Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarnen, tricksen, täuschen

Tarnen, tricksen, täuschen

Titel: Tarnen, tricksen, täuschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Krug
Vom Netzwerk:
keiner Zeit für eine Nachbetrachtung. Während das alte Projekt gerade beerdigt wird, hast du schon zwei neue. Da bleibt keine Zeit für Nachbetrachtungen.
    Nur die Bürokratie verlangt von dir einen Abschluss, um sich zu befriedigen. Helfen tun diese Zahlen niemandem, da sie niemand mehr liest.
    Wenn dein Projekt schlecht gelaufen ist, dann mach es einfach. Schreib ganz viel Text und pack die für dich gefährlichen Dinge zwischen die Zeilen. Kein Chef wird deinen Erguss lesen. Dazu hat er keine Lust und demzufolge auch keine Zeit. Ich habe mir angewöhnt, sofort misstrauisch zu werden, wenn ausführliche Abhandlungen kommen. Dann ist was faul.
    Auch 6 0-seitige Angebotsaufforderungen oder Ausschreibungen haben ein Problem. Ein Projekt-Abschlussbericht kann auf einer A 4-Seite zusammengefasst werden. Kurz, knapp, knackig und prägnant. Dann ist er gut. Bis fünf Seiten mit Deckblatt befriedigend! Alles was darüber hinausgeht, ist eine Rechtfertigungsorgie, warum das Projekt so schlecht lief und warum es nicht anders ging und überhaupt   …
    Dasselbe gilt für alle Arten von Berichten. Was soll der Aufwand bezwecken, außer die Angst der Empfänger zu dämpfen?
    Wenn man dir nicht traut, dann ist es ohnehin egal, was drinsteht. Warum hat man dich dann zum Projektleiter erniedrigt, wenn man schon von vornherein davon ausgeht, dass du es nicht schaffst?
    Stell diese Frage mal deinem Chef. Danach bist du entweder das Projekt los oder ein Teil der Bürokratie. Beides kann von Vorteil sein. Aber ohne Projekt kann es auch der Job sein, den du los bist. Sei also vorsichtig. Du sagst ja deinem Chef, dass er’s nicht so auf die Reihe kriegt. Und das möchte sich keiner sagen lassen.
    Da die Bürokratie von dir nur indirekt bekämpft werden kann, musst du dir eine Strategie überlegen, wie du damit umgehst.
    Am besten kopieren. Einmal ausfüllen, immer wieder nutzen. Alle Stellungnahmen einfach wieder so reinstellen ist eine erfolgreiche Strategie.
    Dein Projekt ist immer Gelb-Grün. Falls was schiefgeht, ist der Gelbanteil halt höher geworden. Und das konnte man nicht vorhersehen. Wenn’s gut geht, hast du niemanden aufgescheucht. Wenn du einen Stab zur Verfügung hast, dann beschäftige ihn damit. Da die Bürokratie bereits zufrieden ist, dass sie bedient wird, füttere sie entsprechend. Der Inhalt ist nicht so wichtig, habe ich gelernt.
    Alles was von der Norm abweicht, macht sie nervös. Das ist wie mit dem Finanzamt. Die werden nervös, wenn sich dein Einkommen laufend ändert. Da muss was faul sein. Wenn du immer dieselben Zahlen ablieferst, ist das viel glaubhafter.
    Und so ist das in den Firmen auch. Wenn deine Berichte immer unauffällig der Norm entsprechen, wird niemand nervös. Erst wenn du von Rot auf Gelb schaltest, musst du dich rechtfertigen, warum jetzt nur noch Gelb. Dann bleib lieber gleich bei Rot, denn wenn das nächste Mal wieder Rot drinsteht, wird man dich zitieren, und du darfst dann wieder eine Abhandlung schreiben, wie du gedenkst, das Ganze wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.
    Vielleicht musst du auch beim Steering Comitee (also dem Gremium, das immer in die Tassen stiert und steered) vorsingen. Wenn du schon vorsingen musst, schau, dass du das am Abend machenkannst. Dann sind sie müde und wollen heim. Außerdem hast du gute Chancen, gar nicht dranzukommen, da deine Vorgänger länger brauchten als geplant. Das ist wie im Studium, wo die Vorträge, die für das Ende des Semesters geplant waren, nie vorgetragen wurden, da die Zeit nicht reichte.
    Also hast du am Vormittag keine Zeit, da noch andere Meetings anstehen, die du da hingelegt hast, und vor allem ist dein Kunde da und will mit dir reden. Der Kunde geht vor und braucht deine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Selbstverständlich bietest du an, dann am Abend noch bereitzustehen. Aber nach 8   Stunden Marathonsitzung oder mehr fallen die Prügel nicht mehr so hart aus, da waren andere vor dir, mit mehr Leichen im Keller.
    Wenn die Bürokratie dir also übelwill, gewöhn dir an, gleich Vorschläge für eine Verbesserung zu machen. Jedes Kind lernt, dass Mami und Papi nicht mehr so böse sind, wenn es seine schlimmste Strafe gleich selbst vorschlägt.
    Wenn die Bürokraten also von dir Besserung verlangen, dann mach doch gleich einen Vorschlag, der dich wenig Aufwand und Zeit kostet und nach außen prima aussieht. Dann müssen die Bürokraten erst mal darüber nachdenken und bessere Vorschläge machen. Und das dauert.
    Manchmal hilft

Weitere Kostenlose Bücher