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Tarnen, tricksen, täuschen

Tarnen, tricksen, täuschen

Titel: Tarnen, tricksen, täuschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Krug
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(klingt einfach besser) ausfüllen, deren Sinn so richtig niemand mehr kennt und noch schlimmer: niemand liest.
    Und wenn es noch ein amerikanischer Konzern ist, ist es locker das Doppelte. Beispiel gefällig? Ein Geschäftsführer, dessen Firma an einen amerikanischen Investor verkauft wurde, hat mir erzählt, dass er im Monat 32   Reports abzuliefern hat. Schwachsinn, aber von den Amerikanern verlangt. Natürlich erhalten diese die Berichte, der Inhalt ist ohnehin ohne Nutzen. Aber viel Papier hilft viel.
    So ähnlich wird es dir nun auch ergehen. Du darfst monatlich den Stand deines Projekts rapportieren, die Kosten liefern, den Fortschritt, meist noch eine oder mehrere Ampeln usw.
    Die Vorgesetzten sind meist ganz verrückt auf Ampelcharts. Warum, ist mir nicht klar. Dass da was brennt, macht man erst deutlich, wenn man es heimlich nicht mehr ausbügeln kann oder dem Kollegen eine reinwürgen will.
    Ansonsten sind die Projekte nach außen immer top aufgestellt. Ich hab es nie anders erlebt. Wer geht denn zum Chef und sagt ihm, dass er nicht klarkommt?
    Das macht man erst, wenn man so tief drinhängt, dass es anders nicht mehr geht, weil man es nicht mehr verbergen kann.
    Also sind die Ampeln immer noch grün, auch wenn es bereits brennt. Wenn die Flammen lodern, dann schaltet man auf Gelb.Erst wenn das Projekt schon gescheitert und nur noch Asche übrig ist, wird auf Rot geschaltet.
    In diesem Fall musst du so lange warten, bis ein Ereignis eintritt, das du nicht vorhersehen konntest. Dann schnell auf Rot schalten und das damit begründen. Dann kannst du auch alle Mehrkosten schnell noch reinrechnen. Das Ereignis überdeckt deine Deckungslücke in den Kosten und deine Verspätungen.
    Der Dienstweg ist mühsam. Wenn du Geld benötigst, braucht es in manchen Firmen bis zu fünf Unterschriften, selbst für die Einladung deines Lieferanten in die Kantine bzw. das Personalrestaurant.
    Das wird dann akribisch abgerechnet und auf drei Kostenstellen verteilt. Aufwand dafür ca. das Zehnfache des Essensbetrages. Ich hab Projektleiter erlebt, die mich nach auswärts eingeladen haben, da es intern so schwierig ist.
    Überhaupt ist das Spesenwesen ein Unwesen. Zum einen hat der deutsche Staat, und auch in anderen soll es nicht anders sein, dafür gesorgt, dass du mehr Aufwand hast, dies korrekt abzurechnen, als es selbst zu bezahlen und dann über Kilometer auszugleichen.
    Das können sich nur Leute ausdenken, die nichts zu tun haben. Abgesehen davon, dass man so die Konjunktur abwürgen kann. Und genauso verfahren Firmen intern. Die Essenspesen müssen genau begründet werden, die Teilnehmer benannt und mit Titel ausgeführt werden. Der eigene Essensanteil ist herauszurechnen usw. Finanzamt und interne Bürokratie spielen hier hervorragend zusammen.
    Bürokratie ohne Ende. Schlaue Firmen machen das ganz einfach und sparen dadurch enorm Zeit. In den Bürokratenfirmen ist es auch enorm aufwendig Geld auszugeben. Du hast vielleicht ein Budget erhalten, aber nutzen darfst du es nicht. Du musst jedes Mal einen Antrag schreiben.
    Viele Projektleiter schreiben dann im Adler-Such-System vierseitige Antragsformulare. Und das jeden Tag. Anstatt sich um das Projekt und die Technik zu kümmern, füttern sie ein Geldvernichtungssytem mit Informationen, die nie mehr jemand nutzt. Du glaubst das nicht? Hier wieder ein Beispiel.
    Ich war als Externer länger in einer Firma tätig. Dort wurde das Großrechner SAP R/​2   System durch R/​3 abgelöst. Dabei wurde durch die Projektleitung und die Geschäftsleitung beschlossen, das alte System nach Inbetriebnahme des neuen einfach abzuschalten.
    Im alten System waren alle Zahlen der letzten sechs Jahre gespeichert. Diese wurden nicht übernommen. Nur die Stammdaten wurden überführt. Ein halbes Jahr später hatte ich mit einem Geschäftsleitungsmitglied besprochen, dass wir alte Daten benötigten, um Kennziffern zu erhalten. Als wir zu dem Verantwortlichen gingen, guckte der uns nur groß an. Wir waren die ersten, die nach alten Daten fragten. Bis dahin hatte keiner (!) irgendwelche Zahlen der letzten Jahre benötigt.
    Und auch später war das nicht der Fall. Ergo: Die alten Zahlen benötigt niemand wirklich. Schau doch mal bei dir selbst. Wie oft nimmst du wirklich alte Informationen und bereitest sie auf? Wie oft guckst du in einem alten Terminplan wirklich nach und holst ihn dir als Vorlage oder machst sogar noch eine Nachkalkulation? Dann bist du der absolute Exot.
    Es hat heute

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