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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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Mondlicht erhellte Quadrat, gerade als die Löwin ein tiefes, wildes Knurren von sich gab.
    Was die Augen der armen Frau sehen mußten, war zu viel für die bereits überbeanspruchten Nerven.
    »Oh, Gaberelle!« schrie sie und sank als schlaffe, gefühllose Gestalt zu Boden.
    Das große Tier schien eine ganze Ewigkeit dort zu stehen, die Vorderpranken auf dem Fensterbrett, und in den kleinen Raum zu starren. Dann prüfte es, ob das Gitter seinen Krallen standhalten würde.
    Das Mädchen hatte fast aufgehört zu atmen, als der Kopf zu ihrer Erleichterung verschwand und sie hörte, wie das Tapsen des Tieres sich vom Fenster entfernte. Aber jetzt ging es wieder zur Tür und hub erneut an, daran zu kratzen, diesmal mit vermehrter Kraft, bis es schließlich in einem wahren Anfall von Begierde, sich der hilflosen Opfer zu bemächtigen, an der massiven Verkleidung riß.
    Hätte Jane gewußt, wie unerhört stark die Schicht für Schicht aufeinandergenagelte Tür war, so hätte sie weniger befürchtet, die Löwin könne auf diesem Wege ins Haus dringen.
    Als John Clayton diese grob gezimmerte, jedoch solide Tür anfertigte, hätte er sich wiederum schwer vorstellen können, daß sie eines Tages, zwanzig Jahre später, eine zu seiner Zeit noch ungeborene, hübsche, junge Amerikanerin gegen die Zähne und Krallen eines menschenmordenden Tieres schützen würde.
    Geschlagene zwanzig Minuten machte sich das Tier an der Tür zu schaffen, wobei es immer wieder Witterung aufnahm und gelegentlich ein wüstes, markerschütterndes Gebrüll ausstieß, weil seine Bemühungen noch immer vergebens waren. Schließlich gab es jedoch seine Versuche auf, und Jane hörte, wie es zum Fenster zurückkehrte, dort einen Moment innehielt und sodann sein ganzes Gewicht gegen das Gitter warf, das in den Jahren morsch geworden war.
    Die junge Frau hörte die Holzstangen unter dem Aufprall ächzen, jedoch standhalten, und der massige Körper fiel wieder zu Boden.
    Die Löwin erneuerte ihre Taktik jedoch, bis die entsetzte Gefangene innen sah, wie ein Teil des Gitterwerks nachgab und einen Augenblick später eine große Pranke und der Kopf des Tieres ins Zimmer ragten.
    Langsam drückten der mächtige Hals und die Schultern die Stangen auseinander, und der geschmeidige Körper schob sich immer weiter herein.
    Die junge Frau erhob sich wie in einem Trancezustand, die eine Hand auf der Brust, und starrte mit weitgeöffneten Augen entsetzt auf das knurrende Gesicht der kaum zehn Fuß von ihr entfernten Löwin. Ihr zu Füßen lag lang ausgestreckt die Negerin. Wenn sie sie nur aufwecken konnte! Durch gemeinsame Anstrengung wäre es vielleicht möglich, den wilden, blutdürstigen Eindringling zurückzustoßen.
    Jane bückte sich, um die dunkelhäutige Frau bei der Schulter zu packen. Sie schüttelte sie grob.
    »Esmeralda! Esmeralda!« rief sie. »Hilf mir, oder wir sind verloren.«
    Esmeralda schlug langsam die Augen auf. Das erste, was sie sah, waren die triefenden Fangzähne der hungrigen Löwin. Mit einem entsetzten Aufschrei stellte sich die arme Frau auf alle viere, rutschte in dieser Haltung durch den Raum und schrie aus Leibeskräften: »O Gaberelle! O Gaberelle!«
    Esmeralda wog gut ihre zweihundertachtzig Pfund, und die außerordentlich Eile im Verein mit ihrer außerordentlichen Korpulenz erzeugten ein höchst verblüffendes Ergebnis, wenn es ihr beliebte, auf allen vieren zu kriechen.
    Die Löwin verhielt sich einen Augenblick ruhig und beobachtete die dahinwieselnde Esmeralda gespannt, deren Ziel der Schrank zu sein schien, in den sie ihren massigen Körper hineinzwängen wollte. Da der Abstand zwischen den Fächern jedoch nur zehn oder zwölf Zoll betrug, konnte sie gerade einmal den Kopf hineinstecken, worauf sie mit einem endgültigen Aufkreischen, das die Dschungelgeräusche zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen ließ, abermals in Ohnmacht sank.
    Mit dem Verstummen von Esmeralda erneuerte die Löwin ihre Bemühungen, den gewaltigen Körper durch das nachgebende Gitter zu zwängen.
    Das Mädchen stand totenblaß und reglos an der gegenüberliegenden Wand und suchte mit wachsender Verzweiflung nach einer Möglichkeit des Entrinnens. Plötzlich berührte ihre Hand, die sie gegen die Brust preßte, die harte Kante des Revolvers, den Clayton ihr vor einigen Stunden zugesteckt hatte.
    Schnell zog sie ihn aus seinem Versteck, richtete ihn genau auf das Gesicht der Löwin und drückte ab.
    Eine Flamme blitzte auf, die Waffe entlud sich krachend, und ein

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