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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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sehr an Meriem erinnert hatte.
    Da drang das Geräusch eines sich nähernden Pferdes an seine Ohren. Sie kam! Und befand sich fast schon auf der Lichtung, als Baynes endlich gewahr wurde, daß sie eintraf. Als er aufschaute, teilte sich das Blattwerk, Kopf und Schultern ihres Pferdes traten hervor, und Meriem erschien in seinem Blickfeld. Baynes gab dem Pferd die Sporen und ritt ihr entgegen. Korak sah von oben forschend auf sie herab und verwünschte insgeheim den breitrandigen Hut, der ihre Gesichtszüge vor ihm verbarg. Sie befand sich jetzt auf gleicher Höhe mit dem Engländer. Korak sah, wie er sie an beiden Händen faßte und an seine Brust zog. Er sah, wie das Gesicht des Mannes einen Augenblick von demselben Hutrand verborgen wurde, der auch das des Mädchens verdeckte. Er konnte sich vorstellen, wie ihre Lippen sich trafen, und ein kurzer Schmerz vereint mit süßer Erinnerung ließen ihn einen Moment die Augen schließen in jener unbewußten Muskelbewegung, mit der wir versuchen, belastende Erinnerungen vor unserem geistigen Auge zu verbergen.
    Als er wieder hinsah, hatten sie sich im Sattel aufgerichtet und redeten ernst miteinander. Korak sah, wie der Mann das Mädchen zu irgendetwas drängte. Ebenso offensichtlich war, daß sie zauderte. Viele ihrer Gesten und die Art, mit der sie den Kopf hob, etwas nach rechts warf und das Kinn hervorstreckte, erinnerte ihn noch stärker an Meriem. Dann war das Gespräch vorüber, und der Mann nahm sie erneut in die Arme, um sie zum Abschied zu küssen. Dann wandte sie ihr Pferd und ritt zu dem Punkt, wo sie aufgetaucht war. Der Mann blieb auf seinem Pferd sitzen und blickte ihr nach. Am Saum des Dschungels winkte sie ihm noch einmal zu.
    »Heute abend!« rief sie und warf dabei den Kopf zurück, – sie warf den Kopf zurück, und zum ersten Mal konnte der Killer oben im Baum ihr Gesicht deutlich erkennen. Er fuhr zusammen, als habe ein Pfeil sein Herz durchbohrt. Er bebte und zitterte wie Espenlaub, schloß die Augen, preßte die Hände davor, dann schlug er sie wieder auf und schaute hin, aber das Mädchen war verschwunden – nur das sich bewegende Blattwerk am Rand des Dschungels kennzeichnete die Stelle, wo sie hineingetaucht war. Es war unmöglich! Das konnte nicht wahr sein! Und dennoch hatte er seine Meriem mit eigenen Augen gesehen – ein wenig älter, die Gestalt rundlicher, weil fraulicher Reife näher, und auch in anderer Hinsicht ein ganz klein wenig verändert! Schöner denn je, dennoch immer noch seine kleine Meriem. Ja, er hatte die Tote wieder lebendig gesehen; er hatte seine Meriem in Fleisch und Blut gesehen. Sie lebte! Sie war nicht gestorben! Er hatte sie gesehen – er hatte seine Meriem gesehen – in den Armen eines anderen Mannes! Und dieser Mann saß nun unter ihm, für ihn mühelos erreichbar. Korak der Killer tätschelte seinen schweren Speer. Er spielte mit dem Grasseil, das an seinem Gürtel hing. Er betastete das Messer an seiner Hüfte. Und der Mann unter ihm rief seinen schläfrigen Führer, ließ die Zügel locker und ritt nach Norden davon. Korak, der Killer, saß nun allein in den Bäumen. Seine Hände hingen untätig an den Seiten herab. Seine Waffen und der Zweck ihres Einsatzes waren einen Augenblick vergessen. Korak überlegte. Er hatte die feine Veränderung bei Meriem bemerkt. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie seine kleine, halbnackte Mangani gewesen – ungebändigt, wild, ungeschliffen. Damals war sie ihm so nicht vorgekommen, aber jetzt, da sie diese Veränderung durchgemacht hatte, erkannte er, daß sie ungeschliffen gewesen war; jedoch nicht mehr als er, und er war es noch.
    Bei ihr war eine Veränderung eingetreten. Er hatte soeben eine liebliche, zarte Blume entdeckt, verfeinert und zivilisiert, und schauderte bei dem Gedanken, welches Schicksal er für sie vorgesehen hatte – Gefährtin eines Affenmenschen zu sein, seine Gefährtin im wilden Dschungel. Damals hatte er nichts Schlechtes darin gesehen, denn er hatte sie geliebt, und der vorgesehene Weg war der des Dschungels gewesen, den sie beide als ihre Heimstatt ausersehen hatten; jetzt aber, da er Meriem in solch zivilisierter Weise hatte auftreten sehen, erkannte er, wie abscheulich sein einst ins Auge gefaßter Plan war, und er dankte Gott, daß der Zufall und die Schwarzen von Kovudoo ihn zunichte gemacht hatten.
    Doch er liebte sie noch immer, und die Eifersucht brannte in seinem Herzen, als er sich das Bild vor Augen führte, wie sie in

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