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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gerade seine Stiefel ausgezogen und war in eine der unteren Kojen gestiegen, als die Tür aufgestoßen wurde und Langer zurückkam. »Ich glaube, die Russen sind hier – Sam hat Motorengeräusch gehört…«
    Der Sibirier kam von Nordpol 17 per Hubschrauber über das Eis. Er landete am östlichen Rand der Nebelbank. Hier wechselte er in einen Schneepanzer über, dieses seltsame Raupenfahrzeug, das in der Arktis für kurze Strecken benutzt wurde. Es hat vier Raupenketten – zwei vorn, die das Führerhaus stützen, und zwei weitere, die den hinteren Teil tragen, der dem Anhänger eines Lastwagens ähnlich ist.
    »Um ein Uhr könnten wir die amerikanische Station erreichen«, sagte Kramer, als er sich neben Papanin setzte, der sich entschlossen hatte, den Schneepanzer selbst zu fahren. »Ungefähr die Zeit, die wir für die Ankunft Gorows berechnet haben – unter der Voraussetzung, daß er sehr viel Glück gehabt hat.«
    Trotz des Nebels hatten sie keine Schwierigkeiten, die Eisinsel ausfindig zu machen. Ein früheres Sicherheitskommando hatte auf Target 5 ein elektronisches Gerät auf dem Gipfel des Hügels hinter Conways Lager aufgestellt. Das Empfangsgerät dazu hielt Kramer fest in der Hand, und es führte sie direkt zu ihrem Ziel. Aber die Fahrt war entsetzlich kalt. Kramer zitterte, als sie ankamen. Auch die zehn bewaffneten Männer zitterten vor Kälte, obwohl sie im hinteren Teil des Panzers eng zusammenkauerten. Sie vermieden die Schneerampe, die es ihnen ermöglicht hätte, direkt auf die Insel zu fahren. Statt dessen ließen sie den Schneepanzer auf dem Packeis stehen und liefen das letzte Stück zu Fuß. Wie in einem Schachspiel, von einem Großmeister angelegt, war alles vorausgeplant. Als sie zu den Felsen kamen, benutzten sie eine Bergsteigerausrüstung, um sich über das sieben Meter hohe Hindernis zu ziehen. Als sie die Klippen erklommen hatten, benutzte Kramer sein Kästchen, um sie durch den Nebel zum Gipfel des mit Felsbrocken übersäten Hügels zu führen. Auf dem Gipfel machten sie mit Hilfe des vibrierenden Kompasses Norden aus, denn die Barackensiedlung lag auf der nördlichen Seite.
    »Irgend etwas stimmt nicht«, flüsterte Papanin, als sie den Abhang hinuntergelaufen waren und nichts gefunden hatten. Etwas stimmte tatsächlich nicht; seitdem die letzte Luftaufnahme von Target 5 gemacht worden war, seitdem der Nebel über sie hereingebrochen war, hatte sich die Insel um einige Grad gedreht. Es war also großes Glück, daß der Sibirier gegen eine der leeren Baracken prallte, bevor er sie überhaupt wahrgenommen hatte. Einige Minuten später, nachdem er wie ein Blinder herumgetappt war, fand er die Hauptquartierbaracke, vor der ein Licht brannte. Er hämmerte mit seiner behandschuhten Faust an die Tür, rief etwas auf englisch, öffnete dann die Tür und ging hinein.
    Der Sibirier beherrschte die englische Sprache perfekt; er hatte sie in einem Sprachlabor in Charkow in der Ukraine gelernt und seine Kenntnisse in langen Gesprächen mit Guy Burgess in Moskau vertieft – wann immer dieser englische Überläufer nüchtern genug war, um etwas in verständlicher Aussprache von sich zu geben. Papanin hatte den größten Teil des Jahres 1967 als Mitarbeiter einer der sowjetischen Konsulate im Südwesten der Vereinigten Staaten verbracht, einem jener Konsulate, für deren Unkosten es eine einzige Rechtfertigung gibt: Spionage.
    Papanin, der aus dem Nebel auftauchte, wurde von dem Licht geblendet. Er hob die Hand, um besser sehen zu können, und erblickte drei Männer in der Baracke. Und genau von drei Männern hatte Minsky berichtet, daß sie auf ihre Evakuierung warte ten. Ein sehr großer Mann in den Dreißigern saß auf einem Bett und putzte sein Gewehr. Die Mündung war auf die Tür gerichtet. Ein kleiner, blonder Mann, auch um die Dreißig, stand nahe der Tür und hielt ein Gewehr in der rechten Armbeuge, einen öligen Lappen in der linken Hand. Der Älteste, um die Fünfzig, stand gegen den Tisch gelehnt, die Arme verschränkt, der Gesichtsausdruck gespannt.
    »Kommen Sie herein und schließen Sie die Tür«, bellte der große Mann, wobei er den Gewehrlauf höher richtete. »Nein! Nur Sie – die anderen können draußen bleiben.«
    Hinter Papanin standen im Nebel mehrere pelzbekleidete Männer, alle mindestens dreißig Zentimeter kleiner als der riesige Sibirier, der jetzt in die Baracke trat und zu dem Mann auf dem Bett hinübersah. »Ich komme von Nordpol 17…«
    »Ich habe gesagt: Tür

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