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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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den Armen des flotten Engländers gelegen hatte. Welche Absichten hegte er ihr gegenüber? Liebte er sie wirklich? Wie konnte er sie nicht lieben? Und sie liebte ihn, dafür hatte Korak einen deutlichen Beweis vor Augen gehabt. Hätte sie ihn nicht geliebt, so hätte sie seine Küsse nicht geduldet. Seine Meriem liebte einen anderen! Lange Zeit ließ er diese schreckliche Wahrheit tief in sein Bewußtsein sinken, und davon ausgehend versuchte er, seine künftige Vorgehensweise zu entwerfen. Er hegte großes Verlangen, dem Mann zu folgen und ihn zu erschlagen; aber sofort mußte er sich vergegenwärtigen: Sie liebte ihn. Konnte er denjenigen erschlagen, den Meriem liebte? Bekümmert schüttelte er den Kopf. Nein, das konnte er nicht. Dann folgte der zögernde Entschluß, Meriem zu folgen und mit ihr zu reden. Er war schon halb unterwegs, da blickte er an sich herunter, sah seine Nacktheit und schämte sich. Er, der Sohn eines britischen Peers, hatte sein Leben auf solche Weise weggeworfen, war auf das Niveau eines Tieres hinabgestiegen, so daß er sich jetzt schämte, zu der Frau zu gehen, die er liebte, und ihr seine Liebe zu Füßen zu legen. Er schämte sich, zu dem kleinen Arabermädchen zu gehen, das einst seine Spielgefährtin im Dschungel gewesen war, denn was konnte er ihr bieten?
    Jahrelang hatten die Umstände ihn gehindert, zu seinen Eltern zurückzukehren, und schließlich hatte sein Stolz ihn zurückgehalten, und er hatte aus seinem Bewußtsein die letzte Spur einer Absicht zur Rückkehr verbannt. In einem Anflug jungenhafter Abenteuerlust hatte er sein Schicksal mit dem der Dschungelaffen verbunden. Als er in dem Hotel an der Küste den Einbrecher getötet hatte, war er danach in seiner kindlichen Sinnesart von furchtbarer Angst vor dem Gesetz erfüllt gewesen, und dies hatte ihn noch tiefer ihn die Wildnis getrieben. Die Zurückweisungen, die er von den Menschen erfahren hatte, weißen wie schwarzen, hatten seine Denkweise geformt, als sie noch in einem leicht zu beeinflussenden Zustand war und geformt werden konnte.
    Er war zu der Ansicht gelangt, daß die Hand des Menschen ihm verweigert wurde, und danach hatte er in Meriem die einzige menschliche Gesellschaft gefunden, die er brauchte oder ersehnte. Als sie ihm entrissen wurde, war sein Schmerz so tief gewesen, daß der Gedanke, sich je wieder unter menschliche Wesen zu begeben, ihn mit noch größerem, unaussprechlichem Widerwillen erfüllte. Die Würfel waren gefallen, endgültig und für alle Zeiten, glaubte er. Aus eigenem Willen war er zum Tier geworden, als Tier hatte er gelebt, als solches würde er sterben.
    Nun, da es zu spät war, bedauerte er es. Denn soeben hatte die noch lebende Meriem sich ihm als fortgeschrittenes und auf höherer Entwicklungsstufe befindliches Wesen dargestellt, für das in seinem Leben einfach kein Platz mehr war. Der Tod hätte sie nicht weiter von ihm wegführen können. In ihrer neuen Welt liebte sie einen Mann ihresgleichen. Und Korak wußte, daß das richtig war. Sie war nicht für ihn bestimmt – nicht für den nackten, wilden Affen. Nein, sie war nicht für ihn bestimmt, aber er gehörte noch immer ihr. Wenn er sie und die Glückseligkeit nicht haben konnte, so wollte er wenigstens alles tun, was in seiner Macht stand, um ihr Glück zu sichern. Er würde dem jungen Engländer folgen. Zuerst würde er sich vergewissern, daß dieser es gut mit ihr meinte, und danach würde er auch über den Mann wachen, den sie liebte, wenngleich die Eifersucht ihn peinigte. Er würde es um Meriems willen tun. Aber gnade diesem Mann Gott, falls er ihr gegenüber Böses im Schilde führte!
    Langsam erhob er sich. Er stellte sich aufrecht, reckte seine mächtige Gestalt, und die Muskeln seiner Arme glitten geschmeidig unter der gebräunten Haut, als er die geballten Fäuste hinter den Kopf legte. Eine Bewegung am Boden fiel ihm ins Auge. Eine Antilope trat auf die Lichtung. Sofort wurde er sich bewußt, daß er nichts im Magen hatte – wieder war er ein Tier. Einen Augenblick lang hatte die Liebe ihn in die erhabenen Gefilde des Adels und des Verzichts geführt.
    Die Antilope überquerte die Lichtung. Korak ließ sich auf der ihr unsichtbaren Seite des Baumes zu Boden fallen, so leichtfüßig, daß nicht einmal die empfindsamen Lauscher des Tieres seine Gegenwart erfaßten. Er rollte sein Grasseil auf – es war die neueste Ergänzung seines Waffenarsenals, aber er war geübt darin. Oft war er nur mit Messer und Seil

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