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Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Titel: Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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anständigen Frau mit Schande bedeckt. Wahrscheinlich habe ich dazu noch ein glückliches Familienleben zerstört.«
    »Liebst du Olga de Coude?« fragte d’Arnot.
    »Wüßte ich nicht genau, daß sie mich nicht liebt, könnte ich deine Frage nicht beantworten, Paul; aber ohne ihr gegenüber unaufrichtig zu sein, kann ich dir sagen, daß ich sie nicht liebe und sie mich auch nicht. Einen Moment lang waren wir Opfer einer geistigen Verwirrung – es war nicht Liebe –, und sie wäre ohne Folgen ebenso schnell verflogen, wie sie uns befallen hatte, auch wenn de Coude nicht zurückgekehrt wäre. Du weißt, ich habe bisher wenig Erfahrungen mit Frauen. Olga de Coude ist sehr schön; diese Tatsache sowie das gedämpfte Licht, die verführerische Umgebung, der Hilferuf der Schutzlosen – ein zivilisierterer Mann hätte dem vielleicht widerstanden, doch meine Zivilisationsschicht ist hauchdünn, sie beschränkt sich nahezu auf meine Kleidung. Paris ist kein Ort für mich. Ich werde in immer größere Schwierigkeiten geraten. Die zahllosen Beschränkungen, die die Menschen sich hier auferlegt haben, sind für mich eine Belastung. Ich komme mir wie ein Gefangener vor und halte das nicht länger aus. Mein Freund, ich denke, ich sollte in meinen Dschungel zurückkehren und das Leben führen, das Gott für mich vorgesehen hatte, als er mich dort aufwachsen ließ.«
    »Nimm dir das nicht so zu Herzen, Jean«, antwortete d’Arnot. »Du hast dich viel besser verhalten, als die meisten ›zivilisierten‹ Männer unter ähnlichen Umständen es getan hätten. Wenn du aber Paris deswegen verlassen willst, so denke ich mir, daß Raoul de Coude dir in Bälde noch etwas zu dem Thema zu sagen haben wird.«
    D’Arnot irrte sich nicht. Als d’Arnot und Tarzan etwa eine Woche später gegen elf Uhr morgens gerade beim Frühstück saßen, ließ sich ein gewisser Monsieur Flaubert melden. Er war ein beeindruckend höflicher Gentleman. Mit vielen tiefen Verbeugungen überreichte er die Forderung des Grafen de Coudes an Monsieur Tarzan. Ob es sich einrichten ließe, daß ein Freund Tarzans so schnell wie möglich mit Monsieur Flaubert Kontakt aufnehme, damit die Einzelheiten zur Befriedigung aller Beteiligten festgelegt werden könnten?
    Aber gewiß. Monsieur Tarzan war sehr davon angetan, seine Interessen uneingeschränkt in die Hände seines Freundes, des Leutnants d’Arnot, legen zu können. So vereinbarten sie, daß d’Arnot um zwei Uhr nachmittags bei Monsieur Flaubert vorsprechen sollte, und der höfliche Monsieur Flaubert verließ sie nicht ohne viele Verbeugungen.
    Als die beiden wieder alleine waren, schaute d’Arnot Tarzan prüfend an.
    »Nun?« fragte er.
    »Jetzt muß ich meinen Sünden noch einen Mord hinzufügen, oder ich werde selbst getötet«, sagte Tarzan. »Ich erlerne die Methoden meiner zivilisierten Mitmenschen sehr schnell.«
    »Welche Waffen willst du wählen?« fragte d’Arnot. »De Coude ist ein allgemein anerkannter Meister des Degens und ein ausgezeichneter Schütze.«
    »Dann werde ich Giftpfeile oder Speere bei einem Abstand von zwanzig Schritt wählen«, lachte Tarzan. »Pistolen, Paul.«
    »Er wird dich töten, Jean.«
    »Das bezweifle ich nicht, irgendwann muß ich ja mal sterben«, erwiderte Tarzan.
    »Wir sollten lieber die Degen nehmen«, sagte d’Arnot. »Ihm wird es genügen, dich zu verwunden, und die Gefahr einer tödlichen Verletzung ist geringer.«
    »Pistolen«, sagte Tarzan bestimmt.
    D’Arnot versuchte, ihm das auszureden, jedoch ohne Erfolg, und so blieb es bei Pistolen.
    Kurz nach vier Uhr kehrte er von seiner Besprechung mit Monsieur Flaubert zurück.
    »Die Sache ist geregelt«, sagte er. »Alles ist, wie es sein soll. Morgen früh bei Tagesanbruch – es gibt eine abgelegene Stelle an der Straße unweit von Etamps. Aus persönlichen Gründen hat Monsieur Flaubert darauf bestanden. Ich hatte keine Einwände.«
    »Gut!« war Tarzans einziger Kommentar, und auch später erwähnte er die Angelegenheit mit keinem Wort mehr. Am Abend schrieb er vor dem Schlafengehen noch verschiedene Briefe. Nachdem er sie versiegelt und mit Adressen versehen hatte, steckte er sie alle in einen Umschlag mit d’Arnots Anschrift. Dieser hörte, wie er beim Auskleiden eine kleine Melodie aus dem Konzert vor sich hinsummte.
    Der Franzose fluchte leise. Er war sehr verbittert, denn er war überzeugt, daß Tarzan bei Sonnenaufgang des kommenden Tages nicht mehr leben würde, und es beschäftigte ihn, daß dies

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