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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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dem Gorilla sehr wohl aufnehmen können, aber da er nur ein kleiner englischer Junge war, wenn auch mit ansehnlichen Muskeln ausgestattet, hatte er keine Chance gegen diesen grausamen Gegner. In seinen Adern strömte jedoch auch das Blut der Besten einer Rasse verwegener Kämpfer, außerdem verfügte er über ein gewisses Training während des kurzen Lebens unter den wilden Tieren des Dschungels.
    Wir wissen, daß er keine Furcht kannte; wohl schlug sein Herz schneller, aber eher vor Erregung und Abenteuerlust. Hätte sich die Möglichkeit geboten, so wäre er geflüchtet, aber nur, weil sein Urteilsvermögen ihm sagte, daß er sich mit der riesigen Gestalt vor ihm nicht messen konnte. Da sein Verstand ihm jedoch auch gesagt hatte, daß eine Flucht aussichtslos war, trat er dem Gorilla tapfer und entschlossen entgegen, ohne das ein Muskel zuckte oder Panik ihn lähmte.
    Tatsächlich fing er den Angriff der Bestie auf halbem Weg ab, indem er die geballten Fäusten in den massigen Körper stieß, doch ebensogut hätte eine Fliege einen Elefanten attackieren können. In der einen Hand hielt er jedoch noch das Messer, das er in der Hütte seines Vater gefunden hatte, und als die Bestie sich schlagend und beißend auf ihn stürzte, war die Messerspitze zufällig auf ihre behaarte Brust gerichtet. Tief drang das Messer dem Gorilla in den Leib, der vor Schmerz und Wut wild aufschrie.
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte der Junge diese Anwendungsmöglichkeit für das scharfe und blinkende Spielzeug erfaßt, und als das reißende und auf ihn einschlagende Tier ihn zu Boden warf, stieß er ihm die Klinge mehrfach bis zum Heft in die Brust.
    Der Gorilla kämpfte nach seiner Art, indem er mit der offenen Hand mächtige Schläge austeilte und mit den furchbaren Eckzähnen dem Jungen am Hals und auf der Brust tiefe Wunden beibrachte.
    Einen Augenblick wälzten sich beide von wildem Kampfeseifer erfüllt auf dem Boden. Immer kraftloser stieß der aufgerissene und blutende Arm mit der langen, scharfen Klinge zu, dann spannte sich die kleine Gestalt in einem krampfhaften Zucken, und Tarzan, der junge Lord Greystoke, rollte bewußtlos über die tote oder welkende Vegetation, die den Boden seines heimatlichen Dschungels bedeckte.
    Sein Affenvolk hatte eine Meile weiter hinten im Wald den wilden Kampfruf des Gorillas gehört. Daraufhin hatte Kerchak seine Schar zusammengerufen, wie er es stets zu tun pflegte, wenn Gefahr drohte, teils zum gegenseitigen Schutz vor einem gemeinsamen Feind, zumal dieser Gorilla möglicherweise nur ein Einzelgänger war, teils um zu sehen, ob alle Angehörigen seines Stammes zugegen waren.
    Sehr bald wurde offenkundig, daß Tarzan fehlte. Tublat widersetzte sich nachdrücklich, ihm zu Hilfe zu eilen. Auch Kerchak hatte für das seltsame kleine Findelkind nicht viel übrig, deshalb schenke er Tublat Gehör und begab sich schulterzuckend wieder zu dem Haufen Blätter, der ihm als Lagerstatt diente.
    Aber Kala dachte anders darüber; in der Tat hatte sie nur gewartet, um sich zu vergewissern, daß Tarzan fehlte. Nun flog sie nachgerade durch das Gewirr von Ästen und Zweigen in die Richtung, aus der die Schreie des Gorillas noch deutlich zu hören waren.
    Unterdessen herrschte völlige Dunkelheit, nur ein zeitiger Mond schickte sein schwaches Licht aus, um unter dem dichten Blattwerk des Waldes seltsame Schatten zu werfen.
    Hier und dort drangen seine hellen Strahlen bis zur Erde, zumeist dienten sie jedoch nur dazu, das düstere Schwarz des tiefen Dschungels noch hervorzuheben.
    Wie ein riesiges Phantom schwang sich Kala lautlos von Baum zu Baum. Bald lief sie bebend einen dicken Ast entlang, bald sprang sie am Ende eines anderen hoch in die Luft, jedoch nur, um bei ihrer raschen Fortbewegung zum Schauplatz des Geschehens den eines weiter entfernt stehenden Baumes zu ergreifen. Ihre Kenntnis des Dschungellebens sagte ihr, daß sich die Tragödie gar nicht weit entfernt abspielen mußte.
    Das Gebrüll des Gorillas deutete darauf hin, daß er sich in einem Kampf auf Leben und Tod mit einem anderen Bewohner des Urwalds befand. Plötzlich brach es ab, und im ganzen Dschungel herrschte Todesstille.
    Kala begriff nicht. Bolganis Stimme hatte zuletzt große Schmerzen und Todesahnung ausgedrückt, jedoch hatte sie keinen Laut vernommen, aus dem sie Rückschlüsse über seinen Gegner hätte ziehen können.
    Daß ihr kleiner Tarzan einen mächtigen Gorilla zur Strecke bringen konnte, war für sie völlig ausgeschlossen,

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