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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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monatelang immer wieder zur Hütte, wenn er es ermöglichen konnte, bis er schließlich durch wiederholtes Üben eine Handhaltung fand, mit der sich der Stift am besten führen und seine Bewegung kontrollieren ließ, so daß er schließlich jeden der kleinen Käfer in grober Weise wiedergeben konnte.
    Das waren seine ersten Schritte im Schreiben.
    Durch das Kopieren der Käfer lernte er noch etwas anderes kennen – ihre Anzahl, und obwohl er nicht zählen konnte, wie wir es tun, hatte er doch eine Vorstellung von Menge, wobei ihm die Finger einer Hand als Grundlage seiner Rechenkünste dienten.
    Das Durcharbeiten der verschiedenen Bücher brachte ihn zu der Überzeugung, daß er die verschiedenen Arten von Käfern, deren Kombinationen am meisten vorkamen, alle erfaßt hatte. Es bereitete ihm keine besondere Mühe, sie in der richtigen Reihenfolge zu ordnen, weil er das faszinierende alphabethische Bilderbuch so oft und so gründlich durchgelesen hatte.
    Die Erweiterung seiner Kenntnis machte Fortschritte, wobei sich das große, illustrierte Wörterbuch als nachgerade unerschöpfliche Fundgrube erwies, denn er lernte mehr durch Bilder als durch Text, selbst nachdem er die Bedeutung der Käfer begriffen hatte.
    Als er entdeckte, daß die Wörter in alphabethischer Reihenfolge aufgeführt waren, bereitete es ihm besonderen Spaß, nach ihm vertrauten Kombinationen zu suchen, und die dabei stehenden Wörter, die Definitionen, führten ihn noch weiter in das Labyrinth der Belesenheit.
    Im Alter von siebzehn Jahren hatte er gelernt, die einfache Kinderfibel zu lesen, außerdem hatte er den wahren und erstaunlichen Zweck der kleinen Käfer nun voll erfaßt.
    Er schämte sich auch nicht länger seines unbehaarten Körpers oder seiner menschlichen Gesichtszüge, denn sein Verstand sagte ihm jetzt, daß er einer anderen Rasse angehörte als seine wilden und behaarten Gefährten. Er war ein M-E-N-S-C-H, sie waren A-F-F-E-N, und die kleinen Affen, die durch den Wald schossen, waren M-E-E-R-K-A-T-Z-E-N. Er wußte auch, daß die alte Sabor eine L-Ö-W-I-N war , Histah eine S-C-H-L-A-N-G-E und Tantor ein E-L-E-F-A-N-T. So lernte er lesen.
    Von nun an machte er schnelle Fortschritte. Mit Hilfe des großen Wörterbuchs und ausgestattet mit der lebhaften Intelligenz eines gesunden Geistes, der ihm nebst außergewöhnlichen Verstandeskräften vererbt worden war, erriet er vieles, was er nicht richtig verstehen konnte, und meist kamen seine Vermutungen der Wahrheit sehr nahe.
    Durch die unseßhafte Lebensweise seines Stammes erlitt sein Bildungsprozeß häufig Unterbrechungen, doch selbst wenn er die Bücher nicht bei der Hand hatte, befaßte sich sein lebhafter Verstand unaufhörlich mit den Rätseln dieser faszinierenden Nebenbeschäftigung.
    Rindenstücke, glatte Blätter und sogar ebene Flecken blanker Erde lieferten ihm Schreibflächen, in die er mit der Spitze seines Jagdmessers die Lektionen kratzen konnte, die er gerade erlernte.
    Wenn er der Neigung nachging, das Geheimnis seiner Bibliothek zu erkunden, vernachlässigte er darüber nicht die ernsteren Pflichten des Lebens.
    Er übte mit dem Seil und spielte mit dem Messer, dessen Schärfe er zu erhalten gelernt hatte, indem er es auf einem flachen Stein wetzte.
    Das Affenvolk war größer geworden, seit Tarzan zu ihm gestoßen war, denn unter der Führung von Kerchak hatten sie es geschafft, die anderen Stämme aus ihrem Teil des Dschungels zu vertreiben, so daß sie jetzt reichlich Nahrung hatten und durch räuberische Überfälle von Nachbarn nur geringe oder gar keine Verluste erlitten.
    Deshalb fanden es die jüngeren Männchen, als sie erwachsen wurden, auch bequemer, sich Lebensgefährtinnen aus dem eigenen Stamm zu erwählen, oder, wenn sie das Weibchen eines anderes Affenvolks gefangen hatten, es mit zu Kerchaks Horde zu bringen und lieber in Freundschaft mit ihm zu leben, als zu versuchen, einen eigenen Stamm zu gründen oder mit dem fürchterlichen Kerl womöglich gar um die Führung in seinem zu kämpfen.
    Gelegentlich versuchten ungestümere Artgenossen, sich auf letztgenannte Alternative einzulassen, indes war noch niemand aufgetaucht, der dem wilden und brutalen Affen den Lorbeer des Sieges hatte entreißen können.
    Tarzan nahm im Stamm eine Sonderstellung ein. Sie schienen ihn einerseits als einen der ihren zu betrachten, andererseits als etwas Besonderes. Die älteren Männchen ignorierten ihn völlig oder haßten ihn so gründlich, daß sie ihn längst ins

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