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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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langersehnte Augenblick. Sie arbeiteten sich durch das Dickicht eines Waldes, als die scharfen Augen des Jungen von den tiefer hängenden Ästen, durch die er sich fortbewegte, eine gut ausgeprägte Spur entdeckten – eine Spur, die sein Herz höher schlagen ließ, nämlich die eines Menschen, eines Weißen. Denn zwischen den Abdrücken bloßer Füße waren deutlich die Umrisse europäischer Schuhe festzustellen. Die Fährte, die auf den Durchzug einer ziemlich großen Gruppe deutete, verlief im rechten Winkel zu ihrer Marschroute nach Norden.
    Zweifellos wußten diese Weißen, wo die nächste Küstensiedlung lag. Vielleicht befanden sie sich gerade auf dem Weg dorthin. Jedenfalls lohnte es sich, sie zu überholen, und sei es nur um des Vergnügens willen, wieder menschliche Wesen zu treffen. Der Junge war ganz aufgeregt und zitterte förmlich vor Begierde, die Verfolgung aufzunehmen. Akut war weniger erbaut. Er wollte nichts von Menschen sehen. Für ihn war der Junge ein Affengefährte, denn er war Sohn eines Affenkönigs. Er versuchte, den Jungen umzustimmen, und erzählte ihm, sie würden sehr bald auf einen Stamm ihres eigenen Volkes stoßen, wo Jack eines Tages, wenn er älter war, ebenfalls König werden würde wie sein Vater vor ihm. Aber der Junge war hartnäckig. Er bestand darauf, wieder weiße Menschen zu sehen, denn er wollte seinen Eltern Nachricht zukommen lassen. Akut hörte aufmerksam zu, und da half ihm seine Intuition, die Wahrheit zu erkennen – der Junge plante, zu seinesgleichen zurückzukehren.
    Dieser Gedanke erfüllte den alten Affen mit großem Schmerz. Er liebte den Jungen, wie er dessen Vater geliebt hatte, mit der Ergebenheit und Anhänglichkeit eines Hundes für seinen Herrn. In seinem Affenhirn und Affenherz hatte er die Hoffnung genährt, sie beide würden nie wieder getrennt werden. Nun sah er all seine Pläne dahinschwinden, und dennoch blieb er dem Burschen und dessen Absichten gegenüber loyal. Obwohl untröstlich, willigte er in das Vorhaben des Jungen ein, der Safari der Weißen zu folgen, um ihn auf ihrer letzten gemeinsamen Reise, wie er meinte, zu begleiten.
    Die Spur war erst einige Tage alt, als die beiden sie entdeckten. Das bedeutete, daß die langsam dahinziehende Karawane ihnen nur wenige Stunden voraus sein konnte. Ihre wohltrainierten und geschmeidigen Muskeln würden ihre Körper über dem Gewirr des Unterholzes, welches das Vorankommen der schwerbeladenen Träger der Weißen arg behinderte, schnell durch die Baumwipfel dahintragen.
    Der Junge hatte die Führung übernommen. Die Aufregung und freudige Erwartung ließ ihn seinem Gefährten vorauseilen, für den die Erreichung ihres Zieles nur Schmerz bedeutete. Der Junge erblickte die Nachhut der Karawane und der weißen Männer, die einzuholen er sich so angelegen sein ließ, deshalb auch als erster.
    Etwa ein Dutzend schwerbeladene Schwarze stolperten den von Pflanzen überwucherten Weg entlang. Müdigkeit oder Krankheit hatten sie gegenüber den anderen etwas zurückfallen lassen. Nun trieben die schwarzen Soldaten der Nachhut sie erbarmungslos an, versetzten ihnen Fußtritte, wenn sie stürzten, zogen sie grob wieder hoch und hetzten sie weiter. Auf jeder Seite ging ein hünenhafter Weißer. Die blonden Bärte bedeckten fast völlig ihre Gesichter. Schon formten sich die Lippen des Jungen zu einem freudigen Begrüßungsruf, als seine Augen die beiden Weißen entdeckten – doch kam der Ruf niemals zustande, denn Jack wurde Zeuge einer Szene, die seine Freude in Zorn umschlagen ließ. Er sah, wie die beiden Weißen schwere Peitschen auf die nackten Rücken der armen Teufel niedersausen ließen, die unter einer Last dahinwankten, welche die Kraft und Ausdauer selbst starker Männer zu Beginn eines neuen Tages überfordert hätte.
    Immer wieder blickten die Leute der Nachhut und die Weißen besorgt hinter sich, als erwarteten sie jeden Moment von dort eine Gefahr. Der Junge blieb erst einmal, wo er war, nachdem er dies alles beobachtet hatte, und folgte der Karawane jetzt langsamer. Noch immer bot sich ihm dieses abscheuliche, brutale Schauspiel. Da holte Akut ihn ein. Er zeigte sich von dem, was er sah, weniger entsetzt als der Junge, doch selbst dieser große Affe knurrte vor sich hin, da die hilflosen Sklaven so grundlos gepeinigt wurden. Er schaute auf den Jungen. Da hatte dieser nun Geschöpfe seiner Art vor sich, warum rannte er nicht nach vorn und begrüßte sie.
    »Es sind Unholde«, murmelte der Junge.

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