Target 5
schließen«, wiederholte der große Mann sehr ruhig.
»Dr. Kramer sollte auch dabeisein«, bestand Papanin steif. »Er hat Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.«
»Na gut, Kramer kommt auch rein – die anderen bleiben draußen…«
»Es ist sehr kalt…«
»Niemand hat Sie hergebeten.«
Grimmig sah sich Papanin um. Er fühlte Wut in sich aufsteigen, während Kramer sich hinter ihm hereindrängte. Der Blonde mit dem Gewehr knallte die Tür vor den Gesichtern der Männer draußen zu und verriegelte sie mit einem kurzen, knackenden Geräusch. Papanin suchte in der Baracke flüchtig nach irgendeinem Hinweis auf Gorows Anwesenheit. Er bemerkte Bohrkerne, die auf einer Kiste lagen, einen Eisstichel daneben, wieder Kisten, eine Flasche und Tassen auf dem Tisch, gegen den der ältere Mann sich lehnte.
Papanin wäre groß genug gewesen, um die zwei Wodkaflaschen auf dem Schrank zu sehen – nur waren sie versteckt worden. Der Sibirier zog seinen feuchten Parka aus und ließ ihn über eine Stuhllehne fallen.
»Ich heiße Wassily«, erklärte er, während seine Augen weiter in der Baracke herumschweiften. »Ich bin der Verwaltungsbeamte für verschiedene sowjetische Forschungsstationen, einschließlich ihres Nachbarn, Nordpol 17. Doktor Kramer ist der diensthabende Arzt dort. Ist alles in Ordnung hier?« erkundigte er sich.
»Was sollte nicht in Ordnung sein?« fragte Beaumont.
»Ich habe etwas gerochen, als wir durch den Nebel kamen, etwas, das nach Brand…«
»Unsere Funkbaracke ist abgebrannt«, platzte Conway heraus. »Sie wurde absichtlich in Brand gesteckt. Ist das die Ordnung, die Sie gemeint haben?«
Beaumont gratulierte Conway innerlich; der Amerikaner hatte genauso reagiert, wie er es vorgeschlagen hatte. Das ermöglichte ihm eine Eröffnung, die den Sibirier verunsichern konnte. »Das ist eine verdammt ernste Angelegenheit, Wassily – wir haben nach Grönland gefunkt, um diesen Sabotageakt durchzugeben. Irgend jemand wird eine Menge unangenehmer Fragen beantworten müssen.«
»Sie haben wegen des Feuers gefunkt?« Ein spöttischer zweifelnder Ton lag in Papanins Stimme. Diese Leute mußten Holzköpfe haben. »Können Sie mir verraten, wie man einen Sender bedient, der vom Feuer zerstört wurde?«
»Ersatzsender«, informierte Beaumont ihn lakonisch. »Wir haben immer einen Ersatz – genehmigt man Ihnen auf den russischen Basen nur einen einzigen? Wahrscheinlich müssen wir das den Extravaganzen des kapitalistischen Systems zuschreiben. Übrigens«, fuhr er fort, »Ihr Überwachungstrupp auf Nordpol 17 wird Sie sicherlich über den Funkspruch unterrichten, wenn Sie zurück sind.«
Beaumont wartete, fragte sich, ob sein Spiel aufgehen würde.
Offensichtlich wußte der Sibirier noch nichts von dem Funkspruch, aber es war lebensnotwendig: Sofern er die Tatsache begriff, daß eine Nachricht gefunkt worden war, daß Grönland über ungewöhnliche Ereignisse auf Target 5 schon informiert war, würde er zögern, extreme Maßnahmen zu ergreifen. Und allein darum ging es Beaumont – Verzögerung, Aufschub, um Zeit zu gewinnen, in der sie Gorow von der Eisinsel schaffen konnten.
»Überwachungstrupp?« fragte Papanin verständnislos.
»Spielen Sie nicht den Unschuldigen!« Beaumont stand auf; die beiden Männer schienen die Baracke auszufüllen, als sie einander gegenüberstanden. »Überwachungstrupp! Jedermann weiß, daß Sie Abhöreinheiten über die ganze Arktis gestreut haben, die unsere Funksprüche überwachen. Ein übliches Verfahren, Wassily. Warum wollen Sie ein Geheimnis daraus machen?«
Conway steckte verstohlen beide Hände in die Hosentaschen, um zu verbergen, daß er stark schwitzte. Beaumont vollführte einen Tanz auf dem Seil und konnte tief fallen. Draußen vor der Baracke stand eine Menge bewaffneter Männer, und niemand würde jemals erfahren, was im Nebel auf Target 5 wirklich passiert war. Er hatte noch seine Zweifel, ob der Engländer den Russen überlisten konnte. Er mußte vor allem unaufhörlich daran denken, daß Gorow nur wenige Meter von ihnen entfernt versteckt war.
»Ich bin nicht hierhergekommen, um darüber mit Ihnen zu reden«, sagte Papanin grob. »Ich fürchte, einer unserer Leute könnte für die Brandstiftung an Ihrer Baracke verantwortlich sein«, fuhr er in einem Ton fort, der kaum entschuldigend war.
»Dann gibt es eine gründliche Untersuchung«, sagte Beaumont offen. »Um diese Zeit wird Washington schon davon erfahren haben – Sie können sich vorstellen, wie man
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