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Tarzan 03 - Tarzans Tiere

Tarzan 03 - Tarzans Tiere

Titel: Tarzan 03 - Tarzans Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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sich zu reißen. Sie stellte sich abermals ohnmächtig, wartete jedoch mit halbgeschlossenen Lidern auf ihre Gelegenheit.
    Die kam, als Rokoff sie aufs Bett hob. Ein Geräusch am Zelteingang veranlaßte ihn, sich umzudrehen und ihr den Rücken zuzuwenden. Der Kolben des Revolvers war nur einen Zoll von ihrer Hand entfernt. Mit einer blitzartigen Bewegung zog sie die Waffe aus dem Halfter. Im gleichen Moment wandte sich Rokoff ihr wieder zu und erkannte die Gefahr, in der er sich befand.
    Sie wagte nicht zu schießen aus Angst, der Knall könnte seine Leute herbeirufen, und wenn er tot war, würde sie Kerlen in die Hände fallen, die nicht viel besser waren als er selbst und ihr ein Schicksal bereiten würden, wie sogar sein krankhaftes Hirn sich nicht ausdenken konnte. Die Erinnerung an die beiden Untiere, die zugesehen und gelacht hatten, als Rokoff sie schlug, war noch frisch.
    Als das von Angst und Wut entstellte Gesicht des Russen ihr zugewandt war, hob sie den schweren Revolver über seine teigige Fratze und versetzte ihm mit aller Macht einen furchtbaren Schlag zwischen die Augen.
    Ohne einen Laut sank er schlaff und besinnungslos zu Boden. Einen Moment später stand sie neben ihm – diesen einen Moment zumindest außer Gefahr, seiner Wollust zum Opfer zu fallen.
    Von draußen vernahm sie wieder das Geräusch, das Rokoffs Aufmerksamkeit abgelenkt hatte. Was es war, wußte sie nicht, aber da sie fürchten mußte, daß der Boy oder jemand anders hereinkam und ihre Tat entdeckte, trat sie schnell zum Feldtisch und löschte die darauf stehende Petroleumlampe. Ein übelriechender Dunst durchzog das Zelt.
    In der absoluten Dunkelheit überlegte sie kurz, was sie unternehmen, auf welche Weise sie ihre Flucht bewerkstelligen könnte.
    Im Lager war sie ringsum von Feinden umgeben. Dahinter lag der wilde Dschungel, der von gräßlichen Raubtieren und noch gräßlicheren menschlichen Untieren bevölkert war.
    Es gab für sie nur eine geringe Chance, unter den Gefahren, denen sie dort ausgesetzt war, mehr als ein, zwei Tage zu überleben. Die Erkenntnis, daß sie jedoch schon so mancher Fährnis mit heiler Haut entronnen war, und daß irgendwo dort draußen in einer fernen Welt ein kleines Kind womöglich gerade jetzt nach ihr rief, gab ihr die nötige Entschlossenheit, zu versuchen, das scheinbar Unmögliche zu vollbringen, dieses Land voller Schrecknisse Richtung Küste zu durchqueren und die geringe Chance auszuloten, daß ihr vielleicht dort jemand zu Hilfe kam.
    Rokoffs Zelt stand fast genau in der Mitte der Umzäunung. Ringsum befanden sich die Zelte und Unterkünfte seiner weißen Begleiter und der Eingeborenen dieser Safari. Dort vorbeizukommen und einen Durchschlupf durch die Umzäunung zu finden erschien ihr viel zu aussichtslos, so daß sie dieser Aufgabe keine weitere Beachtung geschenkt hätte, wäre ihr nicht jede andere Möglichkeit verwehrt worden.
    Im Zelt zu bleiben, bis sie entdeckt wurde, hätte alles zunichte gemacht, was sie schon riskiert hatte, um ihre Freiheit zu erlangen. So stahl sie sich, die Sinne hellwach, zur Rückwand des Zeltes, um die erste Phase ihres Abenteuers einzuleiten.
    Beim Abtasten der rückwärtigen Zeltwand mußte sie feststellen, daß dort keine Öffnung war. Schnell kehrte sie zu dem noch immer bewußtlosen Russen zurück. Sie tastete ihn nach dem langen Jagdmesser ab, das in seinem Gürtel steckte, nahm es an sich und schnitt die Zeltbahn auf.
    Lautlos glitt sie hinaus. Zu ihrer unendlichen Erleichterung stellte sie fest, daß im Lager alle offensichtlich schon schliefen. Im trüben, flackernden Schein der niederbrennenden Feuer konnte sie nur eine Wache erkennen, sie hockte an der gegenüberliegenden Seite der Umzäunung.
    Sie war wohl darauf bedacht, das Zelt zwischen sich und dem Posten zu halten, und stahl sich zwischen den kleinen Unterkünften der eingeborenen Träger zur Umzäunung auf der anderen Seite.
    Dahinter konnte sie in der Dunkelheit des Dickichts Löwengebrüll, das Lachen der Hyänen und die zahllosen, undefinierbaren Geräusche des mitternächtlichen Dschungels hören.
    Einen Moment zögerte sie angstbebend. Der Gedanke an die dort herumstreichenden Raubtiere war entsetzlich. Dann warf sie plötzlich mutig den Kopf zurück und packte das Dornengestrüpp der Umzäunung mit ihren zarten Händen. Wenn sie sie auch blutig riß, sie mühte sich atemlos weiter, bis die Öffnung groß genug war, daß sie sich durchzwängen konnte. Schließlich stand sie

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