Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
linken Schulter in die schwarz-braune Flanke.
Numa sprang wie von Sinnen umher und brüllte vor Schmerz und Wut; aber der Riese auf seinem Rücken ließ sich in den wenigen Augenblicken, die dem Herren der Wüste noch zum Leben blieben, weder abschütteln noch in die Reichweite seiner Zähne und Krallen bringen. Tarzan von den Affen lockerte seinen Griff erst, als das Tier tot war, dann erhob er sich. Und nun erlebte die Tochter der Wüste etwas, was ihr fast mehr Angst einjagte als das Auftauchen von el adrea. Der Mann stellte einen Fuß auf den toten Löwen, reckte den prachtvollen Kopf dem Vollmond entgegen und erhob seine Stimme zu dem furchterregendsten Ruf, den sie jemals vernommen hatte.
Mit einem kurzen Angstschrei wich sie vor ihm zurück – sie glaubte, daß ihn die ungeheure Anstrengung des Kampfes seines Verstandes beraubt habe. Als das letzte, sich immer weiter entfernende Echo dieses unmenschlichen Lautes verklungen war, ließ der Mann den Blick sinken und schaute sie an.
Sofort hellte sich sein Gesicht in einem freundlichen Lächeln auf, das hinreichend von seinem gesunden Verstand kündete, und sie atmete erleichtert auf und lächelte zurück.
»Was für ein Mensch bist du?« fragte sie. »Noch nie habe ich dergleichen erlebt. Sogar jetzt kann ich nicht glauben, daß ein einzelner Mann nur mit einem Messer bewaffnet Auge in Auge mit el adrea kämpft, ihn besiegt und dabei noch unverletzt bleibt. Und dieser Schrei – der war unmenschlich. Was bedeutet er?«
Tarzan wurde rot. »Ich vergesse manchmal, daß ich ein zivilisierter Mensch bin«, erwiderte er. »Wenn ich töte, verwandle ich mich wahrscheinlich in ein anderes Wesen.« Mehr wollte er ihr nicht erklären, da er überzeugt war, daß eine Frau jemanden verabscheuen müsse, der fast noch ein Tier war.
Gemeinsam setzten sie ihren Marsch fort. Die Sonne stand schon eine Stunde am Himmel, als sie die Wüste jenseits der Berge erreichten. Bei einem kleinen Flüßchen stießen sie auf die grasenden Pferde, die die junge Frau mitgebracht hatte. So weit waren sie auf ihrer Flucht vor dem Löwen gekommen, und als ihnen keine Gefahr mehr drohte, waren sie stehengeblieben, um sich zu stärken.
Ohne große Schwierigkeiten fingen Tarzan und das Mädchen sie ein, saßen auf und ritten in die Wüste zum Lager des Scheiches Kadour ben Saden.
Nichts wies darauf hin, daß sie verfolgt wurden, und so trafen sie unbehelligt gegen neun Uhr dort ein. Der Scheich war gerade erst zurückgekehrt und schier verzweifelt vor Kummer, weil er seine Tochter nicht vorfand. Er glaubte, sie sei wieder entführt worden, hatte schon fünfzig Reiter gesammelt und wollte sich gerade auf die Suche nach ihr begeben, als die beiden ins Lager einritten.
Seine Freude über die glückliche Heimkehr seiner Tochter kam nur der Dankbarkeit gegenüber Tarzan gleich, weil dieser sie sicher durch die nächtlichen Gefahren zu ihm geleitet hatte, sowie seiner Freude, daß sie rechtzeitig den Mann vor dem sicheren Tod hatte bewahren können, der einst auch ihr das Leben gerettet hatte.
Kadour ben Saden erwies Tarzan zum Ausdruck seiner Wertschätzung und Freundschaft jegliche Gunst. Eine Schar von Bewunderern drängte sich um den Affenmenschen, nachdem das Mädchen vom seinem Kampf mit el adrea berichtet hatte – denn das war der sicherste Weg, um die Bewunderung und Achtung der Araber zu gewinnen.
Der alte Scheich wollte unbedingt, daß Tarzan auf unbegrenzte Zeit sein Gast bliebe. Am liebsten hätte er ihn in sein Volk aufgenommen, und eine Zeitlang war der Affenmensch halb entschlossen, den Vorschlag anzunehmen und für immer bei diesen Beduinen zu bleiben, die er verstand und die ihn zu verstehen schienen. Seine Freundschaft und Sympathie für das Mädchen übten gleichfalls einen gewissen Einfluß aus.
Wäre sie ein Mann, würde ich nicht zögern, dachte er bei sich, denn dann wäre es ein Freund nach meinem Geschmack, mit dem ich nach Herzenslust ausreiten und auf die Jagd gehen könnte, aber wie die Dinge liegen, müßten wir uns den Sitten beugen, die die wilden Nomadenvölker der Wüste sogar noch genauer befolgen als ihre zivilisierteren Brüder und Schwestern. Und bald wird sie mit einem dieser dunkelhäutigen Krieger verheiratet werden, und das würde unsere Freundschaft beenden. Deswegen nahm er das Anerbieten des Scheiches nicht an, blieb aber noch eine Woche zu Gast.
Als er sie verließ, begleiteten Kadour ben Saden und fünfzig weißgekleidete Krieger ihn nach Bou
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