Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
d’Arnot das letzte Signal geben – dann sollten sie sich umdrehen und solange schießen, bis einer von ihnen zu Boden fiel oder jeder die vereinbarten drei Schuß abgefeuert hatte.
Während Monsieur Flaubert sprach, holte Tarzan eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an. De Coude war die Gelassenheit selbst – war er nicht der beste Schütze Frankreichs?
Schließlich nickte Monsieur Flaubert d’Arnot zu, und jeder brachte seinen Duellanten an den Ausgangspunkt.
»Sind Sie bereit, Gentlemen?« fragte Monsieur Flaubert.
»Ich bin’s«, antwortete de Coude.
Tarzan nickte. Monsieur Flaubert gab das Signal. Er und d’Arnot traten einige Schritte zurück, um aus der Schußlinie zu kommen, während die beiden Männer sich langsam voneinander entfernten. Sechs! Sieben! Acht! In d’Arnots Augen standen die Tränen. Er liebte Tarzan sehr. Neun! Noch ein Schritt, und der arme Leutnant gab das ihm so verhaßte Zeichen. Für ihn bezeichnete es den Tod seines besten Freundes.
De Coude fuhr schnell herum und feuerte. Tarzan schreckte leicht auf. Er hielt die Pistole noch mit dem Lauf nach unten. De Coude zögerte, als warte er darauf, daß sein Widersacher zu Boden ging. Der Franzose war ein zu erfahrener Schütze, um nicht zu wissen, daß er getroffen hatte. Tarzan hatte noch keine Anstalten gemacht, die Pistole zu heben. De Coude feuerte ein weiteres Mal, aber die nachlässige Haltung des Affenmenschen – die völlige Gleichgültigkeit, die sich in jeder Bewegung der riesigen Gestalt offenbarte, sowie die Art, wie er ruhig an seiner Zigarette zog und die Rauchwolken ausstieß, machten den besten Schützen Frankreichs nervös. Tarzan zuckte diesmal nicht zusammen, aber de Coude wußte wieder genau, daß er getroffen hatte.
Plötzlich kam ihm die Erleuchtung – sein Widersacher nahm in kühler Berechnung das Risiko in Kauf, sich keine ernsthaften Verwundungen von einem der drei Schüsse de Coudes zuzuziehen. Dann würde er die eigenen dazu nutzen, de Coude grausam, mitleidlos und kaltblütig niederzuschießen. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Der Plan war ausgeklügelt, nachgerade teuflisch. Welche Art von Geschöpf war dieser Mann, daß er, von zwei Kugeln getroffen, unbeschwert auf die dritte warten konnte?
De Coude zielte diesmal sorgfältig, hatte jedoch die Nerven verloren und gab einen glatten Fehlschuß ab. Tarzan hatte die Pistole nicht ein einziges Mal gehoben, sondern hielt sie noch immer mit dem Lauf nach unten.
Einige Minuten standen die beiden sich gegenüber und schauten sich in die Augen. Auf Tarzans Gesicht zeichnete sich deutlich eine gewisse Enttäuschung ab. De Coudes Miene spiegelte Entsetzen – ja, und Angst.
Er hielt es nicht länger aus.
»Um Himmels Willen! Schießen Sie endlich, Monsieur!« schrie er.
Tarzan aber hob die Pistole nicht, sondern ging statt dessen auf de Coude zu. Als d’Arnot und Monsieur Flaubert seine Absicht mißverstanden und zwischen sie treten wollten, hob er abwehrend die linke Hand.
»Keine Angst, ich werde ihm nichts tun«, sagte er.
Das war höchst ungewöhnlich, doch sie blieben, wo sie waren. Tarzan ging weiter auf de Coude zu und stand schließlich direkt vor ihm.
»Mit Ihrer Pistole muß etwas nicht in Ordnung sein, Monsieur«, sagte er. »Oder Sie sind abgespannt. Bitte, nehmen Sie meine und versuchen Sie es noch einmal.« Damit reichte er dem erstaunten Grafen seine Pistole mit dem Griff zu ihm hin.
»Mon Dieu, Monsieur!« rief jener aus. »Sind Sie verrückt geworden?«
»Nein, mein Freund, doch ich habe den Tod verdient«, erwiderte Tarzan. »Es ist die einzige Möglichkeit, für das Leid zu büßen, das ich einer sehr guten Frau zugefügt habe. Nehmen Sie meine Pistole und tun Sie, worum ich Sie gebeten habe.«
»Das wäre Mord«, sagte de Coude. »Aber welches Leid haben Sie ihr denn zugefügt? Sie hat mir geschworen, daß –«
»Das meine ich nicht«, unterbrach Tarzan ihn schnell. »Das, was Sie gesehen haben, ist das einzige Unrechte, was zwischen uns vorgefallen ist. Aber das genügte schon, um ihren Namen in Verruf zu bringen und das Glück eines Mannes zu vernichten, gegen den ich keine Feindschaft hege. Ich bin an allem schuld, deshalb hatte ich gehofft, dafür an diesem Morgen zu sterben. Ich bin enttäuscht, daß Sie kein so ausgezeichneter Schütze sind, wie man mich glauben ließ.«
»Sie sagten, daß Sie an allem schuld seien?« fragte de Coude ungeduldig.
»Ja, Monsieur. Ihre Gattin ist eine
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