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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aus einem Fenster auf der Brücke lugte jemand mit Schirmmütze. Vor allem aber beobachtete Langer die schwindelerregende Ellipse der mörderischen Rotorblätter unter sich, die die Luft peitschten und ständig näher kamen. Soweit er es beurteilen konnte, führte Beaumont den Abstieg mit selbstmörderischer Präzision aus – Präzision, weil seine eigenen rasenden Blätter diejenigen unter ihm ganz knapp passieren mußten, wenn er noch nahe genug an die andere Maschine herankommen wollte, selbstmörderisch, weil der Sicherheitsfaktor minimal war.
    Langers Gesicht war nach der nur sehr kurzen Zeit in der Wärme von der bitterkalten Nachtluft erstarrt und ohne Gefühl; seine Augenlider waren schwer wie Blei, wollten dauernd zufallen, aber er zwang sich, sie offenzuhalten und sich weiter aus dem Fenster zu hängen. Dann sah er die verschwommenen Umrisse eines Helms unter der Kuppel der anderen Maschine; während er hinunterschaute, neigte sich der Helm, und hinter einer klaren Stelle der eisverkrusteten Kuppel war das blasse Gesicht des Piloten zu sehen. Er beobachtete, wie Beaumont direkt über ihm herunterkam. Er hatte keine Anweisung bekommen, seinen Posten zu verlassen, und jetzt war es zu spät.
    Auf einmal hatte sich das Blatt gewendet. Der Russe hatte erfolgreich den amerikanischen Hubschrauber aus dem Verkehr gezogen. Jetzt aber war er eingezwängt. Er konnte weder aufsetzen noch aufsteigen, war zwischen zwei Maschinen wie zwischen zwei Sandwichhälften gepreßt. Als sie aber in dreihundert Meter Höhe waren, hätte der Russe noch entkommen können. Selbst dazu war es jetzt zu spät. Beaumont hatte gehofft, daß der Pilot die Nerven verlieren würde, daß sein langsamer Abstieg ihn in die Flucht schlagen würde. Aber er hatte in der Notlage die Nerven nicht verloren, sie waren vielmehr erstarrt. Da er unsicher war, was er unternehmen sollte, tat er nichts. Beaumont stieg weiter ab, die Lücke zwischen den Maschinen schloß sich, und die Kufen seiner Maschine schwebten dicht über der durchsichtigen Kuppel der russischen.
    Sie waren jetzt so nah, daß die Luftturbulenz eine starke Sogwirkung ausübte. Langer befürchtete, aus dem Fenster gerissen zu werden und in die Hackmaschinerie der wirbelnden Rotoren zu stürzen. Er zog seinen Kopf zurück und knallte das Fenster zu. Die Turbulenz verursachte jetzt eine andere gefährliche Reaktion – die Maschine schaukelte stark. Es war nicht ausgeschlossen, daß ein Luftstrudel entstand, der die zwei Hubschrauber gegeneinander saugen würde, bis die Spitzen ihrer Rotorblätter in einem kurzen, vernichtenden Wirbel aufeinandertrafen. Die Maschinen flogen jetzt nebeneinander, und Langer öffnete das Fenster wieder.
    In der sowjetischen Maschine saß ein Beobachter neben dem Piloten. Beaumont konnte sehen, wie er an seinem Kopfhörer hantierte und pausenlos redete, während er immer wieder zu ihnen herüberblickte. Dann beging Gorow eine Dummheit. Unruhig geworden vor Angst, stand er auf und schaute zu dem anderen Hubschrauber hinüber.
    »Hinsetzen!« brüllte Beaumont. Er glaubte zwar nicht, daß die sowjetischen Piloten wahnsinnig genug wären, zu einer selbstmörderischen Taktik zu greifen, aber er hatte keine Ahnung, welche Instruktionen in bezug auf Gorow sie erhalten hatten. Beaumont ließ seine Maschine weiter schweben, aber er war bereit, augenblicklich geradeaus zu fliegen. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich hauptsächlich auf die starke Silhouette des Mastes, von dem er sie um jeden Preis fernhalten mußte. »O. k. Horst«, rief er. »Los!«
    Unter ihnen war das Deck der Elroy plötzlich leergefegt. Entweder hatte der Schiffskapitän einen Befehl erteilt, oder die amerikanischen Matrosen waren aus einem gesunden Selbsterhaltungstrieb heraus verschwunden und in Deckung gegangen. Beaumont beobachtete Horst und hält seine Hand auf dem Hebel, der sie in einem schnellen Spurt vorwärts bringen würde, weg von der anderen Maschine, von dem Schiff und von dem Mast. Der Lärm in der Kanzel war jetzt unerträglich, da die Motoren der anderen Maschine das ohrenbetäubende Dröhnen verdoppelten. Der sowjetische Hubschrauber wackelte auch stark, bebte, als ob er bersten wollte.
    Langer kniff die Augen zusammen, um schärfer sehen zu können. Er registrierte, daß die geschwungene Kuppel der feindlichen Maschine nur wenige Meter entfernt war. Sekundenlang schwankten sie ganz nah nebeneinander. Langer lehnte sich weit aus dem Fenster heraus. Seine Ohren schmerzten von

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