosen Streit vom Zaun und beschuldigten sich gegenseitig. »Du Blödmann, Serge! Du hast nicht genug Gas gegeben…«
    »Idiot! Es war schon zuviel Fahrt! Hättest ja selbst fliegen können!«
    Der Streit tobte weiter. Von der technischen Terminologie verstand Gorow keine Silbe. Plötzlich kippte das Flugzeug zur Seite und fing an, mit beängstigender Geschwindigkeit abzusacken. Unter Fluchen gewann der Pilot die Kontrolle wieder und setzte mit kreischender Stimme seinen Zank fort. Zitternd beobachtete Gorow die Szene: Es schien, als würden sie sich mehr auf ihren Streit konzentrieren als auf das Fliegen. Seine Angst stieg, als die Maschine schlagartig steil nach oben stieß. Gorow, der in seinen Sitz zurückgepreßt wurde, erlitt Todesängste. Es war sein erster Flug. Auf halber Strecke nach Leningrad begannen sie zu trinken.
    Der Streit legte sich urplötzlich, und die Piloten versöhnten sich mit einer Flasche Wodka. Aber ihre Höflichkeit dem verehrten Gast gegenüber ging nicht so weit, daß sie ihm einen Schluck angeboten hätten. Statt dessen leerten sie die Flasche selbst. Mit wachsendem Schrecken beobachtete Gorow, wie die Wirkung des Wodka sich in ihren Flugkünsten bemerkbar machte. Die Maschine taumelte hin und her, wenn sie wie ein Stein in Luftlöcher sackte und dann fast senkrecht wieder aufwärts schoß. »Der Wetterbericht war schlimm«, nuschelte Serge mit schwerer Zunge. »Wenn Sie nicht so wichtig wären, hätten wir das Flugzeug gar nicht erst bestiegen.«
    »Wichtig für wen?« fragte der verwirrte Matrose.
    »Vielleicht für den Ersten Sekretär. Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Zweimal mußte er schleunigst zu der kleinen engen Toilette laufen und sich übergeben. Als er nach dem zweiten Mal an seinen Platz zurückkehrte, war sein Kopf für einige Minuten klar. Er rechnete sich in etwa aus, daß er, wohin auch immer in Leningrad man ihn bringen würde, gegen drei Uhr morgens ankommen würde. Dann würde es auf Nordpol 17 elf Uhr abends sein, vier Stunden später als in Leningrad. Er war jetzt ziemlich sicher, daß man etwas über den Amerikaner erfahren hatte, daß man ihn ausfragen würde. Er mußte bis nach Mitternacht – der Zeit auf Nordpol 17 – durchhalten, was vier Uhr morgens in Leningrad bedeuten würde. Das hieß also, daß er noch über eine Stunde durchhalten mußte.
    Als sie zur Landung in Leningrad ansetzten, hatte er das Gefühl, daß sein Hals enger zugeschnürt war als sein Magen durch die Gurte, die Serge ihm anzulegen empfohlen hatte. Als sie bei Schneefall hinabglitten, fiel der erste Motor aus, Sekunden später auch der zweite. Konnten sie mit nur zwei Motoren landen? Gorow hatte keine Ahnung. Der Pilot sprach mit einem Anflug von Hysterie mit der Bodenstation: »Mayday, Mayday, Notlandung…«
    Gorow schloß die Augen, fühlte, wie sich in seinem Kopf alles drehte. Er öffnete sie wieder und sah die blendenden Lichter der Landebahn auf sich zukommen. Das Flugzeug schaukelte entsetzlich. Der Kopilot fluchte und fuchtelte mit der leeren Wodkaflasche vor Serge herum: »Du fliegst zu schnell an… Du bringst uns um.« Gorow saß schweißgebadet in seinem Sitz, unfähig, seine Augen von den ihnen entgegenrasenden Lichtern abzuwenden, die, von dem schaukelnden Flugzeug aus gesehen, zu kippen schienen. Seine Kleider waren klatschnaß, und sein Mund war ausgedörrt. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Sie waren betrunken, alle beide, diese Verbrecher. Er sah sich bereits auf grausamste Weise in den Flammen umkommen.
    Im letzten Augenblick sprangen die zwei ausgefallenen Motoren wieder an, die Räder setzten mit einem heftigen Ruck auf der Landebahn auf, die

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