Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
Ich hätte meine helle Freude daran.« Damit trat er noch dichter an den Mann heran.
Rokoffs Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er schrie auf und wollte er in den Nebenraum flüchten, doch der Affenmensch hatte ihn von hinten gepackt, noch ehe er einen Schritt getan hatte. Eiserne Finger umschlossen seine Kehle, der Feigling kreischte wie eine gestochene Sau, bis Tarzan ihm die Luft nahm und ihn, ihn immer noch würgend, emporzog. Rokoffs Widerstand war völlig sinnlos – er hing wie ein kleines Kind im mächtigen Griff des Affenmenschen.
Tarzan drückte ihn in einen Stuhl und ließ seinen Hals los, noch ehe er den Geist aufgeben konnte. Als sich der Russe ausgehustet hatte, sagte Tarzan:
»So, das war eine kleine Kostprobe, wie ich mir Ihr Ende vorstelle. Ich werde Sie aber nicht töten – zumindest diesmal nicht. Ich verschone Sie nur um einer sehr achtenswerten Frau willen, deren großes Unglück darin besteht, von derselben Mutter geboren worden zu sein, die auch Ihnen das Leben schenkte. Aber ich verschone Sie deswegen nur noch diesmal. Sollte ich noch einmal hören, daß Sie sie oder ihren Gatten belästigt haben, sollten Sie mich jemals wieder verärgern, oder sollte mir zu Ohren kommen, daß Sie nach Frankreich oder in eine französische Kolonie zurückgekehrt sind, wird es mein einziges Ziel sein, Sie zu jagen und zu Ende zu führen, was ich heute nur angedeutet habe – Sie zu erwürgen.« Dann trat er an den Tisch, auf dem noch die zwei Papiere lagen. Als er nach ihnen langte, schnappte Rokoff vor Schreck nach Luft.
Tarzan las den Scheck und das Dokument. Die darin enthaltenen Informationen setzten ihn in Erstaunen. Rokoff hatte sie kurz überflogen, aber Tarzan sagte sich, daß sich niemand diese äußerst wichtigen Fakten und Namen von Personen, die das Papier für einen Feind Frankreichs wirklich sehr wertvoll machten, so schnell einprägen konnte.
»Das wird den Stabschef aber interessieren«, bemerkte er, während er die Dokumente in die Tasche steckte.
Rokoff stöhnte auf. Am liebsten hätte er laut geflucht.
Am nächsten Morgen sollte Tarzan Richtung Norden nach Bouira und Algier reiten. Als er am Hotel vorbeikam, stand Leutnant Gernois auf der Veranda. Er entdeckte Tarzan und wurde kreidebleich. Der Affenmensch wäre froh gewesen, wenn diese Begegnung nicht stattgefunden hätte, konnte es aber nicht vermeiden. Er salutierte im Vorbeireiten. Mechanisch erwiderte Gernois den Gruß, folgte dem Reiter mit großen, entsetzten Blicken und starrte anschließend lange ins Leere. Es sah aus, als blicke ein toter Mann auf einen Geist.
In Sidi Aissa traf Tarzan einen französischen Offizier, den er während seines kürzlichen Aufenthaltes in der Stadt kennengelernt hatte.
»Sie haben Bou Saada ganz früh schon verlassen?« fragte der Offizier. »Dann haben Sie ja gar nicht gehört, was mit Gernois passiert ist.«
»Er war der letzte, den ich beim Wegreiten gesehen habe«, erwiderte Tarzan. »Wieso?«
»Er ist tot. Gegen acht Uhr morgens hat er sich erschossen.«
Zwei Tage später erreichte Tarzan Algier. Er erfuhr, daß das nächste Schiff nach Kapstadt erst in zwei Tage auslief. Während dieser Zeit schrieb er einen Bericht über seinen Auftrag, legte ihm die Geheimpapiere, die er Rokoff weggenommen hatte, jedoch nicht bei. Er wollte sie nicht aus den Händen geben, bis man ihn anwies, sie entweder einem anderen Agenten auszuhändigen oder selbst mit nach Paris zu nehmen.
Nach diesem Aufenthalt, den er als höchst ermüdendend empfunden hatte, begab er sich an Bord seines Schiffes. Zwei Männer beobachteten ihn vom Oberdeck aus. Beide waren modern gekleidet und glattrasiert. Der größere hatte sandfarbenes Haar, jedoch sehr dunkle Augenbrauen. Einige Stunden später begegneten sie Tarzan zufällig an Deck, jedoch machte einer von ihnen den anderen schnell auf einen Gegenstand auf See aufmerksam, so daß ihre Gesichter von Tarzan abgewandt waren, als er an ihnen vorbeiging, und er sie nicht sehen konnte. Er hatte ihnen ohnedies keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Entsprechend den Anweisungen seines Vorgesetzten hatte er sich unter dem Namen John Caldwell, Wohnort London, in die Passagierliste eintragen lassen. Er verstand nicht, warum er das hatte tun sollen, zerbrach sich den Kopf darüber und fragte sich, welche Rolle er in Kapstadt spielen sollte.
Dem Himmel sei Dank, daß ich Rokoff los bin, sagte er sich. Er fing wirklich an, mir auf die Nerven zu gehen. Möchte wissen, ob ich mich
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