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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Luft war glühend heiß.
    »Wie interessant«, wagte Kramer vorzubringen.
    »Der Film sagt mir absolut nichts«, antwortete der Sibirier. »Nur drei Männer und zwei Hundegespanne am Rande des Nebels. Wo ist die Beaumont-Truppe? Wir suchen nach einer großen Gruppe von Männern – nach einer Expedition. Diese dämlichen Piloten haben ihre Augen nicht an den richtigen Stellen.«
    Papanin drehte sich in seinem Stuhl, die kleine Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, und sah auf eine Karte der südlichen Arktis, die auf einem Tisch ausgebreitet war. Die neuesten Positionen aller Schiffe in diesem Gebiet waren markiert: die sechs Schiffe der Trawler-Flotte K 49, der Träger Gorki, das riesige Forschungsschiff Revolution und der amerikanische Eisbrecher Elroy, der sich stetig dem Eisfeld näherte.
    Neben der Karte lag eine vergrößerte Luftaufnahme von Target 5. Das Foto war vor vier Wochen aufgenommen worden; eine Routinesache, um ihre Akten über alle amerikanischen Stützpunkte in der Arktis auf dem laufenden zu halten. »Die Rampe auf Target 5«, sagte Papanin, »die Stelle, wo sie ihre Schneepanzer auf das Packeis fahren. Das Sabotagekommando müßte jetzt dort sein.«
    Kramers Uhr zeigte zweiundzwanzig Uhr dreißig. In diesem Moment schloß sich vierzig Kilometer westlich die Wasserrinne um Beaumont. Aber er wußte nichts davon. »Unsere Leute sind vor einer Stunde dort angekommen«, erwiderte der Balte. »Mit Hilfe ihres Radargeräts werden sie den amerikanischen Stützpunkt sogar im Nebel gefunden haben.«
    »Und die Piste – sie muß auch unbrauchbar gemacht werden.«
    »Dasselbe Kommando wird beides erledigen – Rampe und Piste. Sie werden alles genauso machen, wie Sie es vorgeschlagen haben…«
    »Kein internationaler Zwischenfall, Sie wissen ja«, ermahnte ihn Papanin.
    »Wenn irgend etwas passiert, wird es aussehen wie ein Unfall – oder wie eine Serie von Unfällen. Innerhalb von dreißig Minuten wird Target 5 von der Außenwelt abgeschlossen sein…«
    »Nicht, wenn ihr Funkstand noch funktionsfähig ist…«
    »Wird es nicht sein. Dasselbe Sabotagekommando wird auch das erledigen.«
    Aber Papanin, die Arme hinter der Lehne verschränkt, lümmelte sich in seinem Stuhl und hörte kaum zu. »Beaumont«, murmelte er. »Beaumont«, wiederholte er. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Kramer, besorgen Sie mir ein Nachrichtenformular. Ich muß eine dringende Nachricht an Petrow im Leningrader Archiv schicken.«
     
     
    »Ich glaube, du irrst dich ganz gefährlich.«
    »Wir müssen direkt Ost«, sagte Beaumont zum drittenmal zu Grayson, »und früher oder später treffen wir auf Target 5.« Er zündete sich eine Zigarette an. Sie schmeckte nicht wegen des Nebels, der in alles eingedrungen war – auch in ihre Lungen. Der Streit war schon seit zehn Minuten im Gange – welcher war der richtige Weg?
    »Wir sind auf der Scholle ziemlich weit südlich getrieben«, beharrte Grayson. »Da ich der Navigator bin, sollte ich ein Wort mitreden dürfen…«
    »Du hast deine Meinung gesagt, und ich bin halt anderer Meinung. Alles treibt südlich – und zwar viel zu schnell für meinen Geschmack. Das Eisfeld, Target 5, der russische Stützpunkt, die Scholle, von der wir fast nicht lebend runtergekommen wären – alles treibt mit derselben Geschwindigkeit südlich. Deshalb darfst du das Treiben auf der Scholle nicht getrennt von den anderen beurteilen.«
    »Bis zu einem gewissen Punkt hast du recht…«
    »Ich habe todsicher recht. Und wir sind nicht im Unterhaus, wo sie reden, um sich Taten zu ersparen. Also ziehen wir los.«
    »Direkt Ost?«
    »Wohin sonst!«
    Sie setzten sich in Bewegung; es ging durch beklemmenden Nebel und über holpriges Eis. Wieder mußten sie die Lenkstangen der Schlitten fest im Griff haben und ständig aufpassen, daß sie nicht umkippten. Sehr bald nach ihrem Aufbruch kamen sie an einen massiven Eisrücken, den sie nicht umgehen konnten. Mit Eisäxten mußten sie einen Durchlaß in den Wall schlagen. Es war eine mörderische Arbeit, die sie Zeit und zuviel Energie kostete. Der einzige Lichtblick war, daß sie seit längerer Zeit keinen einzigen Hubschrauber mehr gehört hatten.
    »Es sieht aus, als hätten die Russen aufgegeben«, bemerkte Langer hoffnungsvoll, als sie die Lücke durch den Eiswall passierten. »Oder der Treibstoff ist ihnen ausgegangen.«
    »Vielleicht«, antwortete Beaumont unverbindlich. Er überlegte, ob sie ihr Nachtlager aufschlagen sollten. Es war dreiundzwanzig

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