Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
die Tür öffnen. Sie schob den großen Riegel so schnell sie konnte zur Seite und zog Clayton nachgerade nach drinnen.
»Was war das für ein entsetzlicher Laut?« wisperte sie und schmiegte sich an ihn.
»Es war ein Schrei, der vom Tod kündet, und ausgestoßen hat ihn der Mensch, der soeben Ihr Leben gerettet hat, Miß Porter.
Warten Sie, ich will ihn holen, damit Sie sich bedanken können.«
Die verängstigte Frau wollte nicht allein bleiben, also begleitete sie Clayton zu der Seite des Hauses, wo der tote Körper des Löwin lag.
Tarzan von den Affen war verschwunden.
Clayton rief mehrmals, doch keine Antwort erfolgte, also kehrten die beiden in die größere Sicherheit des Hauses zurück.
»Was für ein schrecklicher Laut!« sagte Jane. »Ich schaudere jetzt noch, wenn ich daran denke. Sagen Sie mir nicht, eines Menschen Kehle hätte diesen häßlichen und furchteinflößenden Schrei ausgestoßen.«
»Aber so war es, Miß Porter«, erwiderte Clayton. »Oder wenn nicht die eines Menschen, dann die des Waldgottes.«
Dann berichtete er ihr, was er mit diesem seltsamen Geschöpf erlebt hatte, wie der wilde Mensch ihm zweimal das Leben gerettet habe, über welch erstaunliche Kraft, Gewandtheit und Tapferkeit er verfüge – und was für eine braune Haut und ein schönes Gesicht er habe.
»Aus alledem kann ich nicht schlau werden«, sagte er abschließend. »Zuerst dachte ich, es könnte Tarzan von den Affen sein, aber er spricht nicht englisch und versteht es auch nicht, so daß diese Theorie nicht aufrechtzuerhalten ist.«
»Nun, was immer er sein mag, wir verdanken ihm unser Leben«, sagte Jane. »Möge Gott ihn segnen und in diesem wilden, lebensbedrohenden Dschungel beschützen!«
»Amen!« sagte Clayton inbrünstig.
»Um Gottes willen, bin ich denn nicht tot?«
Die beiden wandten sich um und sahen Esmeralda aufrecht am Boden sitzen und wild mit den großen Augen rollen, als könne sie nicht glauben, was diese ihr über ihren Aufenthaltsort kundtaten.
Jetzt kam Jane Porters Gegenreaktion. Sie sank auf die Bank und schluchzte und lachte zugleich hysterisch.
Höchst bemerkenswert
Zwei alte Männer standen heiß debattierend auf einem Stück Sandstrand einige Meilen südlich des Hauses.
Vor ihnen breitete sich der weite Atlantik. Hinter ihnen lag der Schwarze Kontinent. Ringsum ragte die undurchdringliche dunkle Wand des Dschungels.
Wilde Tiere brüllten und knurrten, abstoßende und unheimliche Laute drangen an ihre Ohren. Sie waren auf der Suche nach ihrem Lager meilenweit umhergewandert, aber immer in der falschen Richtung, und hatten sich derart hoffnungslos verlaufen, als hätte man sie jählings in eine andere Welt versetzt.
Zu diesem Zeitpunkt mußte jedes Quentchen ihrer kombinierenden Verstandeskraft auf das elementarste Problem des Augenblicks konzentriert sein, sollte man meinen, – auf die lebenswichtige Frage, wohin sie ihre Schritte lenken müßten, wollten sie in ihr Lager zurückgelangen.
Samuel T. Philander hatte das Wort ergriffen.
»Aber mein lieber Professor«, sagte er eindringlich. »Ich halte nach wie vor dafür, daß die Welt ohne die Siege Ferdinands und Isabellas über die Mauren im Spanien des fünfzehnten Jahrhunderts heute tausend Jahre weiter fortgeschritten wäre, als sie jetzt ist. Die Mauren waren im wesentlichen eine tolerante, großmütige, liberale Menschengattung von Landwirten, Handwerkern und Kaufleuten – genau der Menschentyp, der solche Zivilisation ermöglichte, wie wir sie heute in Amerika und Europa finden, während die Spanier …«
»Aber, aber, mein lieber Mr. Philander« fiel Professor Porter ihm ins Wort. »Ihre Religion schließt die von Ihnen angedeuteten Möglichkeiten voll und ganz aus. Der Islam hat stets einen schädlichen Einfluß auf die Entwicklung der Wissenschaften ausgeübt, das war so, ist so und wird so bleiben, und die Wissenschaften kennzeichneten ….«
»O mein Gott!« unterbrach ihn Mr. Philander, der den Blick dem Dschungel zugewandt hatte. »Professor, ich glaube, da kommt jemand.«
Professor Archimedes Q. Porter blickte in die Richtung, die der kurzsichtige Mr. Philander wies.
»Aber, aber, Mr. Philander«, sagte er vorwurfsvoll. »Wie oft muß ich Sie noch ermahnen, jene absolute Konzentration ihrer geistigen Fähigkeiten herbeizuführen, ohne die es Ihnen niemals möglich sein wird, den Intellekt in höchstem Maße jenen bedeutsamen Problemen zuzuwenden, die zu lösen naturgemäß großen
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