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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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vielleicht nicht wiederkommen würde.
    Er selbst zweifelte, daß sie in dieser Nacht die Elroy noch sehen würden, aber es war keine ganz abwegige Hoffnung, und er würde sie weitertreiben, bis sie umfielen. Eine Stunde später erschien ein amerikanisches Flugzeug aus südöstlicher Richtung.
    »Halt!«
    Beaumont hob den Arm, um die Männer hinter ihm zu warnen. Er hatte das Gefühl, ein schweres Gewicht zu heben. Er zog am Schlitten, um die Hunde zum Stehen zu bringen, reichte Grayson die Peitsche und kletterte mit äußerster Anstrengung den Eisrücken zu seiner Linken hinauf. Seine Müdigkeit war so groß, daß es ihm wie eine Bergbesteigung vorkam. Aber das entfernte Brummen der Maschine spornte ihn zur Eile an. Es war ein anderes Geräusch, nicht das tödliche Rattern eines sowjetischen Hubschraubers. Als er nach dem Kamm faßte und sich hochzog, rutschte er aus, aber seine festgekrallten Hände bewahrten ihn vor dem Absturz. Das Nachtfernglas, das um seinen Hals hing, schlug gegen sein Kinn, aber er spürte den Schmerz kaum, als er rittlings auf dem Kamm saß und das Fernglas an seine Augen hob.
    Sie waren fast aus dem Labyrinth der Eisrücken heraus: Direkt vor ihnen erstreckte sich die gefrorene See wie eine flache Ebene. Auf ihrer Oberfläche war die leichte Wellenbewegung erstarrt. Das Flugzeug flog etwa siebenhundert Meter über ihnen nach Südwesten und war gerade dabei, in einer Entfernung von etwa einem Kilometer an ihnen vorbeizufliegen. Er hantierte ungeschickt mit der Scharfeinstellung herum. Russisch oder amerikanisch? Die Silhouette war verschwommen. Er dachte, er hätte das Glas falsch eingestellt, bis er merkte, daß es an seinen müden Augen lag. Dann sahen seine Augen wieder scharf. Die Maschine hob sich durch das Glas deutlich ab. Ein weißer Stern war auf ihrem Rumpf. Amerikaner!
    »Sam! Bring mir eine Rauchbombe von meinem Schlitten. Es sind Amerikaner…«
    Die erschöpften Männer unten in der Schlucht waren zu neuem Leben erwacht. Grayson riß die Halterung auf, Langer schnappte eine Bombe, während Gorow auf die Hunde aufpaßte, und kletterte dann mit dem Rauchsignal halb die Eiswand hoch. Beaumont nahm es entgegen. Seine Finger waren so kalt, daß er Schwierigkeiten hatte, die Rauchbombe zu handhaben. Er versuchte, sie zu zünden, noch einmal. Nichts passierte. »Gib mir eine andere!« rief Beaumont. »Das ist ein Blindgänger…« Mit verzweifelter Geschäftigkeit bemühten sich Grayson und Langer, eine zweite Rauchbombe zu finden. Und während sie suchten, setzte das Flugzeug, dessen Backbord- und Steuerbordlichter klar zu sehen waren, langsam zum Wenden an. Es flog eine Kurve, die es auf neuen Kurs nach Süden brachte. »Um Gottes willen, beeilt euch!« brüllte Beaumont. Er sah, daß Grayson eine Bombe gefunden hatte. »Zünde sie dort unten in der Schlucht!«
    Das Signal zündete. Dunkler Rauch quoll heraus und stieg in die bewegungslose Luft wie ein indianisches Rauchsignal, quoll und stieg immer höher. Aber das Flugzeug flog weg, weiter nach Süden. Von Sekunde zu Sekunde wurde es kleiner. Grayson und Langer kletterten zu Beaumont auf den Kamm.
    »Es ist noch nicht weg…«
    Qual lag in Graysons Stimme, niederschmetternde Qual.
    »Dreh dich doch um, du blöder Hund!« sagte Beaumont leise. Sie schauten dem Flugzeug nach, bis es verschwand. Ein silberner Nadelkopf im Mondlicht, der sich plötzlich auflöste. Nur das schwindende Motorengeräusch war noch zu hören. »Es war ein Routineflug eines Wetterflugzeuges«, meinte Beaumont. »Sie haben uns gar nicht gesucht.«
    »Ich würde diesen verdammten sogenannten Beobachter in der Maschine am liebsten erschießen«, stöhnte Langer in grenzenloser Wut und Enttäuschung. »Vielleicht hätten wir das Funkgerät benutzen sollen.«
    »Nein!« Beaumonts Ton war scharf. »Wir benutzen es nicht, bis wir in Reichweite der Elroy sind. In diesem Augenblick hockt jemand von der russischen Abhöreinheit über seinem Empfänger und wartet darauf, daß wir genau das tun – damit er per Funk unsere Position bestimmen kann. Es geht weiter!«
    Das Rauchsignal schwelte immer noch über ihnen, während sie schon schweigend weiterzogen. Sogar die Hunde schienen entmutigt. Als sie aus der Eisrückenzone in die Eisebene hinausliefen, zogen sie die Schlitten scheinbar mit weniger Kraft als vorher. Später machte sich Beaumont Vorwürfe, daß er die Gefahr nicht bedacht hatte, daß er sie zu früh auf das offene Eis hinausgeführt hatte, aber die

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