Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
entschuldigen«, erwiderte der Ankläger. »Aber bevor ich das machen, soll mir le monsieur le count erst einmal erklären, was das für Karten sind, die ich ihn in die Seitentasche stecken sah.«
Derjenige, der sie wirklich hineingeschoben hatte, wandte sich ab, um sich aus dem Raum zu stehlen, fand zu seinem Verdruß den Ausgang jedoch von einem großgewachsenen, grauäugigen Fremden versperrt.
»Gestatten Sie«, sagte er barsch und versuchte, an ihm vorbeizukommen.
»Warten Sie«, erwiderte Tarzan.
»Aber warum, Monsieur?« rief der andere unwirsch. »Lassen Sie mich vorbei, Monsieur, bitte!«
»Warten Sie. Ich denke, Sie können die Angelegenheit hier zweifellos klären«, erwiderte Tarzan.
Der Bursche verlor die Geduld, packte Tarzan leise fluchend und wollte ihn beiseiteschieben. Aber der lächelte nur, wirbelte den großen Kerl herum, ergriff ihn am Kragen und zog den sich vergebens sträubenden und um sich schlagenden, dabei fluchenden Ganoven zurück zum Tisch. Für Nikolas Rokoff war das die erste Bekanntschaft mit jenen Muskeln, die ihren Besitzer in den Kämpfen mit Numa, dem Löwen, und Terkoz, dem Affenmännchen, siegreich hatten bestehen lassen.
Der Mann, der de Coude beschuldigt hatte, und die beiden anderen Mitspieler standen und schauten den Grafen erwartungsvoll an. Der Streit hatte verschiedene andere Passagiere angelockt, und alle wollten wissen, wie er ausging.
»Der Mensch ist verrückt«, meinte der Graf. »Gentlemen, ich bestehe darauf, daß mich jemand von Ihnen durchsucht.«
»Die Anschuldigung ist lächerlich«, meinte einer der Mitspieler.
»Sie brauchen nur Ihre Hand in die Rocktasche des Grafen zu stecken, dann werden Sie sehen, daß ich recht habe«, beharrte der Ankläger. Als die anderen noch immer zögerten, fuhr er fort:
»Dann werde ich es eben selbst tun, wenn sich niemand findet«, und trat zu dem Grafen.
»Nein, Monsieur«, beharrte de Coude. »Ich unterziehe mich nur der Untersuchung durch einen Gentleman.«
»Das ist völlig unnötig. Die Karten sind in seiner Tasche. Ich sah, wie sie hineinkamen.«
Überrascht wandten sich alle in die Richtung, aus der die Worte kamen, und erblickten einen athletischen jungen Mann, der einen sich heftig sträubenden Menschen am Kragen gepackt hielt und ihnen entgegenschob.
»Das ist eine Verschwörung«, rief de Coude empört. »Hier sind keine Karten.« Mit diesen Worten griff er in die Tasche. Im Raum herrschte angespannte Stille. Der Graf wurde totenblaß und zog die Hand ganz langsam heraus. Darin hielt er drei Karten.
Entsetzt und sprachlos vor Überraschung starrte er sie an, und langsam stieg ihm angesichts dieser Demütigung die Röte ins Gesicht. Mitleid und Verachtung spiegelte sich in den Gesichtern derjenigen, die mit angesehen hatten, wie ein Mann seine Ehre verlor.
»Es handelt sich tatsächlich um eine Verschwörung, Monsieur«, mischte sich der grauäugige Fremde abermals ein. »Gentlemen, der Graf wußte wirklich nicht, daß diese Karten in seiner Tasche steckten«, fuhr er fort. »Sie wurden ihm ohne sein Wissen während des Spiels zugeschoben. Ich saß auf dem Platz da drüben und konnte in dem Spiegel vor mir alles beobachten. Dieser Herr, den ich gerade noch daran hindern konnte, sich aus dem Staube zu machen, hat die Karten in die Tasche des Grafen gesteckt.«
De Coude warf einen kurzen Blick auf den Mann, den Tarzan gepackt hielt.
»Mon Dieu, Nikolas!« rief er aus. »Sie?«
Dann wandte er sich an seinen Ankläger und musterte ihn durchdringend einige Sekunden lang.
»Und Sie habe ich ohne Ihren Bart gar nicht erkannt, Monsieur. Sie sehen völlig anders aus, Pawlowitsch. Nun wird mir alles klar. Ich verstehe.«
»Was sollen wir mit den beiden tun, Monsieur?« fragte Tarzan. »Sie dem Kapitän übergeben?«
»Nein, mein Freund«, antwortete der Graf hastig. »Das ist eine persönliche Angelegenheit, und ich möchte darum bitten, sie fallen zu lassen. Es genügt, wenn ich von der Anschuldigung freigesprochen wurde. Je weniger wir mit solchen Leuten zu tun haben, desto besser. Monsieur, Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen. Wie kann ich Ihnen dafür danken? Erlauben Sie, daß ich Ihnen meine Karte überreiche. Und sollte eine Zeit kommen, wo ich Ihnen von Nutzen sein kann, dann denken Sie daran, daß ich in Ihrer Schuld stehe.«
Währenddessen hatte Tarzan Rokoff losgelassen, und dieser hastete mit seinem Komplizen aus dem Salon. Vorher wandte er sich jedoch noch einmal an Tarzan.
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