Tarzan 04 - Tarzans Sohn
Mund.
Hanson und der Boy ritten geradewegs zur Lichtung. Es war schon dunkel, als sie eintrafen. Hanson ließ den Boy zurück und ritt zum Rand der Ebene, wobei er das Pferd des Boys am Zügel mitführte. Hier wartete er. Es war neun Uhr, als er eine einzelne Gestalt aus der Richtung des Bungalows auf sich zukommen sah. Einige Augenblicke später zügelte Meriem ihr Pferd neben ihm. Sie war erregt und ihr Gesicht gerötet. Als sie ihn erkannte, wich sie erschrocken zurück.
»Mr. Baynes Pferd ist gestürzt und auf ihn gefallen, dadurch hat er sich den Fußknöchel verstaucht«, erklärte Hanson eilends. »Er konnte nicht selbst kommen, deshalb hat er mich geschickt, ich soll Sie zum Camp bringen.«
In der Dunkelheit konnte sie seinen triumphierenden, frohlockenden Gesichtsausdruck nicht erkennen.
»Wir sollten uns besser beeilen«, fuhr Hanson fort. »Wir müssen ziemlich schnell reiten, wenn wir nicht wollen, daß man uns einholt.«
»Ist er schwer verletzt?« fragte Meriem.
»Nur eine kleine Verstauchung«, erwiderte Hanson. »Er kann ganz gut reiten, doch wir beide hielten es für besser, daß er die Nacht hindurch liegen bleibt und sich etwas ausruht, denn in den nächsten Wochen werden wir sehr viel zu reiten haben.«
»Stimmt«, pflichtete das Mädchen bei.
Hanson wendete sein Pferd, und Meriem folgte ihm. Etwa eine Meile ritten sie den Saum des Dschungels entlang nach Norden, dann wendeten sie sich Richtung Westen. Meriem folgte wortlos und achtete wenig auf die eingeschlagene Route. Sie wußte nicht genau, wo Hansons Camp lag, deshalb hatte sie keine Ahnung, daß er sie gar nicht dorthin führte. Die ganze Nacht ritten sie geradewegs nach Westen. Als der Morgen anbrach, genehmigte Hanson einen kurzen Halt, um zu frühstücken, denn er hatte seine Satteltaschen prall gefüllt, ehe er das Camp verließ. Dann ritten sie weiter und machten auch nicht wieder halt, bis er in der Hitze des Tages anhielt und dem Mädchen gebot, abzusitzen.
»Wir werden hier ein bißchen schlafen und die Pferde grasen lassen«, sagte er.
»Ich hatte keine Ahnung, daß das Camp so weit weg ist«, sagte Meriem.
»Ich hatte Befehl gegeben, bei Tagesanbruch weiterzuziehen, so daß wir einen guten Start haben« erklärte der Händler. »Ich wußte, daß wir beide die schwerbeladene Safari ohne weiteres einholen würden. Wahrscheinlich werden wir sie morgen erreichen.«
Aber obwohl sie einen Teil der Nacht und den ganzen folgenden Tag ritten, konnten sie keine Anzeichen der Safari entdecken. Meriem, in Dingen des Dschungels erfahren, wußte, daß niemand seit vielen Tagen vor ihnen hergeritten war. Gelegentlich entdeckten sie Anzeichen eine alten, sehr alten Spur von vielen Leuten. Größtenteils folgten sie dieser gut erkennbaren Fährte entlang Elefantenpfaden und durch parkähnliche Haine. Es war ein idealer Weg für schnelles Vorwärtskommen.
Schließlich schöpfte sie Verdacht. Auch hatte sich die Haltung des Mannes an ihrer Seite deutlich verändert. Oft überraschte sie ihn, wie er sie mit Blicken verschlang. Allmählich stieg das Gefühl in ihr auf, daß sie ihm früher schon einmal begegnet war. Irgendwo, zu irgendeiner Zeit hatte sie diesen Mann kennengelernt. Es war offensichtlich, daß er sich mehrere Tage nicht rasiert hatte. Ein blonder Stoppelbart überzog seinen Hals, die Wangen und das Kinn, dadurch festigte sich bei ihr die Überzeugung, daß er kein Fremder war.
Indes rebellierte sie erst am zweiten Tag. Sie zog entschlossen die Zügel straff und äußerte ihre Zweifel. Hanson versicherte ihr, daß das Lager nur einige Meilen voraus liegen werde.
»Eigentlich hätten wir sie bereits gestern einholen müssen«, sagte er. »Sie sind offensichtlich viel schneller marschiert, als ich es für möglich gehalten habe.«
»Sie sind überhaupt nicht hier entlangmarschiert«, sagte Meriem. »Die Spur, der wir folgen, ist Wochen alt.«
Hanson lachte.
»Ach, das ist es?« rief er. »Warum haben Sie das nicht eher gesagt? Das kann ich Ihnen erklären. Wir haben nicht denselben Weg eingeschlagen, aber wir werden noch heute auf ihre Fährte stoßen, selbst falls wir sie nicht einholen sollten.«
Nun wußte sie endlich, daß der Mann sie anlog. Wie töricht mußte er sein, anzunehmen, daß jemand eine so lächerliche Erklärung schlucken würde? Wer war wohl so dumm, zu glauben, daß sie damit rechnen konnten, eine andere Reisegruppe einzuholen (und genau das hatte er ihr soeben versichert), wenn der Weg dieser Gruppe
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