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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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rücksichtslos voran, weigerte sich, zum Essen und Trinken anzuhalten, weigerte sich, für irgend etwas oder irgend jemanden anzuhalten, während sie auf dem zehnten Längengrad immer weiter südlich und immer näher an den Rand des Eisfeldes, zur Eisberg-Gasse hin, fuhren.
    Im Mondlicht fuhren sie mit ihren Schlitten durch Schluchten, eingeengt zwischen Eisrücken, riesige Wälle aus zerklüftetem Eis, das sich jetzt überall um sie herum auftürmte. Beaumont hatte jetzt Langers Gespann übernommen, mit dem kräftigen Bismarck als Leithund. Er hielt die Lenkstange fest umklammert und ließ seine Peitsche über den Köpfen der Hunde knallen. Das war ein unmißverständliches Zeichen dafür, daß sie bis an die Grenzen ihrer Kräfte getrieben werden würden, wie Langer Grayson erklärte – bis an ihre Grenzen und weiter.
    Genauso war es gewesen im letzten Stadium ihres Sprints über das Packeis nach Spitzbergen, bis zu ihrem Treffen mit dem anderen Eisbrecher, der Edisto. Beaumont hatte das Hundegespann mit Bismarck übernommen, und zwölf Stunden lang waren sie ununterbrochen in Bewegung – bis die Edisto in Sicht kam. Dann hatten sie ihr Elliott-Peilgerät eingeschaltet und gefunkt, und der Hubschrauber des Eisbrechers war ihnen entgegengeflogen. Diesmal war es Langer, der den Streit vom Zaun brach, weil er der Ansicht war, daß Beaumont sich übernommen hätte. Er übergab Grayson seinen Schlitten, rannte die Schlucht hinunter und holte Beaumont ein.
    »Ich glaube nicht, daß wir so noch länger weitermachen können…«, keuchte er.
    »Weiter!«
    Beaumonts eisernes Gesicht war in der schmalen Öffnung der Pelzkapuze kaum zu sehen. Er ließ die Peitsche knallen, holte noch mehr Geschwindigkeit aus Bismarck heraus, und die anderen Tiere steigerten ihr Tempo mit ihm. Sie kamen zu einer Biegung in der Schlucht, aber Beaumont drosselte das Tempo nicht. Er balancierte den Schlitten auf einer Kufe um die Ecke und jagte weiter über das harte Eis.
    »Das ist Wahnsinn!« fauchte Langer. »Wir brauchen eine Pause – die Hunde brauchen eine Pause. Die Elroy ist kilometerweit entfernt. Wir schaffen es bis heute abend nie…«
    »Verdammt nochmal, wir machen weiter! Jeder Kilometer ist ein Kilometer näher zur Elroy. Es ist sogar noch mehr – das Scheißschiff kommt uns entgegen!«
    »Gorow hält das nicht mehr lange aus.«
    Beaumont blickte kurz über die Schulter. Hinter ihm fuhr Grayson das zweite Gespann, trieb die Hunde an, um mit Bismarck – und mit Beaumont – Schritt zu halten. Der Russe kam zu Fuß hinter ihnen her. Er biß die Zähne zusammen und kämpfte schwer, um mithalten zu können. Es war eine beabsichtigte brutale Taktik Beaumonts, Gorow die Nachhut bilden zu lassen; als er auf dem Schlitten gefahren war, hatte er alles aufgehalten; aber wenn er ihnen zu Fuß folgte, mußte Gorow ständig befürchten, daß sie ihn zurücklassen würden, daß er in der Polarwüste verloren sein würde. Und es war diese Angst, die ihn in Bewegung hielt, die ihn zwang, auf Kraftreserven zurückzugreifen, von denen er gar nicht wußte, daß er sie besaß. »Er wird schon mitkommen, wenn er Angst hat«, hatte Beaumont vor drei Stunden gesagt, »also sorgt dafür, daß es so bleibt.«
    »Er hat gewußt, daß ihn keine Spazierfahrt erwartete, als er Nordpol 17 verließ«, sagte Beaumont bissig. »Sprich nicht mit ihm – ich will, daß er aus nackter Angst mitläuft. Und laß mich in Ruhe – ich muß auf diesen Schlitten aufpassen.«
    Langer blieb zurück: Beaumont hatte eine seiner übelsten Launen; man konnte nicht mehr vernünftig mit ihm reden. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiterzumachen. Aber Beaumont hatte seinen Zorn vollkommen unter Kontrolle: Er hatte nur die einfachste Methode gewählt, Langer zum Schweigen zu bringen. Und sein entschlossener Sprint über das Eis beruhte auf eiskalter Berechnung. Seit drei Stunden hatten sie nicht das geringste von einem russischen Hubschrauber gesehen. Warum, wußte er nicht, es interessierte ihn auch nicht, aber da es am mondhellen Himmel keinen Feind gab, war er entschlossen, dies auszunutzen und so weit wie möglich nach Süden zu kommen, ohne sich vor Papanins Augen verstecken zu müssen.
    Er hatte es auch nicht für klug gehalten, den anderen zu verraten, daß sie, wenn menschenmöglich, weitergehen würden, bis sie die Elroy sichteten. Aus irgendeinem, ihm unbekannten Grund hatte man ihnen eine günstige Gelegenheit geboten, zu entkommen, eine Gelegenheit, die

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