Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
wieder zurück in das Nahrungsnetz. Der mikrobielle Zyklus im Plankton wird als Microbial Loop bezeichnet, dabei kommt dem Pikoplankton (0,2–2 μm große Prokaryoten) eine besonders große Bedeutung zu. Als Destruenten wirken aber nicht nur Bakterien, sondern auch heterotrophe Flagellaten, Ciliaten und Cladoceren.
Eutrophe Seen ( Siehe hier , Siehe hier ) sind mineralstoffreich, ein großer Teil der Mineral- und Nährstoffe stammt aus der umgebenden Landschaft. Wegen der hohen Primärproduktion wird sehr viel Biomasse aufgebaut, absterbende Organismen sammeln sich als Faulschlamm am Seegrund. Zwischen eutrophen und oligotrophen Seen gibt es Übergänge. Nitrate und Phosphate, die aus Düngemitteln, Abwässern und Industrieabgasen stammen, können Seen stark überdüngen. Dadurch wird die Primärproduktion derart angeregt, dass die absterbenden Pflanzenmassen nur unter Sauerstoffzehrung abgebaut werden. Die untersten Wasserschichten werden anaerob und lassen kein Überleben höherer Organismen zu. Stark eutrophierte Seen werden auch als hypertrophiert bezeichnet.
5.3.2 Fließgewässer
Als Fließgewässer werden Wasserläufe unterschiedlicher Größe zusammengefasst: Ein Fluss vereinigt mehrere Bäche und Nebenflüsse und führt ihr Wasser dem Meer zu, große Flüsse werden oft als Ströme bezeichnet. Fließgewässer durchziehen die Landschaft wie ein Aderwerk, sie bewässern oder entwässern die Umgebung (Abb. 5. 8 ). Der Wasserkörper selbst und seine Ufervegetation stellen bedeutende Wanderwege dar.
Abb. 5. 8 Flüsse sind Lebensadern der umgebenden Landschaft. Große Ströme wie Nil (Foto), Ganges oder Amazonas haben die Kultur der dort ansässigen Menschen geprägt. (Foto von Inge Kronberg, Hohenwestedt.)
„Fluss“ und „fließen“ sind geradezu sinnbildliche Ausdrücke für allmähliche Veränderung. Im Verlauf eines Fließgewässers lässt sich dieser kontinuierliche Wandel nachvollziehen: Von der Quelle bis zur Mündung ändern sich schrittweise Temperatur, Strömungsgeschwindigkeit und Substrat. Im Gegensatz zu den stehenden Gewässern weisen Fließgewässer daher weniger vertikale als horizontale Gradienten auf. Entsprechend verläuft die Gliederung der Fließgewässer. Der Veränderung der abiotischen Bedingungen folgt eine Umstrukturierung der Lebensgemeinschaften – Fließgewässer bilden ein Kontinuum ( River-Continuum-Konzept ). Regional lassen sich charakteristische Lebensgemeinschaften zwar bestimmten Flussabschnitten zuordnen, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Flussabschnitte ineinander übergehen. In Mitteleuropa unterteilt man die drei Hauptabschnitte eines Flusses weiter hinsichtlich der dort lebenden Fischarten: Quellregion (Krenal), danach Bergbachregion (Rhithral), bestehend aus Forellenregion und Äschenregion, dann Flussregion (Potamal) aus Barbenregion, Bleiregion und Kaulbarschregion.
Ereignisse in der Quellregion, z. B. der Eintrag von Mineralsalzen, setzen sich zeitverzögert wie eine fließende Welle bis in den Unterlauf fort, dabei schwächen sich die Konzentrationen ab.
Bestimmender abiotischer Faktor für die Fließgewässer ist die einsinnig gerichtete Strömung , die Flüsse am offensichtlichsten von stehenden Gewässern unterscheidet. Die Fließgeschwindigkeit hängt einerseits vom Gefälle, also vom Höhenunterschied zwischen Quelle und Mündung, andererseits aber auch von der Querschnittsfläche des Gewässers ab. Gelöste Stoffe, Sediment, Geröll und auch die Lebewesen werden durch das fließende Wasser in Richtung Mündung verfrachtet. Mit Ausnahme von einigen Stillwasserbuchten, gibt es daher in Fließgewässern kaum Plankton. Die meisten Organismen gehören dem Benthon an und haben verschiedene Festhaltemechanismen und Klammereinrichtungen entwickelt. Größere, kräftige Organismen können dem allmählichen Abdriften entgegenwirken: Fische wandern aktiv gegen die Strömung; in ihren Kiemen gelangen auch die Larven von Süßwassermuscheln zurück in die quellnahen Flussabschnitte. Insekten, deren Larven im Fließgewässer leben, fliegen als Imagines zur Eiablage stromaufwärts.
Entscheidend für die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften ist neben der Strömung die Bodenbeschaffenheit , diese wird indirekt ebenfalls durch die Strömung modifiziert. Bei schnell fließenden Gewässern besteht der Untergrund aus Steinen, da alle lockeren Sedimentbestandteile durch das fließende Wasser abtransportiert werden. Bei langsamer fließenden
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