Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
Saada. Sie bestiegen am Morgen ihrer Abreise gerade die Pferde, als das Mädchen kam, um sich von ihm zu verabschieden.
»Ich habe darum gebetet, daß du hierbleibst«, sagte sie schlicht, als er sich von seinem Pferd herabbeugte, um ihr zum Abschied die Hand zu drücken, »und nun werde ich dafür beten, daß du zurückkehrst.«
In ihren schönen Augen lag Sehnsucht, ihre Mundwinkel waren traurig herabgezogen. Tarzan war gerührt.
»Wer weiß?« sagte er, wandte sich um und ritt den Beduinen nach.
Vor den Toren Bou Saadas trennte er sich von Kadour ben Saden und dessen Männern, denn er hatte Gründe, so unauffällig wie möglich in die Stadt zu kommen. Er erläuterte sie dem Scheich, und dieser stimmte ihm zu. Die Araber würden vor ihm einreiten und nichts von seiner bevorstehenden Ankunft verlauten lassen. Tarzan würde sich dann später geradeswegs zu einem unbekannten, einfachen Rasthaus begeben.
Also ritt er erst nach Anbruch der Dunkelheit in die Stadt und erreichte die Herberge auch, ohne von jemanden erkannt zu werden. Zum Essen war er bei Kadour ben Saden eingeladen, und anschließend begab er sich auf Umwegen in sein früheres Hotel, das er durch einen Hintereingang betrat. Der Eigentümer schien sehr überrascht zu sein, ihn lebendig vor sich zu sehen.
Ja, es gab Post für Monsieur; er werde sie sogleich holen. Nein, er werde Monsieurs Rückkehr niemandem gegenüber erwähnen. Kurz danach kehrte er mit einem Packen Briefe zurück. Einer enthielt den Befehl von Tarzans Vorgesetzten, seinen derzeitigen Auftrag abzuschließen und mit dem ersten möglichen Dampfer nach Kapstadt zu reisen. Weitere Instruktionen werde er dort von einem anderen Agenten erhalten, dessen Name und Adresse angegeben waren. Das war alles – kurz, aber deutlich. Tarzan legte seine Abreise von Bou Saada für den nächsten Morgen fest. Dann begab er sich in die Garnison, um Hauptmann Gerard aufzusuchen, der nach Angaben des Hotelbesitzers mit seiner Abteilung am Vortage zurückgekehrt war.
Er fand den Offizier in seinem Quartier. Dieser war freudig überrascht, Tarzan wohlauf und gesund vor sich zu sehen.
»Als Leutnant Gernois zurückkehrte und meldete, er habe Sie nicht mehr an der Stelle vorgefunden, wo Sie während der Erkundungsstreifen der Abteilungen hatten bleiben sollen, war ich sehr beunruhigt. Wir haben tagelang im Gebirge nach Ihnen gesucht. Dann hieß es, ein Löwe habe Sie getötet und gefressen. Als Beweis brachte man Ihr Gewehr, Ihr Pferd kehrte am zweiten Tag nach Ihrem Verschwinden ins Lager zurück. Nun zweifelten wir nicht länger. Leutnant Gernois war untröstlich – er nahm alle Schuld auf sich und bestand darauf, die Suche fortzusetzen. Er war es auch, der den Araber mit dem Gewehr ausfindig gemacht hat. Gewiß wird er sich riesig freuen, wenn er erfährt, daß Sie in Sicherheit sind.«
»Zweifellos«, erwiderte Tarzan mit einem grimmigen Lächeln.
»Er ist jetzt unten in der Stadt, sonst würde ich ihn gleich holen lassen«, fuhr Hauptmann Gerard fort. »Ich werde es ihm sofort mitteilen, wenn er zurückkehrt.«
Tarzan ließ den Offizier in dem Glauben, er habe sich verlaufen und sei schließlich zum Lager von Kadour ben Saden gelangt, der ihn nach Bou Saada zurückbegleitet habe. Dann verabschiedete er sich von dem freundlichen Offizier so schnell wie möglich und eilte zurück in die Stadt. In seiner Unterkunft fand er eine sehr aufschlußreiche Nachricht von Kadour ben Saden vor. Es ging um einen schwarzbärtigen Weißen, der als Araber verkleidet ständig unterwegs war. Vor einiger Zeit hatte er sich wohl das Handgelenk gebrochen. Dann sei er plötzlich aus Bou Saada verschwunden, nun jedoch zurückgekommen, und man wisse, wo er sich versteckt hielt. Genau das interessierte Tarzan brennend.
Durch enge, übelriechende Gassen, in denen es finster war wie im Totenreich, gelangte er zu einem kleinen, aus Lehm errichteten Haus. Eine baufällige Treppe führte zu einer verschlossenen Tür und einem hochgelegenen, unverglasten, winzigen Fenster. Direkt darüber befand sich die niedrige Dachrinne. Tarzan reichte gerade ans Fensterbrett. Er zog sich langsam hoch, bis er einen Blick ins Innere werfen konnte. Im Zimmer brannte Licht, und an einem Tisch saßen Rokoff und Gernois. Dieser sagte gerade:
»Rokoff, Sie sind ein Teufel! Sie haben mich angetrieben, bis ich das letzte Fünkchen Ehre verloren habe. In Ihrem Auftrag habe ich jemanden ermordet, und nun ist sein Blut über mich gekommen. Wenn nicht
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