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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Papanins Besuch ruhig zu halten. Dann ließen sie Rickard aus der Baracke nebenan, wo er mit dem bewußtlosen Sondeborg eingeschlossen worden war – angeblich, um ein Auge auf den labilen Wissenschaftler zu werfen, aber auch, damit er nichts von Gorows Anwesenheit auf der Insel bemerken konnte. Beaumont war fest entschlossen, von den Männern, die auf Target 5 zurückblieben, einzig und allein Conway von Michael Gorow wissen zu lassen.
    Conway und Rickard ließen sie in der Hauptquartierbaracke. Die anderen nahm Beaumont mit, um »Gorow aus dem Eisschrank zu befreien«, wie er es ausdrückte. Glücklicherweise schlief der russische Meeresforscher unter dem Einfluß der Beruhigungsmittel noch, als sie die Falltür in der Forschungsbaracke abnahmen und seinen gut eingewickelten Körper hochschafften. Nicht auszudenken, wie er reagiert hätte, wenn er in dem tiefen Grab allein aufgewacht wäre – bis er Beaumonts gekritzelten Zettel an der Lampe gefunden hätte, die sie mit der Heizung hinabgelassen hatten.
    Gorow, in mehrere Decken eingewickelt, war erstaunlich warm, als sie ihn auf das Bett in der Laborbaracke legten. Er wurde wach, als Conway hereinschlüpfte und die Tür schloß. »Ich wollte nur sehen, ob alles in Ordnung ist«, erklärte der Amerikaner. »Mir lief es jedesmal kalt über den Rücken, wenn ich daran dachte, daß er dort unten lag.«
    »Das ist ein anderes Zimmer«, sagte Gorow, während er sich langsam aufrichtete und auf die Ellbogen stützte. »Sie haben mich in eine andere Baracke gebracht. Warum?«
    Erstaunlich aufmerksam, fand Beaumont; aber ein Mann, der sich von Nordpol 17 allein über das Packeis durchgeschlagen hatte, mußte ungewöhnlich zäh sein. Er bat Conway, ihn noch einmal zu untersuchen, und zündete sich eine Zigarette an, während er ungeduldig auf das Resultat wartete. Er war überzeugt, daß ihnen nur noch wenige Stunden blieben, um die Eisinsel zu verlassen. Papanin würde sich bald von dem Schock seines ersten Besuchs erholen und wiederkommen – und der zweite Besuch dürfte weit gefährlicher werden als sein erster.
    »Er scheint in ausgezeichnetem Zustand zu sein«, sagte Conway, während er sich vom Lager seines Patienten erhob. »Das begreife ich nicht – nach allem, was er durchgemacht hat.«
    Beaumont fing sofort mit seinem Verhör an und bombardierte den Russen mit Fragen. Gorow sprach gut Englisch. Wie Papanin hatte er sein Englisch in dem Charkower Sprachlabor gelernt, das für seine Arbeit unentbehrlich war. Früher war Französisch die internationale Sprache der Wissenschaftler gewesen, aber seit einem Vierteljahrhundert war es durch die englische Sprache verdrängt worden – und Gorow zog es vor, wissenschaftliche Arbeiten in der Originalsprache zu lesen.
    Er war offensichtlich von Beaumonts verbalem Angriff verblüfft.
    »Wann waren Sie zuletzt in Kiew?«
    »Letzte Woche.«
    »Irgendwelche Verwandte dort getroffen?«
    »Meinen Bruder Peter…«
    »Er ist bei der Marine?«
    »Nein, er dient nur auf einem Trawler…«
    »Wie hieß Ihre verstorbene Freundin?«
    Gorows dicke Lippen zuckten. Er sah Beaumont traurig an. »Sie war meine Verlobte. Wir wollten heiraten…«
    »Ich habe nach ihrem Namen gefragt.«
    »Rachel Lewitzer. Ist das notwendig?«
    »Ja, Herrgott noch mal, ist das wirklich nötig?« platzte Conway heraus, der über Beaumonts Brutalität empört war.
    »Ja, das ist es«, antwortete Beaumont knapp. Er beobachtete Gorow genau. »Vor einer halben Stunde stand Oberst Igor Papanin hier in diesem Raum.«
    Angst blitzte in den Augen des Russen auf. Ängstlich sah er sich in der Baracke um – wie ein Gefangener. Er versuchte, etwas zu sagen, und schluckte schwer. Auf diese unmittelbare Reaktion hatte Beaumont gehofft; falls dieser Mann ein Spitzel gewesen wäre – von Papanin zum Spionieren auf die Insel geschickt –, hätte er eine solche nackte Angst nicht so spontan vortäuschen können.

Beaumont erklärte, was er getan hatte und warum er es getan hatte. Es gab in Washington kein Foto von Michael Gorow, und dies war die einzige Möglichkeit, seine Identität zu überprüfen. Wenigstens wußten sie jetzt, daß sie, wenn sie zu ihrer furchtbaren Reise über das Eis aufbrachen, den richtigen Mann mitnahmen.
    Conway gab Gorow einen Schluck aus der Kognakflasche, die er in einem verschlossenen Schrank aufbewahrte, damit Sondeborg ihm nicht alles wegtrinken konnte. Auf Beaumonts Vorschlag hin bereitete er auf einem Primuskocher in der Forschungsbaracke

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