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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Bäume und andere unmöglichen Dinge vor, obwohl man genau wußte, daß nichts als Nebel sie umgab. Er schloß seine Augen und öffnete sie wieder. Der Nebel lichtete sich rasch, Mondlicht sickerte durch und wurde von der perlenden Feuchte reflektiert. Ja, er sah die schattenhafte Linie immer noch. Aber stand dieses verfluchte Ding fest? Wurden sie durch eine Richtungsänderung der Strömung allmählich auf feststehendes Eis zugetrieben? Er betete, daß es so war.
    »Ich glaube, es kommt auf uns zu«, sagte Horst knapp.
    Es lag nur etwa dreihundert Meter jenseits des Wassers – eine weiße Ebene, die aussah wie der Rand eines Kontinents. Vor ihm war die See schattig gekräuselt. Sie wurde von dem ungeheuren Eisfeld zurückgeworfen, das sich westwärts bewegte, westwärts auf das Eisfragment zu, das seinen Weg kreuzte. »Horst, bleib hier, und halt es im Auge. Ich will Sam warnen.«
    Beaumont ging quer über die Scholle. Er rollte dabei das Seil auf, das sie jetzt nicht mehr brauchten. Der Nebel hatte sich so weit zerstreut, daß Beaumont Grayson sehen konnte, der in die entgegengesetzte Richtung schaute. Und fast von Minute zu Minute wurde der Nebel dünner. Er konnte jetzt mehrere hundert Meter über ruhiges Wasser auf der Westseite ihres Eisfloßes sehen. Dahinter war die Nebelwand so undurchdringlich wie vorher. »Das Eisfeld liegt hinter dir, Sam, es bewegt sich schnell in östlicher Richtung.«
    »Es wird Schwierigkeiten geben.«
    »Und ob es die geben wird. Die Hunde sind eingespannt, es sieht aus, als würden wir schnell hinüberspringen müssen. Du bleibst besser hier, für den Fall, daß noch etwas Unvorhergesehenes passiert. Wenn ich rufe, komm blitzschnell, so schnell wie du nur irgend kannst.«
    Für den Fall… Mehr zu sagen war unnötig. Beaumont befürchtete, daß die ganze Rinne sich schließen würde wie eine Eisklaue. Es war die erneute Bewegung der Scholle, die ihm nicht behagte. Sie drehte sich langsam im Kreis, was bedeutete, daß mehr als eine Strömung im Spiel war. Er blieb noch einen Moment bei den Hunden und ging danach zurück zu Langer, der unverwandt nach Osten blickte.
    »Sieh dir die Welle an«, sagte der Deutsche.
    Das gekräuselte schwarze Wasser war zu einer Welle geworden, einer kleinen Welle zwar nur, aber sie war die Vorwarnung für den ungeheuren Druck vom dahinter liegenden Eisfeld, das mit der Wucht von Millionen Tonnen Packeis auf sie zusteuerte. Der Nebel war noch lichter geworden, weiter hinten auf dem Eisfeld war er jedoch nach wie vor undurchdringlich. Die Ebene bewegte sich auf sie zu wie eine flache Küste aus aufgewühltem Eis und gefrorenen Eiskämmen.
    »Keith…!«
    Beaumont fuhr bei Graysons Ausruf herum. Er schreckte zusammen. Eine Welle aus der anderen Richtung war fast schon an der Scholle. Dahinter glitt die andere Seite der Klaue auf sie zu und schob die Welle vor sich her. Er rief nach Grayson, und der Amerikaner rannte ihm entgegen, während Beaumont schnell zurückblickte, um die Situation im Osten abzuschätzen. Es würde zu einer Katastrophe kommen – soviel war ihm augenblicklich klar. Die westliche Eisplatte würde sie packen, kurz bevor die aus dem Osten sie erreichte – und sie mußten die östliche Richtung nehmen. »Geh zu den Hunden, Horst!« Er hörte ein Geräusch hinter sich und schaute zurück. Die Welle brach gegen die Scholle und überflutete sie mit schwarzem Wasser. Es erreichte Grayson und umspülte seine Stiefel. Die Hunde, die ebenfalls im Wasser standen, wurden wild. Die Männer liefen zu den Tieren hinüber und ergriffen die Zügel.
    »Könnte sein, daß es uns schiebt, das Eis hinter uns…«, rief Beaumont. Während Horst sich mit seinem Gespann abmühte, kämpfte Beaumont um die Kontrolle über sein eigenes, wobei er mit einer Hand die Peitsche hielt, mit der anderen die Lenkstange. Rundherum waren sie von Wasser umspült. Sekundenlang tauchte die Scholle unter; es sah aus, als ständen sie auf der See. Die Hunde waren zu Tode erschrocken. Sie spürten, daß sie jeden Augenblick ertrinken konnten. Sie alle konnten in den nächsten Sekunden ertrinken. Es hing nur von der Widerstandskraft und Stärke des unsichtbaren Eises ab, auf dem sie standen. Wenn der wuchtige Schlag der Eisplatte, die hinter ihnen auf sie zutrieb, eine schwache Stelle traf und die Scholle auseinanderbrach, würden sie ohne festen Boden unter den Füßen auf der See treiben und sich im eisigen Wasser abstrampeln, bis die Klaue zuschlug und sie völlig

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